Pater Longinos Lopez ist in der Gemeinde Kanawat, im Land der Karimojong, im Nordosten Ugandas im Einsatz. Von dort berichtet er über die Not und die zunehmende Gewalt.

Die unregelmäßigen Regenfälle der letzten Jahre haben uns eine Zeit der schlechten Ernten beschert. Es gibt Gebiete, in denen die Lage besser ist, aber in anderen gibt es Menschen, die Hilfe brauchen. Von der Kirchengemeinde aus unterstützen wir verschiedene Gruppen von Menschen in den am stärksten betroffenen Gebieten. Ich bin immer wieder schockiert, wie die Menschen mit ihrer Not umgehen, vor allem, wenn sie mit Krankheiten oder Ernteausfällen und Nahrungsmittelknappheit konfrontiert sind.

Es schmerzt mich, Kinder zu sehen, die nicht das Nötigste haben, um gesund aufzuwachsen. Das Leben geht weiter, und man kann nicht stehen bleiben, sonst bleibt man zurück. Es ist nicht leicht, die mittelfristige Zukunft vorauszusehen, aber als Missionare können wir nicht aufgeben und einfach darauf warten, dass etwas passiert. Wir müssen ein Bezugspunkt und ein Volk der Hoffnung sein.

Eine Sache, die ich nicht verschweigen möchte, ist die Gewalt in Karamoja. In letzter Zeit gab es viele Raubüberfälle auf den Straßen. Bewaffnete Gruppen halten Autos und Motorräder an, um sie mit vorgehaltener Waffe auszurauben, was besser ist, als erschossen zu werden, bevor das Fahrzeug angehalten wird. Wir können uns in den üblichen Arbeitsgebieten bewegen, d. h. im größten Teil des Gemeindegebiets, aber außerhalb dieser Gebiete, wo wir nicht bekannt sind, kann es manchmal gefährlich werden. Unter den Jugendlichen sind wieder Gewehre im Umlauf, die eine Gefahr für die gesamte Bevölkerung darstellen. Die Armee versucht, diese Waffen zurückzuholen, und die Karimojong machen es ihnen nicht leicht. Wenn die Karimojong militärische Operationen durchführen, leiden oft sowohl die Schuldigen als auch die Unschuldigen darunter. So wurden vor einigen Wochen zwei Katechisten, die beschuldigt wurden, Waffen benutzt oder besessen zu haben, in ein Internierungslager gebracht.

Manchmal verleiten Neid und Streit dazu, Unschuldige zu beschuldigen, und das Militär verfolgt sie oft, ohne zu viel nachzuprüfen. Seit einer Woche gehe ich jeden Tag in die Haftanstalt und habe erreicht, dass einer von ihnen freigelassen wird, der andere aber nicht. Ich erscheine jeden Morgen auf dem Polizeirevier, also haben sie wohl die Nase voll von meiner lästigen Anwesenheit.

Paolino, der Koch der Comboni-Schwestern, wurde kürzlich ermordet. Der Mord geschah nicht bei einem Überfall, wie es in Karamoja oft geschieht, sondern durch gut organisierte Diebe. Es war schon spät am Abend, als Paolino die Schreie einer Frau hörte, die um Hilfe rief. Er ging hinaus, um ihr zu helfen und handelte instinktiv, ohne darüber nachzudenken. Hinter ihm stand ein Mann mit einem Gewehr und tötete ihn mit einem Schuss, der ihn direkt in den Kopf traf. Der Kultur zufolge darf niemand eine Person berühren, die mit einem Gewehr getötet wurde, denn das bringt Unglück. Am nächsten Morgen kam die Nachricht, dass Paolino tot war und noch niemand ihn berührt hatte. Mit einer Comboni-Schwester gingen wir zu Paolinos Haus und fanden Paolino in einer Blutlache liegend. Die Schwester bereitete seinen Leichnam vor, und am nächsten Tag fand die Beerdigung nach den örtlichen Ritualen statt.

In Karamoja sind viele Menschen in Blutverbrechen verwickelt. Früher wurden Pfeile und Speere benutzt, aber jetzt gibt es Waffen. Es gab Zeiten des Friedens und der Ruhe, aber auch hier hat der Waffenhandel wieder zugenommen und damit auch die Gewalt.