Liebe Verwandten und Freunde unserer Mission in Peru,

„Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen“, soll Goethe gesagt haben. Das kann ich auch von mir sagen, wenn ich auf die letzten Monate zurückschaue.

Doch zuerst auch die Frage an Euch, wie es Euch wohl geht. In der Deutschen Welle kommen Dokumentarfilme, so dass ich gut informiert bin, was bei Euch die Hauptsorgen sind. Ukranien-Russland, Inflation, Lohnerhöhung usw.

Bei uns in Peru ist der Dauerbrenner: unstabilen Regierung seit 2016, Ministerwechsel fast monatlich. Aber vor allem Korruption auf allen Ebenen. Und das nach Pandemie, verheerenden Überschwemmungen und Erdrutschen bis heute. Schon mehr als 60 Todesfälle. Tausende von Obdachlosen… Auch davon habt Ihr in D sicher so einiges mitbekommen.

So habe ich meinen Brief zu Ostern mit negativen Schlagzeilen begonnen. Gestern kommt noch die Einlieferung ins Krankenhaus unseres Papstes Franziskus dazu.

Das Positive: Das sind die hundert Bäume, die wachsen… So hatten wir heute in unsrer Erzdiösee Trujillo ein Treffen der Priester und Ordensleute mit unserem Bischof. Thema: die Vorbereitung der Synode im kommenden Jahr 2024. Dass das bei Euch ein heißes Thema ist, kann man bedauern. Es geht in Wirklichkeit um eine Kirche, sie sich der heutigen Zeit stellt, mit allen Risiken, die damit verbunden sind. Im Grunde geht es um das, was der Papst in seinen zehn Jahren als Oberhaupt der Kirche vorantreiben wollte. Eine Kirche, die auf die anderen zugeht, zuversichtlich Brücken baut. Das Vorbild des hl. Franziskus mit seiner radikalen Armut und seinem Besuch beim Sultan, wo man noch mit den Kreuzzügen das hl. Land zurückerobern wollte. Auch heute braucht die Kirche solche Gestalten. Sie gibt es von Teresa de Calcutta bis zu  den Märtyrern bei uns in Zeiten  des Sendero Luminoso. So die Schwester  Augustina, die ich persönlich kennenlernen konnte. Als Schwester vom Guten Hirten blieb sie bei der Herde. Es kostete ihr das Leben in einem Dorf im Regenwald. Inzwischen ist sie seliggesprochen worden

Persönlich habe ich in den vergangenen Monaten ein ständiges Hin und Her erlebt. Fünf Monate habe ich in Arequipa im Süden Perus in unserer Riesenpfarrei am Rande dieser Millionenstadt ausgeholfen. Am Fuß des Vulkan Misti mit 5.820 m, mit Blick auf den Chachani mit 6.070m. 1982 konnte ich den mit P. Herbert Gimpl erklimmen. P. Drezfus aus Zentralafrika war stellvertretender Pfarrer.

P. Conrado wurde in Spanien an der Hüfte operiert. Am 17. März kam er zurück. Die paar Tage bis zu meiner Abreise am 23. habe ich jeden Tag mindestes eine halbe Stunde einen strammen Verdauungspaziergang mit ihm gemacht. Der dritte im Bund ist P. Valentin, wie P. Conrado ebenfalls aus Spanien. Beide kenne ich schon seit 1966, damals noch Neupriester und die beiden im Noviziat.  So Gott will, bin ich im Sommer (August-September) in Deutschland. Schön wäre, wenn ich die meisten von Euch wieder persönlich  treffen könnte.

So wünsche ich Euch eine reich gesegnete Karwoche und die Freude mit dem auferstandenen Herrn in fünfzig Tagen Osterzeit.

Euer Perumissionar P. Alois Weiß