Vom 18. bis 22. November 2019 trafen sich in Granada (Spanien) die Vertreter der Europäischen Provinzen der Comboni-Missionare. Wir sehen unsere Mission längst nicht mehr nur in den Ländern, in denen wir in Afrika, Asien und Lateinamerika tätig sind. Unser letztes Generalkapitel 2015 hat uns den klaren Auftrag gegeben, den Mut zu haben, auch in Europa an die Peripherien zu gehen, die das Licht des Evangeliums brauchen.
So ist zum Beispiel der Süden Spaniens mit einer zunehmenden Flüchtlingswelle konfrontiert. Tausende von Afrikanerinnen und Afrikanern suchen hier Zuflucht und Arbeit – und landen zuerst auf der Straße. Sie werden als billige Arbeitskräfte ausgebeutet und dann wieder abgeschoben. Viele wollen weiter nach Frankreich oder Deutschland – oder möchten hier bleiben, einen Beruf erlernen, der ihnen eine menschenwürdige Zukunft ermöglicht.
Die vom Comboni-Missionar P. Rafael Perez, der als Missionar vorher in Südafrika tätig war, in Vernetzung mit dem Roten Kreuz, der Flüchtlingshilfe der Diözese Granada und der Caritas ins Leben gerufene Organisation AMANI versteht sich als Auffangzentrum. In den Räumen eines ehemaligen Kapuzinerklosters erfahren die zahlreichen hier Gestrandeten eine Erstversorgung: Information, Rechtsbeistand, Hygiene und Gesundheitsuntersuchung, Kleidung und später auch Sprachkurse. Es ist beeindruckend, wie viele Ehrenamtliche sich hier engagieren … In einer Gesellschaft, die politisch gespalten hier in Spanien genau so fremdenfeindlich ist wie in anderen Ländern Europas und in einer traditionell sehr festgefahrenen Kirche, die für einen Großteil der Bevölkerung nicht mehr glaubwürdig erscheint, erleben Menschen, die sonst keiner will, Zuwendung und Respekt für ihre Würde … Hier ereignet sich die Afrika-Mission von früher auf eine neue Art und Weise. Hier scheint das Licht des Evangeliums in der Tat hinein in die dunkle und kalte Realität von Migration und Suche nach einem Stück Heimat …
Die kleine Gemeinschaft der Comboni-Missionare, zu der neben P. Rafael zwei weitere Mitbrüder gehören, die ebenfalls lange Jahre in Kenia und Südafrika tätig waren, macht sich Gedanken darüber, wie man all den jungen Leuten aus Afrika mit ihren Träumen von einem besseren Leben hier im Süden Spaniens mit den zahlreichen eigenen sozialen Problemen tatsächlich reale Chancen für die Zukunft eröffnen könnte. In einem leer stehenden Schulgebäude soll jungen Afrikanerinnen und Afrikanern die Möglichkeit zu einer qualifizierten Berufsausbildung geboten werden, die ihnen reale Chancen auf dem hiesigen Arbeitsmarkt eröffnen sollen. Auch hier beginnt sich eine Gruppe von Ehrenamtlichen zu formieren, die sich für diese Berufsschule als Lehrer zur Verfügung stellen.
Unsere Mission in Spanien nimmt auf ganz verschiedene Art und Weise Gestalt an: Mit P. Pepelo besuchen wir eine kleine Pfarrei in einem Viertel der Unterschicht. Die katholische Kirche ist hier im ehemals christlichen Spanien fast ganz von der Bildfläche verschwunden. Im besten Fall sind es hier noch 40 bis 50 Gläubige in fortgeschrittenem Alter, die zur Sonntagsmesse kommen. Dafür ist der Islam hier eine missionarische Bewegung, der sich nicht wenige aus der spanischen Bevölkerung anschließen, weil sie dort mit ihren vielen Problemen (Arbeitslosigkeit, Drogen, Armut ..) offensichtlich eher Heimat, Halt und Hilfe finden … In den kleinen und bescheidenen Räumen der katholischen Pfarrei läuft ein Sprachkurs für muslimische Frauen, und Jugendliche finden hier eine Möglichkeit zur Freizeitgestaltung …
Es sind bescheidene Initiativen zu einer neuen missionarischen Präsenz in Europa, die von uns Comboni-Missionaren nicht nur in unserer spanischen Provinz gestartet werden, sondern auch andernorts. … Wir sind und bleiben Missionare, die den Mut haben, an die Peripherien zu gehen, um dort einen kleinen Strahl des Evangeliums aufleuchten zu lassen ….
Pater Franz Weber