„Mutter und Schwester Erde“ nennt Papst Franziskus liebevoll unseren Planeten. Was ich in den Jahren meines Missionseinsatzes am Rande des Amazonasbeckens in Brasilien mit ansehen musste, hat sich tief in meine Erinnerung eingeprägt: Riesige Flächen einer fast noch unberührten Savannen- und Regenwaldlandschaft, die noch vor wenigen Generationen für Gruppen von indigenen Völkern, Siedlern und Kleinbauern eine natürliche Lebensgrundlage geboten hatten, wurden abgeholzt und niedergebrannt und mussten dem agroindustriellen Anbau von Soja und Mais Platz machen. Ich habe dort in meiner Zeit als Missionar sehr bald begriffen, dass die Verkündigung des Evangeliums ohne den gleichzeitigen Einsatz für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung nicht zu rechtfertigen ist. Papst Franziskus hat sich 2018 bei seinem Besuch in Peru ohne Wenn und Aber mit den Opfern der Umweltzerstörung solidarisiert: „Ich wollte euch besuchen kommen und euch zuhören … und mit euch die aufrichtige Entscheidung für die Verteidigung des Lebens, der Erde … und eurer Kulturen bekräftigen … Wahrscheinlich waren die Völker Amazoniens nie derart bedroht, wie sie es heute sind.“ Damit hat der Papst der Kirche die Richtung für den Weg vorgegeben, den sie im Widerstand gegen die Präsidenten Brasiliens und der USA und gegen die mächtige Lobby der rücksichtslosen Ausbeutung von Mensch und Natur zu gehen hat. Es wird ein Kampf von David gegen Goliath sein.
„Amazonien – neue Wege für die Kirche und eine ganzheitliche Ökologie“, so der Titel der Synode.Die Vertreter der Bischofskonferenzen von neun Ländern, auf die sich das Amazonasgebiet erstreckt, werden im Oktober auf einer vom Papst einberufenen Amazonassynode in Rom diesen Widerstand artikulieren. Die Sünden gegen die Zerstörung Amazoniens, das man mit Recht als die Lunge unseres Planeten bezeichnet, sind im wahrsten Sinn des Wortes „TODSÜNDEN“: Sie werden, wenn ihnen nicht auf zivilgesellschaftlicher und weltpolitischer Ebene entschieden Einhalt geboten wird, eine tödliche „Lungenentzündung“ für die indigenen Völker, für Pflanzen- und Tierwelt und für das Klima auf unserer Erde zur Folge haben. Aus der Diözese Xingu von Bischof Erwin Kräutler werden wegen eines Staudammes bis zu 40.000 Einwohner umgesiedelt oder vertrieben.“Amazonien – neue Wege für die Kirche und eine ganzheitliche Ökologie“. Leider geht die Bedrohung von Erde und Mensch auch von uns aus, da brauchen wir gar nicht so weit gehen. Bienensterben gibt es nicht nur in Bayern, und Schulschwänzer als letzte Waffe braucht es hier ebenso.
Pater Franz Weber