„Die medizinische Versorgung der Kranken ist mehr als ein Beruf; es ist die Erfüllung meiner missionarischen Berufung. Die Arbeit eines Arztes ist ein Mittel, die Liebe Gottes zu den Menschen greifbar zu machen, besonders für die Schwächsten und Kranken.“ Das sagt Comboni-Missionsbruder Rosario Ianetti.
Ich bin Brudermissionar und von Beruf Arzt, genauer gesagt Chirurg. Meine missionarische Berufung führte mich im Jahr 1995 in den Südsudan, wo ich seitdem als Arzt arbeite, zunächst in Wau und später in Mapuordit, wo ich das Mary Immaculate Hospital gründete. Vor ein paar Jahren bin ich zurück nach Wau gezogen.
Als ich zwölf Jahre alt war, sah ich im Fernsehen eine Dokumentation über das Leben von Albert Schweitzer. Der Missionar und Arzt verbrachte sein ganzes Leben in Afrika, um den Ärmsten und am meisten Betroffenen zu helfen. Ich war von seinem Zeugnis begeistert und wollte es ihm gleichtun. Nach dem Abschluss der weiterführenden Schule meldete ich mich 1980 in der medizinischen Schule von Neapel, meiner Heimatstadt in Italien, an. Das war ein langgehegter Traum, obwohl ich noch nicht wusste, ob ich für kurze Zeit als Freiwilliger oder mein ganzes Leben als geweihter Missionar nach Afrika gehen würde.
In der Zwischenzeit begegnete ich den Comboni-Missionaren, die eine Gemeinschaft in Casavatore bei Neapel haben. Ich besuchte sie regelmäßig und begann über mein Leben nachzudenken. Im Sommer 1986 hatte ich die Gelegenheit, eine kurze Arbeits- und Missionserfahrung im Krankenhaus von Kalongo (Uganda) unter der Leitung des „Dieners Gottes“ Pater Dr. Joseph Ambrosoli zu machen. Ich war so begeistert von dieser Erfahrung, dass ich auch die folgenden Sommerferien 1987 und 1988 in einem ländlichen Krankenhaus verbrachte, das von den Comboni-Missionsschwestern in Gaichanjiru, siebzig Kilometer nördlich von Nairobi, betrieben wurde.
1988, nach dem Abschluss meines Medizinstudiums, trat ich in das Postulat in Bologna ein, wo ich mich auf Notfallchirurgie spezialisieren durfte, gefolgt vom Noviziat in Venegono und meinen Zeitlichen Gelübden am 23. Mai 1992. Ich bekam die Möglichkeit, einen Diplomkurs in Tropenmedizin in Liverpool (Großbritannien) und eine Ausbildung in Lepramedizin in Madras (Indien) zu besuchen. 1994 war ich in Kairo (Ägypten), um Arabisch zu lernen, aber ich musste es nach einem Jahr abbrechen, weil das Krankenhaus von Wau dringend meine Hilfe brauchte.
Ich ließ also die Sprachbücher zurück, um schnell nach Wau zu reisen und Pater Lorenzo Tommasoni zur Seite zu stehen. Er war ebenfalls Arzt und Direktor des NLTC (National Leprosy Training Centre), einem großen Krankenhaus für Leprakranke, das in Wau von der GLRA (Deutscher Lepra-Hilfsverein) gegründet worden war, aber während des Krieges medizinische Versorgung für jeden Kranken anbot. Diese Jahre von 1995 bis 1999 waren wegen des Konflikts zwischen Regierung und SPLA hart. Ich habe versucht, allen Menschen in den von den Auseinandersetzungen betroffenen Städten und Dörfern meine Hilfe anzubieten. Oft musste ich mich um Notfälle kümmern, und ich erkannte, wie sehr ein Chirurg benötigt wurde. Deshalb war ich im Jahr 2000, nach einem Sabbatjahr, wieder einmal in Kalongo, um im Operationssaal von einem renommierten italienischen Chirurgen, der dort arbeitete, mehr über die Chirurgie zu erfahren. Im Jahr 2001 schickte mich der Provinzobere nach Mapuordit in der Diözese Rumbek, weil Bischof Mazzolari beschlossen hatte, die einfache Gesundheitsstation zu einem ländlichen Krankenhaus weiterzuentwickeln.
Als ich ankam, sah ich, dass das Gesundheitszentrum nur aus drei Grasstrohhütten bestand und von einer australischen Ordensschwester namens Moira und mehreren Gesundheitshelfern der Gemeinde betrieben wurde. Die Arbeit, die sie leisteten, war großartig, aber es gab keinen Operationssaal, und viele chirurgische Fälle mussten mit dem Flugzeug an das IKRK-Krankenhaus in der Nähe von Lokichokio in Kenia, über tausend Kilometer entfernt, überwiesen werden.
Mit Unterstützung der Katholischen Universität Trnava (Slowakei) baute ich zunächst ein Zelt auf, in dem bereits 2002 operiert werden konnte. In den folgenden drei Jahren habe ich mehr als tausend Operationen unter demselben Zeltdach durchgeführt.
Das umfassende Friedensabkommen aus dem Jahr 2005 gab mir die Möglichkeit, das Krankenhausgebäude zu erweitern. In kurzer Zeit wuchs das Krankenhaus von den anfänglichen 40 Betten, die in mehreren Hütten angeordnet waren, bis zu den heutigen 112, verteilt auf sechs Stationen aus Backsteingebäuden.
Nachdem der Bau des Krankenhauses abgeschlossen war, musste ich mich einer anderen Herausforderung stellen: der Ausbildung von südsudanesischem Pflegepersonal. Deshalb habe ich 2008 die Krankenpflegeschule für zertifizierte Krankenschwestern mit Unterstützung der italienischen Kooperation und einer NGO namens CISP eröffnet. Im Jahr 2011 machte eine erste elfköpfige Gruppe ihren Abschluss, und seitdem können jedes Jahr neue zertifizierte Krankenschwestern in das Krankenhaus von Mapuordit aufgenommen werden.
Die medizinische Versorgung der Kranken ist mehr als ein Beruf; es ist die Erfüllung meiner missionarischen Berufung. Die Arbeit eines Arztes ist ein Mittel, um die Liebe Gottes für die Menschen, besonders die Schwächsten und Kranken, zum Ausdruck zu bringen. Viele Patienten unseres Krankenhauses sind Nichtchristen, die ihren ersten Kontakt mit dem Christentum haben, wenn sie ins Krankenhaus eingeliefert werden. Daher wird meine Arbeit als Arzt zu einem christlichen Dienst, durch den ich den Patienten die Liebe und Güte des Herrn bezeugen kann, der die Menschen heilt. Darüber hinaus kann ich auch gute christliche Gesundheitshelfer bilden, die Gott in den Armen und Kranken präsent sehen. Das Krankenhaus von Mapuordit ist in der Tat ein wunderbares Werk der Barmherzigkeit und Liebe Gottes.
Bruder Rosario Iannetti