Auf unserem MaZ-Blog berichten unsere Missionarinnen und Missionare auf Zeit (MaZ) über ihre Erfahrungen. Elisabeth Sowa berichtet aus Lima, Peru, wo sie zusammen mit Miriam Bauta einen Freiwilligendienst im Haus der Talente macht. Hier schildert sie ihre Erlebnisse mit den Überschwemmungen in Peru und was diese für die beiden Freiwilligen und die Menschen vor Ort bedeuten:

Regen ist nicht immer Segen
Lima ist sehr groß und der Meeresnähe zum Trotz sehr trocken. Miriam und ich haben das letzte halbe Jahr – wenn man von der Begrüßungssturzflut in Santa Cruz de la Sierra absieht – regenlos verbracht. Nun, am 14. März 2017, hat sich die Situation jedoch verändert. Es hat geregnet. Nachts zwischen 10 und 11 Uhr ist das teure Gut vom Himmel gefallen und naiv wie wir als Deutsche waren, haben weder David, noch Miriam, noch ich uns etwas dabei gedacht. In Deutschland ist Regen alltäglich. Das ist hier anders. In Deutschland hat Regen keine Folgen. Das ist hier anders.

Am nächsten Tag haben die Überflutungsmeldungen begonnen. Huaicos, wie man hier Schlammlawinen nennt, gibt es schon seit längerem im Norden von Peru, aber nun sind die Schlammfluten auch in Lima angekommen. Flüsse sind über die Ufer getreten und Straßen wurden überschwemmt. Häuser wurden vom Schlamm davongetragen. Am Donnerstag ist die Schule ausgefallen. Bisher haben wir bei uns in San Genaro noch nie jemanden mit Wasserpaketen durch die Gegend laufen sehen. Das hat sich mit dem Regen ebenfalls geändert. Manche Leute haben regelrecht Hamsterkäufe veranstaltet. Freitags wurde das Wasser in den Stadtteilen Chorrillos, Barranco und Miraflores komplett abgestellt.Bei uns Zuhause lief das Wasser dank des Tanks der Pater und der zum Teil nicht zentralen Wasserversorgung in San Genaro einwandfrei. Wir haben den Luxus, den wir damit haben, bis zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich umfassen können.

Wassermangel auch in Teilen von Lima
Auf der Arbeit hat uns ein Mädchen namens Flor gefragt, ob wir Wasser bei uns Zuhause haben. Freitags hat uns eine Freundin erzählt, dass bei ihr im Viertel – sie wohnt weiter im Norden – das Wasser komplett ausverkauft ist. Wir haben daraufhin Wasser für etwa zwei Tage aus Miraflores mitgenommen – wir hätten mehr besorgt, aber das Wasser war hier ebenfalls leer gekauft. Samstags haben wir mit eigenen Augen gesehen, dass es in San Genaro wirklich kein Wasser – und kaum mehr Gaseosas – zu kaufen gibt. Im Gegensatz zum Rest vom Land ist Gemüse und Obst hier noch nicht teurer geworden, aber wenn die Überschwemmungen noch weiter anhalten, dann ist es wohl bald so weit. Die Zufahrtsstraßen sind nämlich zu großen Teilen zu. Seit Donnerstag sind die Schulen in ganz Lima bis Montag geschlossen. In manchen Gebieten – vor allem abseits der innerstädtischen Steilküste in den Flachlandgebieten um die Hauptstadt herum – ist sie bis Freitag, dem 24. Februar, abgesagt. Es heißt, dass es noch eine weitere Überflutungswellen geben soll. Uns geht es gut, denn da Lima so groß ist, bekommen wir bei uns im Viertel nicht viel von den Überschwemmungen mit – von dem fehlenden Wasser abgesehen. Anderen Menschen in Lima jedoch nicht und wir haben vor, uns zu informieren, ob wir in unserer freien Zeit helfen können.

Die Situation heute: Spenden sammeln, Mut machen, Hoffnung schöpfen
Der erste Teil dieses Blogeintrags ist nun rund einen Monat her. Bis jetzt bin ich nicht dazugekommen weiterzuschreiben, weil viel los war. Wir wurden am Montag, dem 20. März, zum Spendeneinsammeln mitgenommen. Wir haben eine Kirche angefahren und die Spenden auf Juans Truck geladen. Danach wurden wir zum Spendensortieren nach Santa Rosa gefahren, wo die Hauptsammelstelle unserer Pfarrei ist. Die Sammelstelle hier ist morgens von 10 bis 13 Uhr geöffnet und abends von 17 bis 21 Uhr. Es werden Kleiderspenden, Essensspenden, Wasser und natürlich auch Spielzeuge angenommen, weil ein Lächeln in solchen Zeiten nicht zu bezahlen ist. Ab diesem Zeitpunkt war es unsere Aufgabe sooft wir konnten zum Sortieren nach Santa Rosa zu kommen. Da wir bis 19 Uhr im Haus der Talente arbeiten und danach noch zu Abendessen müssen, damit David wenigstens zu einer halbwegs anständigen Zeit schlafen gehen kann – sein Zimmer liegt ja in der Casa de los Talentos – schaffen wir es abends normalerweise nicht mehr zu der Sammelstelle. Morgens waren wir meistens da, aber als die Spenden zu den Flutopfern gebracht wurden, konnten wir noch nicht mitkommen, da nicht genug Platz auf dem Laster war.

Am 28. März ist Padre Juan zu seiner Familie im Norden gefahren. Oskar, der Sozialarbeiter und Leiter im Haus der Talente, hat am Abend eine Mail vorgelesen in der stand, dass Juan acht Stunden zu Fuß laufen musste, um zu seiner Familie zu kommen und dass das Wasser ihm wortwörtlich bis zum Hals steht. In den vergangenen Wochen gab es noch weitere Überflutungswellen, die es allerdings größtenteils nicht bis nach Lima geschafft haben. Im Norden jedoch gibt es deshalb sehr große Probleme.

Hier, in San Genaro gibt es keine Wasserprobleme mehr und auch keine Hamsterkäufe. In den größten Teilen Limas ist die Lage wieder in Ordnung, auch wenn es natürlich noch Gebiete gibt, in denen die Überschwemmungen katastrophale Auswirkungen hatten. An sich geht unser Leben und das vieler Anderer in unserer Umgebung – im Gegensatz zu dem, was die deutschen Medien teils berichtet haben – normal weiter, aber es gibt viele Menschen, bei denen das anders ist.

Der letzte Spendenschub wurde vergangene Woche von Padre Juan eingesammelt. Ein ganzes Zimmer wurde gefüllt und sobald alles sortiert ist, werden die Sachen in den Norden gebracht. Es ist noch nicht ganz klar, welche Stadt angefahren werden wird.

Elisabeth Sowa

Sie möchten für die Menschen in Peru spenden und die Hilfe für die Menschen durch Pater Juan Goicochea unterstützen? Unter dieser Kontonummer können Sie spenden:

Comboni Missionare. Kreissparkasse Ostalb,
IBAN: DE66 6145 0050 0110 6170 15
BIC: OASPDE6AXXX
Verwendungszweck: Peruhilfe, P. Juan

Besten Dank!