Wir haben die Gelegenheit, die APAC, die Vereinigung zur Unterstützung von Verurteilten in Santa Luzia im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais zu besuchen. Im Grunde ist es ein Gefängnis, aber nicht wie jede Haftanstalt. Hier sind keine privilegierten Menschen untergebracht. Es gibt auch keine Investitionsmittel von  Reichen und Mächtigen. Vielmehr ist das Zentrum auf Initiative von Dr. Mario Ottoboni entstanden. Sein Leitmotiv lautet: Niemand ist unerlösbar. Das ist reines Evangelium.

Schon auf den ersten Blick erkennt man, dass etwas anders ist: Einer der Insassen ist der Pförtner einer Haftanstalt mit 120 „Kriminellen“. Er hat die Schlüssel sowohl zum Haupttor als auch zu den Türen, die in die geschlossenen und halbgeschlossenen Sektoren führen. Sobald man eintritt, gewinnt man den Eindruck, dass diese „Kriminellen“ unterschiedliche Gesichter haben: Frieden, Freude, Güte, Umkehr, Nächstenliebe, tiefe und aufrichtige Erlösungswünsche. Hier ist niemand ein Krimineller, aber alle sind ERLÖSBAR – ein sehr treffendes Wort, das als erster Schritt erforderlich ist, um zu gewährleisten, dass jeder, der irgendwann einmal einen Fehler gemacht hat, nicht in denselben Zustand zurückkehrt. Bei Johannes 8:11 lesen wir: „Sie antwortete: Keiner, Herr. Da sagte Jesus zu ihr: Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!“

Es gibt eine Methode, die APAC-Methode, mit der wirkungsvoll an der Wiedereingliederung von Menschen in die Gesellschaft gearbeitet wird. Auch der Comboni-Laienmissionar Alejo Ramirez ist hier engagiert. Seit zwanzig Jahren wird mit den Insassen in einem aufschlussreichen Projekt an der Interpretation spanischer Texte gearbeitet, so dass einige der Insassen den ENEM-Test (Exame Nacional do Ensino Médio, eine Prüfung, die zur Zulassung an Hochschulen berechtigt) ablegen können. Damit haben Sie die Möglichkeit, nach der Entlassung aus der APAC ihre Pläne umzusetzen und an der Universität zu studieren.

Es ist eine mutige Angelegenheit, mit Männern zusammenzuleben, die vielleicht jede Art von grausamen Taten begangen haben. Aber sie wollen ihr Leben ändern, und auch wenn einige von ihnen keine Ausbildung haben, bemühen sie sich jeden Tag zu lernen, zu arbeiten, zu malen und sogar einen Beruf zu erlernen. Tatsächlich braucht es mehr als Mut, nur durch die Kraft des Heiligen Geistes und Gottes Barmherzigkeit – nie verdient, aber immer bedingungslos – gelingt es in einem Klima strenger Regeln in Verbindung mit der Familie des Häftlings und der Gesellschaft vor Ort.

Alejo Ramirez sagt dazu: „Ich danke Gott für die Gelegenheit, diese Männer, die immer so dankbar sind, umarmen zu können und in ihren Augen die Freude zu sehen, wenn wir sie wieder besuchen. Wenn Gott an die Menschheit glaubt, wie sollen wir dann nicht daran glauben?“