Seit Januar 2016 bereiten sich die Missionarinnen und Missionare auf Zeit (MaZ) auf ihren Einsatz und somit auch auf ihren Abschied vor. In vielen Seminaren haben sie während der letzten Monate so einiges über interkulturelle Kommunikation, globale Strukturen und ihre Einsatzländer gelernt. Im letzten gemeinsamen Seminar vom 11. Juli bis 17. Juli 2016 in Josefstal mit dem Titel „Sich auf den Weg machen – Abschied nehmen“ wurden letzte Fragen geklärt und dem Abschiednehmen wurde viel Zeit eingräumt. Für die meisten geht es ab August in die weite Welt.
Besuch von Horrem und Josefstal – die Gruppe lernt das Ordensleben kennen
Die Salvatorianer und Comboni-Missionare bieten seit Januar 2016 den Freiwilligendienst „MissionarIn auf Zeit“ gemeinsam an, d.h. manche Projekte im Ausland werden von Salvatorianern, andere von Comboni-Missionaren geleitet. Da die MaZ mehr oder weniger eng mit den Gemeinschaften vor Ort zusammen leben, ergibt es Sinn, dass sie sich schon vor Beginn ihres Einsatzes mit dem Ordensleben vertraut machen. So fuhren die MaZ, die in Projekten der Salvatorianer mithelfen werden, zu den Salvatorianerinnen nach Horrem bei Köln und lernten dort die Gemeinschaft sowie das Gemeinschaftsleben kennen. Sie durften dort tatkräftig bei der Bewältigung von Alltagsaufgaben mithelfen. Die MaZ, die in Projekten der Comboni-Missionare mithelfen werden, bekamen eine Einführung in das Gemeinschaftsleben in Josefstal und eine Führung durch die Missionsprokura in Ellwangen. Pater Bernhard Riegel stellte ihnen das Stundengebet vor und dann beteten sie es gemeinsam. Außerdem stellen sich die MaZ gegenseitig ihre Einsatzländer vor – in der jeweiligen Landessprache, also auf Englisch beziehungsweise auf Spanisch. Für manche war dies eine ganz schöne Herausforderung, aber alle haben es geschafft und das Land gut vorgestellt.
Während die MaZ aus Horrem sich auf den Weg nach Josefstal machten, nahmen die MaZ in Josefstal an einer selbst organisierten Stadtführung durch das beschauliche Ellwangen teil.
Von Kulturschocks und Notfallplänen
Mittwochabend kam es zum langersehnten Wiedersehen und alle waren noch bis spät in die Nacht wach, um die Neuigkeiten der letzen Wochen und Monate auszutauschen.
Donnerstagmorgen ging es dann um Bilder in unseren Köpfen: wie sind unsere Vorstellungen von „den Fremden“ geprägt? Welche Bildsprache wird verwendet? Hat sie sich über die Jahrzehnte hinweg verändert? Mit Beispielen von Titelseiten von Zeitungen und Magazinen sowie von Werbeplakaten aus dem 20. Jahrhundert und heute wurde schnell klar: die Bildsprache hat sich kaum verändert. Daraus ergab sich die Diskussionsfrage: wie können wir dies ändern? Als MaZ müssen (und dürfen) die Freiwilligen von ihren Erlebnissen im Einsatz berichten – auf dem Blog und in Rundbriefen. Hierbei besteht die Gefahr, diese „Bilder“ zu reproduzieren und zu festigen. Und gleichzeitig besteht die Chance, dass sie den Leserinnen und Lesern ihrer Berichte ein anderes, vielschichtigeres und differenzierteres Bild von den Menschen und ihrem Alltag im Einsatzland vermitteln. Auf welche Begriffe und „Sprachbilder“ man beim Schreiben der Berichte achten sollte – das erarbeiteten sich die MaZ am Donnerstagmorgen.
Weiter ging es am Nachmittag mit der Reflexion der eigenen Privilegien: auch wenn die MaZ es im Alltag kaum wahrnehmen, sind sie doch sehr privilegiert durch ihren sozialen Status und ihre materielle Ausstattung – nicht nur in den Einsatzländern, sondern auch hier in Deutschland. Sich dessen bewusst zu werden, war Ziel der Einheit. Danach war es Zeit, den „Kulturschock“ zu besprechen, durch den sich die MaZ kämpfen müssen, um wirklich im Einsatzland anzukommen und den Alltag der Menschen miterleben zu können. Gemeinsam besprachen und entwickelten die MaZ Strategien, wie man ein „Tief“ überwinden kann.
Der Freitag befasste sich mit kritischen Situationen im Einsatz: was mache ich, wenn mir etwas passiert? Wen kann ich kontaktieren? Wo bekomme ich Hilfe? Die Hauptamtlichen stellen den MaZ den Notfallplan vor und gingen ihn Schritt für Schritt durch – Nachfragen waren sehr erwünscht, damit sich auch jede und jeder gut genug informiert fühlt, um in einem möglicherweise auftretenden Notfall handlungsfähig zu sein.
Samstag übten die MaZ den Aufbruch schonmal praktisch: mit Lunchpaketen ausgestattet, ging es auf Wanderung durch die schöne Landschaft um Josefstal herum. Obwohl die Sonne nicht wirklich stark schien und sich manchmal hinter der einen oder anderen Wolke versteckte, wagten sich die meisten MaZ ins kalte Wasser eines Sees, der auf dem Weg lag. Gut gelaunt ging es nach der Erfrischung zurück nach Josefstal, wo die letzten Vorbereitungen für den Abschied am nächsten Tag getroffen wurden und die MaZ den letzten gemeinsamen Abend in vollen Zügen genossen. Auch einige MaZ-Rückkehrer der Comboni-Missionare waren dabei, denn sie hatten sich für ein Rückkehrertreffen in Ellwangen getroffen und wollten „die Neuen“ unbedingt noch vor der Ausreise kennen lernen.
Abschied nehmen – Eltern und Geschwister kamen zum Aussendungsgottesdienst
Am Sonntagmorgen fand dann der Höhepunkt des Seminars statt: Eltern und Geschwister der MaZ kamen zahlreich nach Josefstal, um am Aussendungsgottesdienst teilzunehmen. Manche hatten sogar den langen Weg von Berlin und Wien auf sich genommen. Die MaZ hatten den Gottesdienst selbst vorbereitet: die Fürbitten, die Musik, die Texte und die Gestaltung der Kirche. So wurde es ein sehr persönlicher Gottesdienst, bei dem auch die ein oder andere Träne flossen. Besonders die Aussendung und die Segnung der MaZ gestaltete Pater Georg Fichtl sehr emotional und behutsam: die Eltern der MaZ legten ihren Kindern die Hände auf die Schultern als Symbol der Segnung, des Schutzes und der Unterstützung. Die MaZ sollten das Gefühl bekommen: ihr werdet getragen, unterstützt und seid nicht allein. Auch dann nicht, wenn ihr tausende Kilometer entfernt seid.
Nach dem Gottesdienst ging es für die MaZ und ihre Angehörigen in ein nahe gelegenes Restaurant, um gemeinsam zu Mittag zu essen und sich besser kennen zu lernen. Und dann hieß es, Abschied zu nehmen. Bevor sich alle MaZ mit ihren Angehörigen in alle Himmelsrichtungen aufmachten, wurden noch Fotos gemacht und Wünsche ausgetauscht. Manche MaZ werden sich im Einsatz auf dem Zwischenseminar wiedersehen, die komplette Gruppe wird sich aber erst im Herbst 2017 zum Rückkehrerseminar in Nürnberg wiedersehen. In der Zwischenzeit wird wohl noch so einiges passieren …
Wer über die Erlebnisse unserer MaZ informiert bleiben möchte und an ihrem Leben im Einsatzland ein Stück weit teilnehmen möchte, der findet auf dem MaZ-Blog ab August 2016 Berichte unserer MaZ: www.cosamaz.org