Niemand von uns denkt daran, jung und plötzlich zu sterben oder sich in unnötige Gefahren zu begeben. Jedoch jede Comboni-Schwester ist sich bewusst, dass das auch zutreffen könnte… und auch unter dramatischen Umständen, wie euer Verkehrsunfall auf der transamazonischen Fernstraße. Das und Vieles andere gehört zu unserem Erbe, das wir freudig entgegennehmen. Wir nehmen an, liebe Luisa und Giusy, dass das auch bei euch so gewesen ist. Ihr habt an jenem Tag nicht den Tod und auch nicht diese Art und Weise gesucht, aber in eurem Herzen habt ihr sicher auch mit dieser Möglichkeit gerechnet. Euer Leben habt ihr ja schon in großherziger Weise weitergeschenkt und an jenem Tag, vielleicht nach einigen kurzen Minuten der Angst, den letzten Schritt angenommen und euch nochmals von IHM tragen lassen, um das andere Ufer zu erreichen.
Liebe Luisa und Giusy! Die Nachricht von eurem Tod hat uns nach einem ganz normalen Arbeitstag erreicht. Euer Abgang erfüllt uns mit großem Schmerz. Wir waren auf das nicht vorbereitet und wir hätten nie dazu eingewilligt… wenigstens hätten wir gerne etwas für euch getan, aber auch das ist nicht möglich gewesen. Ihr habt uns plötzlich verlassen, ohne ein Abschiedswort, ohne für euch etwas zu erbitten, genau so, wie ihr immer gelebt habt. Das ist euer Lebensstil gewesen, immer bereit zum Handeln, zum Hinausgehen, mit Großherzigkeit und ohne zu kalkulieren.
Und wir… eure Schwestern?
Für einige Tage haben wir innegehalten. Wir haben eure Fotos hervorgeholt und betrachten eure Gesichter, die die Freude ausstrahlen, dort zu sein, wohin euch die göttliche Vorsehung gesandt hat. Ihr legt Zeugnis ab vom Leben, von der Hoffnung und der Freude, die Frucht der missionarischen Hingabe. Wir haben euch in liebender Umarmung aufgefunden, sicher um gemeinsam die Angst des Übergangs zu meistern.
Wir tun uns schwer, anzunehmen, dass eure Mission bereits zu Ende gegangen ist. Wir haben noch lange mit euch gerechnet, denn die missionarische Anwesenheit ist noch lange notwendig.
Luisa und Giusy, wir danken euch für euer Leben. Wir spüren die Dunkelheit und die Leere, die euer Tod in uns hinterlässt, aber wir sehen gleichzeitig schon, wenn auch nur mit Mühe, die ersten Lichtstrahlen eurer Auferstehung, im Verlangen, unsere Berufung als Comboni-Missionsschwestern in ihrer ganzen Radikalität und ursprünglichen Schönheit zu leben. Wir danken euch, liebe Mitschwestern!
Schwester Luigina Coccia, Generaloberin und Generalrätinnen.
Schwester Luisa Manuel
Geboren am 28. April 1970 in Mepera, Mosambik. Von 1988 bis 1992 besuchte sie in Beira eine Berufsschule. Anschließend trat sie ins Postulat der Comboni-Schwestern in Nampula ein. 1995 begann sie im Alter von 23 Jahren in Italien das Noviziat. Am 14. September 1997 legte sie in ihrer Heimat die ersten Gelübde ab und führte ihre Ausbildung weiter.
2001 reiste sie in die Mission nach Brasilien aus und wurde in Salvador, Bahia eingesetzt. 2004 kehrte sie nach Mosambik zurück, um sich auf die ewigen Gelübde vorzubereiten. In Salvador wirkte sie als Erzieherin im Institut Daniel Comboni und studierte gleichzeitig Pädagogik und erwarb ein Lizenziat.
2011 kehrte sie für drei Jahre nach Mosambik zurück. Von 2011 bis 2014 gehörte sie dem Provinzrat an.
Am 25. Februar 2015 kehrte sie nach Brasilien zurück, um auf der Mission von San Antonio do Matupi zu arbeiten. Sie wurde zur Oberin der kleinen Gemeinschaft ernannt, übernahm Erziehungsaufgaben und arbeitete in der Pastoral mit. Sie setzte sich besonders gegen den Menschenhandel ein.
Zurzeit besuchte sie einen Kurs für Erzieherinnen, den sie in zwei Jahren abgeschlossen hätte.
Sie starb zusammen mit Schwester Giuseppina Lupo bei einem Verkehrsunfall auf der transamazonischen Fernstraße, 50 km entfernt von San Antonio do Matupi, am 24. Juni 2017.
Schwester Giuseppina Lupo
Geboren am 28. April 1980 in Foggia, Italien.
Nach dem Abschluss ihres Universitätsstudiums und dem Erwerb des Doktorgrades in Ernährungswissenschaften schloss sie sich den Comboni-Missionsschwestern an. Sie erhielt ihre Ordensausbildung in Granada, Spanien und in Quito, Ecuador. Am 14. September 2014 legte sie die ersten zeitlichen Gelübde ab.
Im gleichen Jahr reiste sie nach Brasilien aus und studierte die Landessprache. Am 29. Juni 2015 wurde sie nach San Antonio do Matupi versetzt, um in der Jugendpastoral mitzuarbeiten.
Sie starb zusammen mit Schwester Luisa Manuel bei einem Verkehrsunfall auf der transamazonischen Fernstraße am 24. Juni 2017.
Aus dem Beileidschreiben des Diözesanbischofs Francisco Merkel CSSp
Der unerwartete und so tragische Tod unserer Schwestern Luisa und Giusy hat mich zutiefst getroffen. Ich hatte die Karwoche in ihrer Pfarrei gefeiert. Wir haben geplaudert, gefeiert, einige christliche Gemeinden besucht, Programme entworfen – wir haben auch von den gefährlichen Autofahrten auf der transamazonischen Straße gesprochen.
Die beiden Schwestern haben die Leute der Pfarrei geliebt und waren bereit, ihnen so gut wie möglich während der nächsten Jahre zur Seite zu stehen.
Nie haben sie von Müdigkeit oder Entmutigung gesprochen. Sie vertrauten in die Anwesenheit des Auferstandenen, glaubten an den Wert des einfachen und freundlichen Wortes, an die Kraft der göttlichen Botschaft und an die Macht der echten Freundschaft.
Wir haben zwei Missionarinnen verloren, oder besser ausgedrückt: „Der Herr hat sie uns geschickt, der Herr hat sie zu sich gerufen!“.
Ich nehme Anteil am Schmerz der Familienangehörigen der beiden Schwestern in Italien und Mosambik, der Comboni-Missionsschwestern in Rom, in Vitória (Spirito Santo), der Schwestern in der weiten Welt. Ich trauere mit der Pfarrei von Santa Lucia und mit den Gläubigen. Diese liebten die Schwestern, denn sie spürten ihre Zuneigung ohne Unterschied.
Ich danke allen, die dazu beigetragen haben, dass der letzte Gruß ein Ausdruck des Glaubens, der Hoffnung, der Liebe und der Solidarität geworden ist.
In tiefer Verbundenheit mit allen, die trauern,
+ Francisco Merkel CSSp, Bischof von Humaitá.
28. April 1970 – 28. April 1980
Das sind die Geburtsdaten von Luisa und Giusy. Zehn Jahre Unterschied und eine identische Liebe für die Mission. Seit 2015 haben sie gemeinsam auf der Mission von San Antonio do Matupi gearbeitet. Es ist schön gewesen, sie als Nachbarinnen zu haben, wir Comboni-Missionare von Porto Velho, 400 km von Matupi entfernt. Wann immer sie uns kurz besuchten, verbreiteten sie unter uns Frohsinn, sie beschenkten uns mit Produkten ihrer Mission. Giusy machte sich gleich in der Küche zu schaffen und bereitete uns viele Köstlichkeiten aus ihrer Heimat zu. Wenn sie uns dann wieder verließen, hatte ich das Gefühl, dass wir viel mehr erhalten hatten als wir ihnen zu geben imstande waren.
So waren Giusy und Luisa… sie liebten das Leben, sie waren voll Großmut, immer bereit für andere…
Gemeinsam dankten sie dem Herrn für das Geschenk ihres Lebens, den 28. April. Gemeinsam feierten und erneuerten sie ihr Ja-Wort an den Herrn für die Mission in der Comboni-Familie, am 14. September. Gemeinsam haben sie oft die transamazonische Straße zurückgelegt und besuchten die christlichen Gemeinden von Migranten und Einheimischen entlang der Straße…
Zusammen hat sie der Herr des Lebens und der Geschichte am 24. Juni 2017 aufgenommen. Wir danken dir, Herr, für das Geschenk dieser beiden Missionarinnen. Ihre Durchreise ist kurz gewesen, aber sehr intensiv.
aus dem Italienischen übersetzt von Pater Alois Eder