Wie bereits berichtet, sind die Comboni-Missionare seit dem 2. Februar 1921 in Deutschland präsent. Eigentlich hätten sie das Jubiläum gerne mit Freunden gefeiert: Die erste Niederlassung der Comboni-Missionare in Deutschland wurde vor genau 100 Jahren in Schleifhäusle, einer kleinen Ortschaft bei Ellwangen/Jagst, gegründet. Durch das berühmt-berüchtigte Virus wurde aber nichts daraus, deshalb feierten die einzelnen Hausgemeinschaften der Deutschsprachigen Provinz jeweils im kleinen Kreis.
Während des Dank-Gottesdienstes in der Hauskapelle in Ellwangen stellte Pater Reinhold Baumann die maßgeblich Beteiligten von damals vor. Gehört hatten wohl alle über diese Gründung in herunter gekommenen Gebäuden. Es war jedoch immer noch spannend, von der Situation damals erneut zu hören und denen zu danken, die unter einfachsten Umständen gelebt und gearbeitet hatten.
Dr. Gebhard Fürst, Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, die den Comboni-Missionaren vor hundert Jahren die Ansiedlung ermöglicht hatte, sandte folgendes Grußwort:
Liebe Comboni-Missionare,
liebe Schwestern und Brüder!
Aus Anlass der 100-Jahr-Feier der Comboni-Missionare in Ellwangen grüße ich Sie sehr herzlich! 100 Jahre sind ein wichtiger und zugleich freudiger Grund zu feiern. Leider muss auch Ihr Gedenktag anders ausfallen, als wir es uns alle gewünscht hätten. Abstand, Distanz zueinander, kein Gesang — an all diese Vorgaben müssen wir uns derzeit halten, um uns nicht gegenseitig mit dem Corona-Virus anzustecken.
Scheinbar wollen diese Vorgaben nur wenig zur Glaubenshaltung und zum Lebenszeugnis der Comboni-Missionare passen, deren Pastoral stets vom unmittelbaren Miteinander mit den Menschen in ihren verschiedenen Wirkungsbereichen geprägt war und ist. Umso schmerzlicher ist es, dass das Jubiläum in die Zeit der Pandemie fällt und Sie dieses große Fest heute nur in kleinem Rahmen feiern können.
Seit 100 Jahren bilden die Comboni-Missionare in Ellwangen eine lebendige Gemeinschaft, deren Miteinander und Vitalität stets insbesondere junge Menschen begeistert hat. Viele Jahrzehnte lang widmeten sich die Comboni-Missionare der Jugendarbeit, insbesondere auch der Ausbildung junger Internatsschüler. In dieser Zeit ist bei zahlreichen jungen Menschen die Berufung gewachsen, einen sozialen, kirchlichen oder geistlichen Beruf zu ergreifen. Viele junge Männer waren vom Wirken der „Combonis“ hier in unserer Region, aber auch in vielen anderen Ländern Europas, in Afrika und Lateinamerika so angezogen, dass sie selbst den Weg für sich wählten, Comboni-Pater oder -Bruder zu werden. Und seit Beginn kommen Menschen allen Alters — aber vor allem junge Menschen und Familien nach Josefstal, um hier gemeinsam Gottesdienst zu feiern und Communio zu erleben. Denn, dass sich die Weltoffenheit, die Lebendigkeit und die Vielfalt der Weltkirche hier in den liturgischen Feiern niederschlagen, ist weit über die Region Ellwangen hinaus bekannt. Hier geschieht die Inkulturation des Evangeliums auf besondere Weise.
Mit den Comboni-Missionaren, die an Lichtmess 2021 ihr erstes Haus in Schleifhäusle bezogen, kam in den schwierigen und entbehrungsreichen Jahren nach dem Ersten Weltkrieg ein Stück weite Welt nach Ellwangen. Von ihrem Ordensgründer, dem seligen Daniel Comboni, sind folgende Worte überliefert: „Bei Tag und Nacht, bei Sonne und Regen will ich stets für eure innersten Nöte zur Verfügung stehen. Reiche und Arme, Gesunde und Kranke, Junge und Alte, sollen jederzeit den gleichen Zugang zu meinem Herzen haben.“ — Diese Herzlichkeit aus dem tiefen Glauben an Jesus Christus, die in „Werken der Barmherzigkeit“, die Christus in seiner Weltgerichtsrede nennt, Ausdruck findet, war und ist bei den Comboni-Missionaren nie nur Anspruch, sondern auch Herausforderung zum praktischen Handeln.
Als Bischof bin ich Ihnen sehr dankbar, dass Sie, liebe Comboni-Missionare, mit Ihrem Engagement einen wichtigen Beitrag zur weltkirchlichen Arbeit leisten, die schon immer auch ein wichtiger Schwerpunkt der Diözese ist. Dankbar bin ich ebenso, dass Sie als Seelsorger bei den Menschen in den verschiedenen Kirchengemeinden in Ellwangen und der Umgebung, präsent sind. Dass in kaum einer Region so viele Eine-Welt-Projekte initiiert wurden wie ın Ellwangen, zeigt, wie verbindend das Anliegen des seligen Daniel Comboni erfahren wird und wie bereichernd Ihre Arbeit als Comboni-Missionare für viele Menschen in zahlreichen Regionen der Welt ist.
Liebe Schwestern und Brüder,
an dieser Stelle will ich nicht verschweigen, dass die letzten Jahrzehnte für unsere Kirche und insbesondere für unsere Ordensgemeinschaften oftmals sehr schwierig waren. Auch die Comboni-Missionare mussten sich in den vergangenen Jahren von vielem trennen und sich neu ausrichten. Dass sie diese Veränderungen stets als positive Herausforderung sehen, zeigt ihr Engagement für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, denen sie in ihrem Haus eine neue Heimat bieten. – Auch dafür gilt ihnen mein besonderer Dank.
Am Ende meines Grußes danke ıch den Comboni-Missionaren noch einmal sehr herzlich für ihr Wirken und wünsche ihnen für die kommenden Jahre Gottes reichen und bleibenden Segen!
Ihr
Dr. Gebhard Fürst
Bischof von Rottenburg-Stuttgart