Als Junge will er Priester werden. Zweimal schickt er einen Aufnahmeantrag ins Seminar, aber sein Wunsch geht nicht in Erfüllung. Er setzt sein Studium fort, macht seinen Abschluss und findet eine Arbeitsstelle, mit der er zufrieden ist. Aber er will mehr. Pater John Bosco Mubangizi , ein Comboni-Missionar aus Uganda, erzählt uns seine Geschichte.
Ich wurde am 28. August 1976 in Kakore, Distrikt Kabale, in Westuganda geboren und besuchte die Grundschule Rwempungu Primary. 1991 wechselte ich an die Kigarama Senior Secondary School, und 1994 nahm ich an der Uganda Certificate Examination (UCE) teil, die mir die Tür zum Advanced Level öffnete, das ich an der St. Michael‘s High School Rugazi in Bushenyi besuchte. Nach dem Abitur schrieb ich mich an der Makerere University Business School in Kampala ein. Drei Jahre später krönte mich das Diplom in Sales and Marketing Management.
Ich fand bald eine Stelle bei Radiant Health Club als Manager. Ein paar Jahre später wurde ich Manager von Namirembe Pharamacy Ltd. Kurz gesagt, ich war auf einem Weg, der mir viele Möglichkeiten eröffnete. Aber was hat das mit der Geschichte meiner missionarischen Berufung zu tun, die ich Ihnen erzählen wollte? Gestatten Sie mir, den Film meines Lebens zurück zu spulen.
Der Gedanke, Priester zu werden, war mir nie fremd gewesen. In der Grundschule schrieb ich einen Brief an das Kleine Seminar in der Erzdiözese Mbarara und bat darum, dort aufgenommen zu werden. Die Antwort war positiv, aber bald musste ich die Einrichtung verlassen, weil das Geld für die Schulgebühren fehlte. Jahre später bewarb ich mich um Aufnahme im Großen Seminar. Wieder einmal war die Antwort positiv. Doch dann erhielt ich ein Regierungsstipendium für eine renommierte Schule. Mein Pfarrer sagte zu mir: „Geh zur Universität und mache einen Abschluss: Wenn deine Berufung echt ist, wird sie nicht sterben. In der Tat, du wirst sie nach Ende deiner Studien reifer und klarer finden.“
Als ich an der Makerere University Business School war, lernte ich die Comboni-Missionare kennen. Ich traf den Beauftragten für Berufungspastoral in Uganda. Der Wunsch, Gott zu dienen, war immer noch in mir vorhanden. Die häufigen Begegnungen mit dem Comboni-Missionar resultierten darin, dass dieser Wunsch präzise Gestalt annahm, die ich heute als „Missionar“ bezeichnen kann.
Ich nahm begeistert seine Einladung an, in der Pfarrei St. Kizito Religion zu unterrichten. Wenige Wochen später sagte ich ihm, dass ich mehr tun wollte, worüber er sich freute. Er stellte mir einige seiner Mitbrüder vor, und ich engagierte mich sowohl in der Lehre des Katechismus in der Pfarrei Mbuya als auch in der Pflege der kranken Menschen der Kirchengemeinde. Nach einer Zeit intensiven Gebets gab ich die Arbeitsstelle auf, auf die ich sehr stolz war, und trat ins Comboni-Postulat ein.
Vor mir lagen drei Jahren Philosophie im Postulat in Jinja und das zweijährige Noviziat in Namogongo. Es war eine wunderbare Zeit! Am 29. April 2006 beendete ich das Noviziat mit meinen ersten religiösen Gelübden und zog zum Theologiestudium in das Scholastikat in Nairobi. Am 1. Mai 2011 legte ich meine ewigen Gelübde ab. Zwei Wochen später wurde ich zum Diakon geweiht. Am 3. Dezember 2011 empfing ich in der Pfarrei Bubagizi in der Erzdiözese Mbarara die Priesterweihe.
Ich wurde der Pfarrei Matany in der Diözese Moroto in Karamoja im Nordosten Ugandas zugewiesen. Dort verbrachte ich sechs aufregende Jahre unter den nomadischen ethnischen Gruppen, die diesen trockenen Ort bewohnen. Seit Jahrzehnten wird Karamoja von gewalttätigen Konflikten, hoher Armut und Nahrungsmittelunsicherheit heimgesucht. Schätzungsweise 80 % der Bevölkerung leben noch immer in bitterer Armut und sind auf Hilfsgelder angewiesen. Die Soforthilfeprogramme sind nach wie vor zahlreich. Eine herausfordernde Gegend, in der Tat. Aber Herausforderungen begeistern mich und lassen mich das Beste geben.
2017 wurde ich zum Provinzverwalter ernannt. Ich gehorchte, obwohl ich mich weigerte, mich in einem Büro einzusperren, begraben unter Konten und Finanzberichten. Die Vorgesetzten meinten es gut mit mir und gaben mir auch die Stelle des stellvertretenden Pfarrers in der benachbarten Pfarrei Unserer Lieben Frau von Afrika in Mbuya.
Das letzte, was ich in Matany organisiert habe, war die Feier des goldenen Jubiläums der Pfarrei. Zu diesem Anlass lud ich Msgr. Michael Blume, den damaligen Apostolischen Nuntius für Uganda, als Ehrengast ein. Die letzten Worte seiner prägnanten Predigt drangen mir wie ein zweischneidiges Schwert ins Herz. Er sagte: „Es ist wunderbar, dieses Jubiläum eurer Pfarrei zu feiern, und ihr solltet alle stolz sein. Doch an diesem ‚goldenen‘ Tag von Matany verspüre ich die Notwendigkeit, eure Aufmerksamkeit auf ein Problem zu lenken, auf das ich jeden Tag in Kampala stoße. Es gibt Hunderte von ‚goldenen‘ Kindern in Matany, die versuchen, auf den ‚goldenen‘ Straßen der Hauptstadt über die Runden zu kommen, auf der Suche nach ‚goldenen‘ Süßigkeiten, die sie nie finden werden… Wenn ihr wollt, dass euer Jubiläum eine wirkliche Bedeutung hat, sollte ihr diese Herausforderung nicht ignorieren.“ Ich schwor mir, dass ich etwas unternehmen würde.
Am nächsten Tag ging ich nach Moroto, um meinen Bischof Damiano Guzzetti zu treffen, und erzählte ihm, was ich für diese Kinder tun wollte. Er ermutigte mich und versprach seine Unterstützung. Er redete mit dem Erzbischof von Kampala, Cyprian Kizito Lwanga, über meinen Wunsch, einige Initiativen zugunsten der Kinder von Karimojong zu starten, die durch die Straßen der Hauptstadt ziehen. Erzbischof Cyprian befürwortete uneingeschränkt alle Projekte, die ich und meine Mitbrüder zum Wohle dieser Kinder auf den Weg bringen könnten.
Und so habe ich heute drei sehr interessante Aufgaben: Provinzverwalter, stellvertretender Pfarrer und „älterer Bruder“ von Hunderten Straßenkindern aus Karimojong-. Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, welche dieser Aufgabe mir am liebsten ist. Sobald ich etwas freie Zeit habe, laufe ich zu diesen Gassenkindern und lasse meiner Erfindungsgabe freien Lauf. Unter ihnen gibt es viele hilflose junge Mütter mit Babys auf dem Rücken. Sie sind wie Schafe ohne Hirten. Einige von ihnen müssen tagelang ohne Nahrung auskommen. Sie sind sehr verletzlich, und viele wurden missbraucht.
Im Slum Katwe feiere ich sonntags in einer Übergangslösung aus Eukalyptusbalken und Plastikplanen die Messe für die Gemeinde von Karimojong. In dieser Behelfsunterkunft haben wir Alphabetisierungs- und Ernährungsprogramme gestartet, um den hungrigen Kindern Bildungsmöglichkeiten und Nahrung zu bieten. Wenn sie krank werden, gebe ich ihnen Medikamente oder nehme sie mit in eine Gesundheitseinrichtung.
Während ich eine Sache für diese Kleinen tue, gehen mir hundert andere Dinge durch den Kopf. Ich beabsichtige, die Initiativen zu vervielfachen, um ihnen das Leben etwas zu erleichtern. Immer von einer festen Idee geleitet: „Gott hat mir so viel gegeben. Ich muss etwas zurückgeben.“
Comboni Missionaries‘ Team