Jeder Südtiroler Comboni-Missionar kennt das Herz-Jesu-Feuer von Kindesbeinen an. Auch dieses Jahr gab es wieder Bergfeuer bis auf höchste Gipfel. Es ist immer am Herz- Jesu-Fest, das in Tirol am dritten Sonntag nach Pfingsten gefeiert wird. Es gibt also die Bergfeuer und auch die Feuer auf den Anhöhen der Täler und die Beleuchtung der Häuser. Vor allem die Bergfeuer werden in verschiedenen Formen entzündet: Kreuze, Herzen und Schriften. An den Schriften sieht man, dass diese Feuer auch eine politische Bedeutung haben, z.B. „Ein Tirol“, „Tirol zu Österreich“ oder gar „Los von Italien“.

Das Herz-Jesu-Feuer ist in Tirol im 18. Jahrhundert entstanden und wird heute in allen Teilen Tirols praktiziert. Im Jahr 1796 kämpfte der österreichische Kaiser gegen die Franzosen in Belgien und in Norditalien, wobei Tirol unberührt blieb, weil es im 16. Jahrhundert von Kaiser Maximilian I. das Privileg erhielt, dass es weder im Land oder außerhalb des Landes an Kriegen teilnehmen noch solche mitfinanzieren müsse. Dafür mussten die Tiroler für die Verteidigung ihres Landes selber sorgen. Im April 1796 wurde Tirol jedoch in Kriegsbereitschaft versetzt. Innerhalb von drei Wochen kamen 7.000 Mann zusammen. Aber auf Anraten von Pfarrer Anton Paufler ging eine kleine Abordnung zu Abt Sebastian von Stams, und dieser empfahl den Tirolern ihr Land dem Heiligsten Herzen Jesu zu weihen. Dem pflichteten die Tiroler einstimmig bei. Man achtete darauf, dass dieser Schwur das gesamte Tirol betraf, und man erlebte, wie der Landsturm überraschend die Franzosen besiegte. Daraufhin wurde der Herz-Jesu-Sonntag als großer Festtag fürs ganze Land eingeführt. Es entstand auch die Hymne: „Auf zum Schwur, Tiroler Land, hebt zum Himmel Herz und Hand. Was die Väter einst gelobt, das geloben wir aufs Neue.“ Dieser Hymnus wird nach wie vor in den Kirchen am Herz-Jesu-Fest gesungen.

Abends gibt es dann die Bergfeuer und Häuserbeleuchtung. Man kann schon sagen, dass das Fest auch heute noch einen politischen Beigeschmack hat, vor allem bei jenen, die sich ganz und gar nicht mit der Trennung Südtirols von Österreich abfinden können.

Bruder Bruno Haspinger