Unter den vielen Missionaren, die das Evangelium in allen Teilen der Welt verkündet und einen Beitrag zum Aufbau einheimischer Ortskirchen geleistet haben, kam eine große Zahl aus dem Gebiet des heutigen Südtirol. Unter ihnen waren auch viele Comboni-Missionare, die zunächst vor allem im heutigen Südsudan und später in Südafrika und in Peru wirkten. Heute sehen wir unsere Mission auch darin, unsere Erfahrungen aus der Weltkirche in die Seelsorge unserer Heimatkirche einzubringen.

Die Diözesansynode Bozen-Brixen (2013 -2015) hat den Gläubigen in Südtirol Mut zu ihrer Mission im eigenen Land gemacht: „Die Frohe Botschaft der Welt und den Menschen unserer Zeit zu verkünden, sehen wir als Hauptaufgabe unseres Lebens und unserer Gemeinden. Dabei gilt unser Augenmerk besonders den sogenannten ‚Fernstehenden‘“ heißt es im Wortlaut des Synodendokumentes. Südtirol ist also selbst zum Missionsland geworden.

In der Diözese Bozen-Brixen ist man sich bewusst, dass diese Mission sich grundsätzlich dadurch verwirklicht, dass „Christinnen und Christen den Glauben in ihrem unmittelbaren Umfeld weitergeben, – wo immer sie leben und arbeiten“. In einer pastoralen Situation, in der gerade auch in Südtirol immer weniger Priester und Ordensleute zur Verfügung stehen, braucht es Frauen und Männer, die „ehrenamtlich und/oder hauptamtlich bestellt sind, den Glauben zu verkünden. Sie sind theologisch und spirituell ausgebildet, können auf eine solide Basis in psychologischer Kommunikation und auf eine gewisse Lebenserfahrung verweisen und sind aufgrund ihres persönlichen Zeugnisses glaubwürdig“.

In Kursen an der Theologisch-Philosophischen Hochschule Brixen erhalten Frauen und Männer eine Bildungsgrundlage für ein Engagement in einer Pfarrei oder Seelsorgeeinheit oder in einem anderen kirchlichen Lebensbereich. Es war für mich eine sehr schöne, bereichernde und ermutigende Erfahrung in den Vorlesungen, zu denen ich sowohl im Grundkurs als auch im Aufbaukurs eingeladen wurde, Frauen und Männern aus allen Teilen Südtirols zu begegnen, die sich über einen längeren Zeitraum jeweils an einem Wochenende Zeit dafür nehmen, ihren christlichen Glauben zu vertiefen. Mit großem Interesse sind sie bereit, sich Grundkenntnisse der Theologie anzueignen und sich eingehend über die aktuelle Situation der Kirche in der Welt von heute zu informieren.

Es ist schön, wenn wir Missionare etwas von unseren Erfahrungen, die uns in unserer Tätigkeit in den Kirchen des Südens geschenkt wurden, weitergeben können. Andererseits lerne ich als Theologe und Seelsorger viel von diesen Frauen und Männern, die mit beiden Füßen im Leben ihrer Familie, ihres Berufes und ihrer Pfarrei stehen. Durch diese Zeuginnen und Zeugen des Glaubens, deren Theologie und Spiritualität aus dem Leben kommt und ins Leben zurückkehrt, wird unsere Kirche auch in Zukunft am Leben bleiben.

P. Franz Weber