Die italienische Comboni-Schwester Gabriella Bottani lebte in den Jahren 2000 bis 2004 in Nürnberg, wo sie studierte hat und sich für Asylbewerber engagierte. Die internationale Koordinatorin des weltweiten Netzwerkes des geweihten Lebens gegen den Menschenhandel (Talitha Kum), hat in Washington den Anerkennungspreis „TIP Report Hero Talitha Kum“ erhalten. (Heldin gegen den Menschenhandel). Die feierliche Zeremonie fand am 20. Juni 2019 in  Washington DC statt. Anwesend war auch der amerikanische Außenminister Mike Pompeo.

Jedes Jahr zu dieser Zeit veröffentlicht das Ministerium einen Jahresbericht über den Menschenhandel (TIP Anual Report). Dabei werden die im vorausgegangenen Jahr von den Regierungen der verschiedenen Länder unternommenen Bemühungen im Kampf gegen den globalen kriminellen Menschenhandel bewertet. Zusammen mit diesem Bericht werden zehn mutige Personen aus aller Welt in Anerkennung ihres unermüdlichen Einsatzes gegen den Menschenhandel öffentlich zu Helden / Heldinnen erklärt.

Schwester Gabriella empfing den Preis als Vertreterin der über 2.000 Ordensfrauen und aller Kinder, Männer und Frauen, die unter diesem Verbrechen leiden. Talitha Kum hat Niederlassungen in 77 Ländern auf fünf Kontinenten. Dieses Jahr begeht dieses Netzwerk ein wichtiges Jubiläum, nämlich sein zehnjähriges Bestehen. Aus Anlass dieses zehnjährigen Jubiläums werden über 90 Vertreterinnen aus 77 Ländern der Welt vom 21. – 27. September 2019 an der Jahresversammlung teilnehmen.

Die amerikanische Botschafterin am Heiligen Stuhl, Frau Callista Gingerich, hat bei der feierlichen Zeremonie Schwester Gabriella mit folgenden Worten vorgestellt: „Schwester Gabriella verkörpert wie alle in diesem Jahr mit dem Preis ausgezeichneten Personen die Eigenschaften einer Heldin im Kampf gegen den Menschenhandel. Sie ist innerhalb der katholischen Kirche eine wichtige Verteidigerin der Menschenwürde im Kampf gegen den verbrecherischen Menschenhandel. Durch den Einsatz ihres Lebens gegen dieses Verbrechen hat sie zahlreichen Menschen das Leben gerettet.“

Die Botschafterin hat an die wegweisende Rolle von Schwester Gabriella erinnert, die sie in Brasilien gespielt hat. Dort hat sie begonnen, den verwundbaren Kindern und Frauen, die in menschenunwürdigen Bedingungen leben, zur Seite zu stehen. Sie hat unter anderem eine nationale Kampagne gegen den Menschenhandel während der Fußballweltmeisterschaften 2014 durchgeführt. „Als internationale Koordinatorin von Talitha Kum hat Schwester Gabriella Kampagnen zur Sensibilisierung gegen die Menschenhändler durch Schulprogramme, durch internationale Konferenzen und Fortbildungskurse in 77 Ländern durchgeführt. Die Botschaft der Vereinigten Staaten ist stolz auf die lange Freundschaft und die Zusammenarbeit mit ihr und dem Netzwerk Talitha Kum. Partnerschaften wie diese sind wesentlich für die Aufgabe, das globale Verbrechen des Menschenhandels ein für alle Mal auszurotten.“

In ihrer Ansprache während der Zeremonie bekräftigte Schwester Gabriella unter anderem: „Als Individuen wie auch als Organisationen, die hier vertreten sind, arbeiten wir im Dialog mit Personen verschiedener Traditionen, Religionen und mit Personen guten Willens zusammen. Wir versuchen jegliche ideologische, religiöse und politische Manipulationen zu vermeiden. Uns liegt vor allem daran, die Würde eines jeden Menschen zu achten und zu bewahren.“

Sie wies auch auf die Ursachen der leichten Verwundbarkeit der Opfer hin, die den Menschenhandel begünstigen. Dazu gehören Machtstrukturen in unserer Gesellschaft vor allem gegenüber Frauen, Kindern und Ureinwohnern. Außerdem ungünstige Migrationspolitik in einer Welt, die immer enger vernetzt wird. Und schließlich ein wirtschaftliches System, das die Menschen und die natürlichen Ressourcen ausbeutet, so dass den Profit nur einige wenige einstecken im Gegensatz zur Mehrzahl, die schamlos ausgebeutet wird.

Schwester Gabriella hat alle eingeladen, gemeinsam dieses Verbrechen zu bekämpfen. „Das ist der Appell, den alle die Helden und Heldinnen heute an Euch richten. Wir müssen mutig unsere Stimmen erheben, um unsere Träume wahr werden zu lassen, neue Wege der Freiheit zu eröffnen. Diese Freiheit ist möglich, wenn sie aufbaut auf einer gegenseitigen Beziehung, die verändert, auf persönlicher Ebene zwischen den Überlebenden und den Gegnern des Menschenhandels und den Organisationen, die wir vertreten, aber auch auf geopolitischer Ebene zwischen den Herkunftsländern, den Ländern des Durchzuges und den Ländern der Bestimmung. Stehen wir gemeinsam auf!“

Fünfzig nationale und regionale Netzwerke werden von Schwestern betrieben. Das beinhaltet unter anderem die Sorge um Unterkunft für die Opfer, ihnen Schutz zu gewähren und Programme zur Prävention durchzuführen und ihnen bei der Re-Integration in die Gesellschaft auf unterschiedliche Weise behilflich zu sein. Talitha Kum fördert den jährlichen Welt-Gebetstag der Frauen, den auch Papst Franziskus empfiehlt.

Übersetzung: Pater Georg Klose