2013 trafen sich Vertreter der Mitgliedsstaaten der Afrikanischen Union (AU) in Addis Abeba (Äthiopien), wo die Organisation 1963 gegründet worden war, um das 50jährige Jubiläum zu feiern. Die Abgeordneten stellten sich schwierige Fragen. Welche Fortschritte haben wir gemacht, um die von der AU gesteckten Ziele zu erreichen? Und wenn wir weiterschauen, was ist unsere Vision für Afrika in den kommenden fünfzig Jahren? Darüber hinaus, was ist die größte Herausforderung, wenn wir die Erwartungen der Menschen erfüllen wollen?
Die meisten waren sich einig, dass die bewaffneten Konflikte die schwierigsten Probleme sind, denen Afrika gegenübersteht. Die AU sieht diese auch als größte Hemmnisse bei der Umsetzung der Agenda 2063. Selbstverständlich gibt es weitere Herausforderungen, auf die der Kontinent blickt, einschließlich Armut, Ungleichheit, Arbeitslosigkeit, Klimawandel, illegale Finanzströme, Korruption, aber die Konflikte führen die Liste an.
Bevor die Abgesandten Addis Abeba verließen, kamen sie überein, dass sie die Last der Konflikte nicht auf künftige Generationen übertragen wollen. Deshalb verabschiedeten sie die Resolution „Silencing the Guns in Africa by 2020” (die Waffen in Afrika bis 2020 zum Schweigen bringen) als eines der Vorzeigeprojekte des erweiterten Entwurfs der Agenda 2063.
Ziel der Initiative ist es ein konfliktfreies Afrika zu erreichen, Völkermord zu verhindern, Frieden Wirklichkeit werden zu lassen und den Kontinent von Kriegen, gewaltsamen Auseinandersetzungen, Menschenrechtsverletzungen und humanitären Katastrophen zu befreien. Die Abgesandten hofften, dass alle Waffen bis 2020 schweigen würden.
Während der vergangenen zwei Jahrzehnte wurden tatsächlich in früheren Krisenherden wie Angola, der Elfenbeinküste, Liberia und Sierra Leone die Waffen zum Schweigen gebracht. Nennenswerte Fortschritte wurden auch in so schwierigen Fällen wie Somalia und Sudan gemacht.
Dennoch gibt es immer noch kämpferische Auseinandersetzungen in Libyen, im Südsudan, in der Zentralafrikanischen Republik, im Ostern der Demokratischen Republik Kongo und im Lake Tchad Becken, das Teile von Nigeria, Niger und Kamerun umfasst. Dazu kommt gewalttätiger Extremismus in der Sahelzone, am Horn von Afrika und in Ostafrika. Außerdem drohen Terrorismus und transnationale Verbrechen; regionale Konflikte zwischen Hirten und Bauern um Wasser und Weideland; Gewalt in den Städten und Praktiken wie Viehdiebstahl. Besorgniserregend ist, dass bevorzugt Schusswaffen eingesetzt werden, die die traditionnellen und weniger tödlichen Waffen ersetzt haben.
Ein Studie von Oxfam aus dem Jahre 2017, „The Human Cost of Uncontrolled Arms in Africa“ schätzt, dass jedes Jahr mindestens 500.000 Menschen durch Schusswaffen sterben und Millionen vertrieben oder als Folge der Auseinandersetzungen missbraucht werden.
Wer besitzt die Waffen in Afrika? 80% alle Handfeuerwaffen in Afrika sind im Besitz von Zivilpersonen, laut dem Small Arms Survey (SAS), einem unabhängigen Forschungszentrum mit Sitz in Genf. Zivilisten einschließlich Rebellengruppen und Milizen besitzen über 40 Millionen Handfeuerwaffen und Kleinwaffen. Demgegenüber stehen laut der Studie von SAS und AU aus dem Jahr 2019.weniger als 11 Millionen in staatlichen Institutionen
Woher kommen die Waffen? Die meisten Waffen in Afrika werden importiert. Die offiziellen Militärausgaben in Afrika beliefen sich 2018 auf etwa 40,2 Milliarden US-Dollar, wobei auf Nordafrika etwa 20,2 Milliarden und auf die Subsahara-Region etwa 18,8 Milliarden entfielen. Die führenden Waffenlieferanten zwischen 2014 und 2018 waren Russland, China, Ukraine, Deutschland und Frankreich. Die größten Abnehmer waren Ägypten, Algerien und Marokko, laut einer Studie des unabhängigen Internationalen Stockholmer Friedensforschungsinstituts SIPRI. In zweiundzwanzig afrikanischen Staaten werden verschiedene Handfeuerwaffen und Kleinwaffen hergestellt.
Während die afrikanischen Staaten den Kauf von legalen Waffen kontrollieren können, ist es schwieriger den illegalen Handel und Vertrieb nachzuverfolgen. Durchlässige Grenzen und lange Küstenlinien machen es den Schleusern einfach, Kleinwaffen zwischen den Ländern zu schmuggeln. Die Sorge ist auch, wie gut nationale Waffenarsenale geschützt sind, um sicherzustellen, dass die Waffen nicht in die falschen Hände geraten.
Um das Vorgehen zu beschleunigen, hat die AU Anfang 2020 eine Kampagne in ganz Afrika gestartet, um die Maßnahmen für Frieden und soziökonomische Entwicklung voranzutreiben. Herausforderungen, die die Menschen zu gewaltsamen Auseinandersetzungen treiben, einschließlich Armut, Ungerechtigkeit, Ungleichheit und Klimawandel sollten angegangen werden, damit die Waffen zum Schweigen gebracht werden können.
Quelle: combonimissionaries.org