Vom 4. bis 13. September fand im Vatikan eine Fortbildung für Bischöfe unter dem Thema „Die bischöfliche Mission in einer synodalen Kirche leben“ statt. In der Privataudienz vom 9. September mit den katholischen Bischöfen, die in den letzten fünf Jahren geweiht worden waren, blickte der Heilige Vater im Besonderen auf Afrika und gab Empfehlungen, die die katholischen Kirchenführer auf der ganzen Welt berücksichtigen sollten, wenn sie das Volk Gottes leiten. „In meinem Dienst, die Kirche zu leiten, muss ich von euch und euren Kirchen hören“, wird Papst Franziskus in einem Bericht von Bischof Christian Carlassare von der südsudanesischen Diözese Rumbek zitiert, der ACI Africa vorliegt.
Papst Franziskus betonte in seiner kurzen Ansprache auch die Notwendigkeit der Liebe seitens der kirchlichen Amtsträger und sagte, dass die Leitung der Kirche „nur in brüderlicher Liebe möglich ist. Ohne Nächstenliebe sind alle Leitungsgremien nutzlos“. Der Heilige Vater ging darauf ein, was die katholischen Bischöfe wissen und wozu sie beitragen müssen, nachdem „eine Reihe von Bischöfen während der Audienz am 9. September einige Gedanken und Anliegen vorgetragen hatten“, schreibt Bischof Carlassare in seinem Bericht, in dem er über die Hintergründe spricht, die die Bischöfe vor allem aus Afrika und Asien über das Dikasterium für die Evangelisierung und andere vatikanische Dikasterien erfuhren.
Mit Blick auf Afrika wird der Heilige Vater mit den Worten zitiert: „Es gibt immer noch die weit verbreitete Vorstellung, dass Afrika ausgebeutet werden muss. Aber ihr, das afrikanische Volk, habt große menschliche Ressourcen. Es gibt eine Originalität in euch, erkennt sie an und schätzt sie. Gebt dem Minderwertigkeitskomplex keinen Raum. Es gibt noch Jungfräulichkeit in Afrika. Ihr habt ein jungfräuliches Gedankengut.“ Papst Franziskus zeigte sich darüber hinaus besorgt über die Korruption in Afrika. „Korruption ist ein großes Problem auf dem afrikanischen Kontinent und in der Welt.“ Er bezeichnete Korruption als „Methode der Mächtigen, über die Schwachen zu herrschen“ und forderte die katholischen Bischöfe auf, „gegen Korruption zu kämpfen“.
Nach Angaben von Bischof Carlassare sprach der Vater auch die Herausforderung der Christenverfolgung an. „Heute leiden Christen unter Verfolgung in verschiedenen Formen. Um die Ursachen der Verfolgung zu überwinden, ist die Inkulturation des Glaubens für die Evangelisierung der Kultur notwendig. Der Glaube ist nicht abstrakt, er muss in einer Kultur Fleisch annehmen. Wir müssen also das Risiko eingehen, den Glauben in die Kulturen der Menschen zu bringen“, zitiert das in Italien geborene Mitglied der Comboni-Missionare vom Herzen Jesu (MCCJ), das seit 2005 im Südsudan tätig ist, Papst Franziskus.
Er berichtet, der Heilige Vater habe auch über die Armen und die ungleiche Verteilung der Ressourcen auf der Welt gesprochen und gesagt: „Die Armut ist eine große Wunde in unserer Welt. Wenige Reiche kontrollieren die Weltwirtschaft, und viele Menschen hungern. Die Rüstungsindustrie erhält zu viele Mittel und Investitionen. Es gibt Hunger, weil wir zerstören, anstatt aufzubauen.“ Der Heilige Vater, so ergänzt Bischof Carlassare, sagte, dass „die Armen das heilige gläubige Volk Gottes sind. Skandalisiert die Armen nicht. Stellt euch in die Mitte des Volkes Gottes. Man kann die Kirche nicht mit Ideen führen. Jede Ideologie (die) nicht katholisch ist, ist heidnisch“.
Papst Franziskus warnte vor „tyrannischen Bischöfen“, die in seinen Augen „nichts taugen“. Laut Bischof Carlassare rief der Heilige Vater die Bischöfe dazu auf, „das Volk für sich selbst sprechen zu lassen“ und fügte hinzu, dass „Gott den Bischöfen zwei Ohren gegeben hat, eines, um auf Gott zu hören und das andere, um auf Gottes Volk zu hören. Wenn eines Ihrer beiden Ohren nicht funktioniert, werden Sie großen Schaden anrichten. Gottes Volk braucht die Berührung des Bischofs. Seid ihnen nahe.“ Papst Franziskus wies auch darauf hin, so der Bischof von Rumbek, dass „das heilige Volk Gottes die Salbung des Geistes hat und die Unfehlbarkeit … durch den Glauben gegeben ist. Wie man die Eucharistie behandelt, so behandelt man auch das heilige Volk Gottes.“
Er zitiert weiter den Heiligen Vater, der die Notwendigkeit einer guten Ausbildung der pastoralen Mitarbeiter betont. „Die Kirche wächst, wenn die Seelsorger wachsen. Es reicht nicht aus, einen guten Bischof und gute Priester zu haben. Wir müssen gut ausgebildete pastorale Mitarbeiter unter den Laien und Katechisten haben“, wird Papst Franziskus zitiert, und er mahnt: „Klerikalisiert die Katechisten nicht. Kümmert euch um die Katechetinnen und Katecheten. Bildet Laienpastoralbeauftragte aus, damit sie sich angemessen um die Kirche kümmern.“ Der Heilige Vater, so der 45-jährige katholische Bischof, forderte die Bischöfe auf, „die Seminaristen gut auszubilden, um gute Priester zu haben. Die Güte eines Priesters zeigt sich nicht darin, was er weiß. Priester müssen Beziehungen stärken.“
Der Papst äußerte sich auch zu den Vorbereitungen für die Synode zur Synodalität mit den Worten, dass „der synodale Prozess eine Gelegenheit ist, durch Gebet und Dialog die Einheit in der Kirche zu suchen. Einheit entsteht nicht, wenn wir versuchen, alle gleich zu sein. Einheit entsteht, wenn es eine Gemeinschaft in der Vielfalt gibt. Die Kirche ist weder progressiv noch konservativ. Sie ist Kirche, und das ist alles.“ „Synodenteilnehmer können entweder progressiv oder konservativ sein. Sie werden sprechen, aber sie sind nicht die Hauptakteure. Der Hauptdarsteller ist der Heilige Geist. Der Heilige Geist schafft Harmonie. Wer progressiv ist, darf seine Position nicht radikalisieren“, zitiert Bischof Carlassare Papst Franziskus. „Der Heilige Geist wird helfen, eine Synthese all dessen zu schaffen, was zum Ausdruck gebracht wird. An Pfingsten muss es viel Lärm gegeben haben, als die Apostel in allen Sprachen redeten. Aber es herrschte Gemeinschaft. Wir müssen mehr Theologie des Heiligen Geistes betreiben.“
ACI Afrika