Pater Joseph Mumbere aus der Demokratischen Republik Kongo hat in Innsbruck studiert. Er nutzte die Gelegenheit, nach der Teilnahme an der Interkapitularen Versammlung der Comboni-Missionare in Rom einen Abstecher in die Deutschsprachige Provinz zu machen. In Ellwangen berichtete er von den Herausforderungen, mit denen er als Provinzial in seinem Heimatland konfrontiert ist.
Seit 2016 sollen Wahlen stattfinden
Bereits seit 22 Jahren ist die Situation im Kongo geprägt von politischen Unruhen und Gewalt. Präsident Joseph Kabila wurde 2001 nach dem Tod seines Vaters eingesetzt und 2006 und 2011 durch Wahlen bestätigt. Vorgesehen ist nur eine Amtszeit, und schon 2016 sollten Wahlen stattfinden, die aber immer wieder hinausgeschoben wurden. Es gab vorbereitende Gespräche mit der Opposition und zivilen Gruppen, die nicht zum Erfolg führten. Daraufhin übernahm die Kirche eine Vermittlerrolle, und es gelang den Bischöfen ein Abkommen auf den Weg zu bringen: Es sollte eine von der Opposition angeführte Übergangsregierung geben, der Präsident könnte vorübergehend bleiben.
Dann wurden Wahlen für 23. Dezember 2017 festgelegt. In der Folge versuchte der Präsident, den Oppositionsführer durch Korruption auf seine Seite zu ziehen. Als die Kirche das erkannte, begann sie die Arbeit mit einem Laienkomitee. Es gab drei große Demonstrationen und Streiks, dabei wurden jedes Mal Menschen getötet. Inzwischen hat der Präsident einen Nachfolger auserkoren, die Wahlen sind vorprogrammiert. Wie sie durchgeführt werden sollen, ist allerdings noch immer offen. Wahlberechtigt sind Bürger ab achtzehn Jahren – insgesamt geschätzt fünfzig Millionen Menschen, von denen etwa zehn Millionen keine Papiere haben. Die Bevölkerung in den Städten ist zwar informiert, jedoch nicht auf dem Land. Eine Infrastruktur ist so gut wie nicht vorhanden. Es gibt eine hohe Analphabetenrate, nicht zuletzt deshalb, weil das Schulgeld allein von den Eltern bezahlt werden muss – und sie können es sich nicht für alle Kinder leisten.
Jeder kann sich bedienen
Besonders im Osten des Landes gibt es viele Unruhen, und Rebellen richten immer wieder Massaker an. Das Land ist sogar noch ärmer als früher, Politiker, ob in der Regierung oder der Opposition, sind ohne Plan und unzuverlässig. Die Kirche verlangt, dass die Vereinbarungen eingehalten werden, damit der Übergang funktioniert. Deshalb ist sie von der Regierung nicht mehr so gut angesehen, Priester werden verfolgt und es gibt Probleme mit den Behörden. Zwar sind auch die UN seit über zwanzig Jahren im Land, doch oft gibt es Unruhen und sogar Morde ganz in der Nähe der Stützpunkte.
Dass der Kongo viele Bodenschätze hat, stellt sich sogar als Nachteil dar, denn im Gegenzug zu den Ressourcen bekommen die Rebellen Waffen aus dem Ausland, und Pater Joseph sagt: „Jeder kann sich bedienen“. Besonders eng ist die Zusammenarbeit mit China – es hat Land im Kongo gekauft und exportiert sogar Bäume.
Hoffnungszeichen
Unter den gegebenen Bedingungen werden die Menschen immer noch ärmer. Der Glaube der Menschen ist stark, sonst könnten sie die Realität nicht ertragen. Ein Hoffnungszeichen sind die Jugendlichen, die bereit sind, sich in Vereinen und Organisationen zu engagieren, sie streiken und demonstrieren.
Die Comboni-Missionare haben weiterhin viel Nachwuchs, so dass man unter den Besten wählen kann. Die ersten Schritte der Ausbildung, etwa vier Jahre, sollten in der Heimat absolviert werden. Derzeit sind im Kongo 40 Priesterkandidaten und 13 Brüderkandidaten im Postulat. In Benin bereiten sich sieben Novizen vor, weitere sechs sind es im Tschad. Die Zahl der Theologiestudenten in den Scholastikaten beläuft sich auf etwa 35. Darin erkennt Pater Joseph Mumbere den Ansatz von Daniel Comboni: Afrika durch Afrika retten.
Herausforderungen für die Comboni-Missionare
Einige Schwierigkeiten bereiten die Kosten für die Ausbildung. Auch Krankenhäuser und Schulen, die von den Comboni-Missionaren geleitet werden, brauchen viel Geld, und es gibt keine Unterstützung von Staat. Bisher wurde die Mission durch Spenden aus Europa finanziert – das wird jährlich weniger.
Die Europäer, die zuhause Unterstützer und Wohltäter haben, werden alt, viele junge Missionare aus Afrika rücken nach. Fast 90% in den Ausbildungshäusern sind Afrikaner. Dieser Wandel, der sich in den kommenden Jahren fortsetzen wird, stellt eine Herausforderung dar: Man muss sich auf die Veränderungen vorbereiten und bereit sein, Mission anders wahrzunehmen und zu gestalten.
Mit Gott geht alles
In der Demokratischen Republik Kongo arbeiten die Comboni-Missionare in Gebieten mit den Ärmsten, bis zu zweitausend Kilometer von Kinshasa entfernt, wo es zum Teil nicht einmal Straßen gibt. Pater Joseph berichtet, dass man nicht tun kann, was man tun möchte. Es geht eher darum, bei den Menschen zu sein und die Not zu lindern, ohne große Pläne zu machen. Geht man doch Projekte an, können sie oft nicht zu Ende gebracht werden, da der Bedarf größer ist als die Mittel, die man zur Verfügung hat.
Dennoch bleibt Pater Joseph hoffnungsvoll. Er stellt fest, dass die Kirche 2000 Jahre nicht nur geblüht, sondern auch schwierige Zeiten durchgemacht hat, und betont: „Mit Gott geht alles.“
Andrea Fuchs