Liebe Freunde unserer Mission in Peru,

seit Oktober 2020 und, nach meinem Urlaub, seit dem 23. Oktober dieses Jahres bin ich wieder in Trujillo. Nach den langen Monaten der Pandemie – *1) – kann ich mich endlich langsam einarbeiten, was meine Aufgabe hier in der Pfarrei des „Herrn der Wunder“ – „Señor de los Milagros“ in spanisch – ist. Das ist etwas ganz Anderes als in den Anden, wo ich am 3. Januar 1981 in Tarma ankam und bis letztes Jahr in verschiedenen Städten wie Cerro de Pasco ( zehn Jahre) auf 4.380 m.ü.M. und Palca (zehn Jahre) auf 2.739 m.ü.M.  im Einsatz war.

„Slum“ würde man in Afrika sagen. Elendsviertel! Aber hier in Peru „pueblo joven“ d.h. „junges Dorf“ genannt. Also Zukunftsperspektive! Und tatsächlich haben die Leute ihrem „pueblo joven“, diesem Teil der Stadt Trujillo, den Namen „El Porvenir“ = „Die Zukunft“ gegeben. Das ist es auch. Vor fast zwanzig Jahren war ich hier mit einer Kommission von Seiten unseres Provinzials, um uns zu erkundigen, wo wir einmal anfangen hier im Norden Perus mit einer neuen Gründung. Damals standen hier nur armselige Hütten. Heute ist dieser Teil so entwickelt, dass es ein richtiger Stadtteil von Trujillo geworden ist mit Häusern mit meist zwei bis drei Stockwerke. Und wo es das 3. noch nicht gibt, da zeigen die Eisen an den Betonpfosten in den Himmel, d.h. was Papa nicht geschafft hat, das ist dann Aufgabe des Sohnes…

Wo ich dann meine zwei Kapellen habe – KUMAMOTO und SANTA ISABEL –  zwei der fünf Kapellen unserer Pfarrei – da ist erneut die Zukunft noch in Aussicht d.h. Hütten, Sand, Wüstensand statt Teerstraßen. Vor kurzem war ich da oben, um zu sehen, wie weit das geht, bis da nach den Hütten dann schon in der Nähe aus dem Tal *2) die Andenberge aufsteigen. Am Ende habe ich mich regelrecht verloren, fand nicht mehr zurück nach Kumamoto. Da sollte ich um 1/2 5 Uhr bei einer Gebetsgruppe ankommen. Nach langem Suchen und einigem Fragen, bekam ich von einer Frau den richtigen Hinweis, kam allerdings uns einiges zu spät.

„Das Alter, das Alter…“ wäre dann der Kommentar von meinem Mitbruder. Stimmt; bin mit meinen 81 Jahren nicht mehr der Jüngste, und mit mein Orientierungssinn war es schon immer ein Problem, auch in jüngeren Jahren. Gott sei Dank, kann ich mich noch jung fühlen. Keine Gesundheitsprobleme, mobil wie immer!

So konkret heute die Einsicht in meine Situation, wo und wie ich mich nun befinde. Auf der anderen Seite helfen wir – P. Vicente, Italiener, ist der Pfarrer, P. Maximo, Peruaner, ist der Superior der Hausgemeinschaft und ich als Pfarrvikar – auch oft in den Stadtgemeinden aus. So habe ich heute eine Abendmesse in der Kathedrale. Eine wunderbare Kirche aus der Kolonialzeit mit all dem Schönen, was man früher für die Kirche tun wollte.

Nun wünsche ich noch einen gesegneten Advent als Vorbereitung für ein frohes, gnadenreiches Weihnachtsfest.

So verabschiede ich mich heute mit diesem Dankesbrief, lieben Grüßen und meinem täglichen Gebet und priesterlichen Segen, der ja keine Grenzen kennt…

Pater Alois Weiß mccj

*1) die Pandemie ist allerdings auch hier noch nicht vorbei und wir hoffen – sie kommt zwar langsam wieder – nicht mit solcher Gewalt zurück wie bei Euch in D.

*2) Trujillo ist mit 800.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt Perus nach Lima mit über 10 Millionen und Arequipa im Süden mit über 1 Million. Genug für den wohl geduldigen Leser! Sie liegt im Norden, 560 km nördlich der Hauptstadt an der Küste des pazifischen Ozeans. Die Haupteinfkünfte kommen von den Minen aus den nahen Andenbergen, der Fischerei, vom Turismus und handwerklichen Künsten. Gott sei Dank, hier ist fast alles viel billiger. Meine gewöhnlichen Verkehrsmittel: Ein Taxi von hier hinauf in die Pfarrei 6 Soles (1 Eur = rund 4 Soles), ein Sammeltaxi 2 1/2, ein Bus 1/2 1 Soles. In Lima wird mindestens das dreifache verlangt. Trujillo liegt am pazifischen Ozean. Zum Schwimmen bin leider nicht gekommen.

Das Erlebnis könnte sein nach Gertrud le Fort:

„Das Alter kann man mit einer Woge auf dem Meer vergleichen und sich wunderbar davontragen lassen, wenn man es annimmt, wer sich aber dagegen sträubt, (mit allem, was eben an Problemen bringen kann), der geht unter.“