Mission geschieht nie zufällig, und sie wächst auch nicht einfach als Frucht einer sorgfältigen Planung, denn wir glauben, dass die Mission nicht uns gehört, sondern unserem missionarischen Gott, der durch den Heiligen Geist unsere verschiedenen Missionswerke immer wieder inspiriert, antreibt und fruchtbar macht. Und so setzten die Comboni-Missionare am 4. Januar 1988 ihren Fuß in den Fernen Osten – auf die Philippinen, vor 33 Jahren. Ein bescheidener Anfang auf einem Kontinent, der den größten Teil der Menschheit beherbergt. Die Saat wurde in diesem Archipel von zahllosen Inseln, den Philippinen, gepflanzt, die derzeit den 500. Jahrestag der Ankunft des Christentums an ihren Ufern feiern.
Unsere Schwerpunkte
Das Bestreben, auf den Antrieb des Geistes zu hören und ihm zu folgen, führte zu der Kühnheit, am 6. Januar 1992 eine Comboni-Niederlassung in Macau (China) zu gründen. Eine weitere folgte zehn Jahre später, im Jahr 2002, in Taipeh (Taiwan). Es waren zwei strategische Positionen, um Horizonte in Richtung Festlandchina zu öffnen. Unverzüglich wurde 1999 ein besonderer Einsatz innerhalb Chinas unter dem Namen Fen Xiang („Teilen“ auf Chinesisch) offiziell festgeschrieben. Und, mit dem Wehen des Geistes, kamen die Comboni-Missionare vor gerade sechs Jahren am 26. Juli 2015 nach Vietnam.
Als Jünger des Herrn und inspiriert vom heiligen Daniel Comboni konzentrieren wir unseren missionarischen Dienst auf zwei Hauptbereiche: auf den Philippinen und in Vietnam arbeiten wir in der missionarischen Bewusstseinsbildung, der Berufungspastoral und der Grundausbildung, während in der „China-Mission“ (Macau und Taiwan) die Schwerpunkte auf der Erstevangelisierung, der Verkündigung des Evangeliums, der religiösen Bildung und der Begleitung der Katechumenen liegen. Außerdem sind wir in der Seelsorge tätig. Insgesamt legen wir Wert auf eine enge Zusammenarbeit mit der Ortskirche. Obwohl wir bisher nur eine kleine Gruppe von Missionaren sind, die an verschiedenen Stellen der Mission verstreut arbeiten, sind das Engagement und der Enthusiasmus groß, um unsere verschiedenen Einsätze fortzuführen. Dadurch wird auch die Leidenschaft des heiligen Daniel Comboni für die Verbreitung des Glaubens und den Dienst an den Ärmsten sichtbar, sowohl in materieller als auch in geistlicher Hinsicht.
Asien und seine Menschen als Umfeld unseres missionarischen Bemühens stellt uns auf allen Ebenen vor vielfältige Herausforderungen – sozial, politisch, religiös… Aber es gibt drei grundlegende Wahrheiten/ Tatsachen, die uns als Missionaren auf diesem Kontinent gegenwärtig sein müssen. Zuerst sollten wir nie vergessen, dass Asien Menschen bedeutet! Es umfasst über sechzig Prozent der menschlichen Rasse; fast zwei Drittel der Weltbevölkerung und fünfzehn Prozent der Landfläche des Planeten. Zweitens: Asien bedeutet Religion! Wir wissen, dass es der Geburtsort und die Heimat fast aller Schriftreligionen der Welt ist (Judentum, Christentum und Islam haben ihren Ursprung in Westasien; Hinduismus, Buddhismus, Jainismus und Sikhismus entstanden in Südasien; Konfuzianismus, Taoismus und Shintoismus gehören zu Ostasien; ganz zu schweigen von den im Überfluss vorhandenen ursprünglichen Religionen indigener Gruppen). Die Christen machen nur etwa zwei Prozent der Bevölkerung Asiens aus, die Hälfte davon lebt auf den Philippinen. Diese Vielfalt beinhaltet einen großen spirituellen Reichtum, aber auch die Herausforderung zu interreligiösem Dialog, friedlicher Koexistenz und Zusammenarbeit. Oft sind die Konflikte noch gegenwärtig und wirken sich schädlich aus. Darüber hinaus beruft die Vielfalt uns dazu, mutige Zeugen des Glaubens zu sein, den wir bekennen, glauben und in unserem Alltag leben. Schlussendlich gibt es in Asien eine große Anzahl von Menschen, die auch wirtschaftlich arm sind. Die große Kluft zwischen Arm und Reich ist ein andauernder Skandal, und der Spalt zwischen den beiden scheint sich mit großer Geschwindigkeit zu vertiefen.
Die asiatische Wirklichkeit zu Herzen nehmen
Im Bewusstsein und in Dankbarkeit für die missionarischen Wege, die die Kirche in ihren verschiedenen Gruppen in Asien bereits eingeschlagen hat, wissen wir, dass unser wenn auch kleiner Beitrag eine wichtige Rolle spielt, wenn wir auf den Reichtum unseres Comboni-Charismas schauen, das auf die Evangelisierung und die missionarische Belebung schon vorhandener kirchlicher Kräfte ausgerichtet ist. Wir sind fest davon überzeugt, dass die Mission mit einer aufrichtigen Liebe zu Asien und seinen Völkern in den verschiedensten Kulturen und Sprachen beginnt. Mit dem Wunsch, uns die asiatische Realität zu Herzen zu nehmen, spüren wir, dass die Mission in diesen Ländern uns dazu auffordert, offen, aufmerksam und ansprechbar zu sein, indem wir den Menschen nahe sind, uns mit tiefer Wertschätzung und Respekt mit ihnen auseinandersetzen und die Geschichte und die Realität der asiatischen Völker als fruchtbaren Boden betrachten, auf dem Gott uns dazu beruft, mehr durch persönliches Zeugnis als durch Worte Sämann zu sein. Wir wissen, dass Gott allen Missionaren vorangegangen ist, und es hilft uns, an den auferstandenen Christus zu denken, der den Aposteln nach Galiläa vorausgeht (Mk. 16,7), wohl wissend, dass wir nur Werkzeuge sind und dass er weiterhin auf vielfältige Weise wirkt und sein Volk auf unterschiedliche Weise führt und leitet.
Asien fordert uns auf, eine Mission der Solidarität mit seinen Armen anzugehen und aktiv an den Bewegungen teilzunehmen, die deren Kampf um Nahrung, Arbeit, Freiheit und grundlegende Menschenwürde erleichtern. Hier inspiriert uns das Echo des heiligen Comboni mit seiner Liebe zu den Armen und seinem unermüdlichen Bemühen, sie zu erreichen, nicht aufzugeben angesichts so vieler zerstörerischer Kräfte wie massiver Korruption, aktiver Verfolgung der Kirche, Missbrauch und Ausbeutung von Arbeitern und Unterdrückung der Armen, um nur einige zu nennen. Nein, in unserer Leidenschaft für die Mission weigern wir uns aufzugeben und stehen beharrlich an der Seite derer, die leiden, auch wenn wir manchmal einfach alles dem Herrn im Gebet überlassen. Ja, hier ist die Mission der Kontemplation und des Gebets entscheidend, um die Anforderungen der Reise zu bewältigen.
Von der Rose lernen
Obwohl wir viele Hindernisse aufgrund korrupter und gewalttätiger politischer Regime, bestechlicher wirtschaftlicher Interessen und sogar unseres eigenen Versagens vorfinden, schrecken wir nicht vor dem Hauptschwerpunkt zurück, das Evangelium mit unserem Lebenszeugnis darzustellen. Dabei helfen uns gerade die Symbole des Evangeliums, um uns in diesem konkreten Kontext Asiens zu verstehen: Wir sind aufgerufen, „Licht, Salz, Sauerteig, Wohlgeruch“ zu sein (vgl. Mt. 5,13-16; 13,33; vgl. 2 Kor. 2,14-16). Von dem bekannten indischen Guru Mahatma Gandhi, dessen Lehre viele dazu inspirierte, bei ihm Weisheit und Führung zu suchen, wird berichtet, dass er einer Gruppe von christlichen Missionaren riet: „Ihr redet zu viel. Schaut euch die Rose an. Auch sie hat ein Evangelium zu verbreiten. Sie tut es leise, aber effektiv, und die Menschen kommen mit Freude zu ihr. Ahmt die Rose nach!“ Was für eine kraftvolle und angemessene Empfehlung für Missionare, wahrscheinlich überall, aber sicherlich am passendsten in diesem asiatischen Umfeld, wo es bei der Mission um geduldiges Säen geht, ohne Anspruch auf schnelle Ergebnisse. Eine Mission, die wirklich die Bekehrung des Verstandes und des Herzens verlangt, im vollen Glauben daran, dass Gott, unser missionarischer Gott, die Kontrolle hat, nicht wir! Obwohl herausfordernd, ist ein solcher Ansatz auch befreiend und gibt uns die Freiheit, große Freude daran zu finden, einfach Sämann zu sein, einfach „umsonst zu geben, was wir umsonst empfangen haben“ (vgl. Mt. 10,8).
Die Mission in diesen Ländern ist noch lange nicht vollendet. Es sind noch wenige Arbeiter, aber wir vertrauen darauf, dass der Herr in den jungen Asiaten die Leidenschaft und die Großzügigkeit weckt, in diesem großen Kontinent und über die Kontinente hinweg in der Mission ad gentes zu dienen, inspiriert von der gleichen Leidenschaft und dem Eifer des heiligen Comboni, dessen Herz einst, in sehr jungen Jahren, von den Märtyrern Japans erobert wurde.
Pater David Domingues, Leiter der Delegation Asien