15. April 2024
Vor zwei Jahren kam ich nach Costa Rica (Mittelamerika). Ich wurde der Pfarrei „Medalla Milagrosa“ zugewiesen, die im Südwesten von San José, der Hauptstadt des Landes, liegt. Man hat mich gebeten, im bekannten Barrio Cuba eine seelsorgerische Nachbetreuung zu übernehmen, mit besonderem Augenmerk auf die Jugendarbeit. Obwohl in der Pfarrei eine freundliche, familiäre Atmosphäre zwischen den apostolischen Gruppen, den Kommissionen und den Bewegungen herrscht, glaube ich, dass sie missionarischer sein könnten.
Ich komme aus der Demokratischen Republik Kongo, einem Land, in dem die Religion, insbesondere das Christentum, Teil des täglichen Lebens der Menschen ist. Die Kirchen sind groß und fast immer voll, zumindest in Kinshasa, meiner Heimatstadt. Im Gegensatz dazu ist unser Pfarrzentrum hier sehr klein, und trotzdem können die Menschen es nicht füllen. Wir haben täglich zwei Messen, eine am Morgen und eine am Nachmittag, aber es kommen nur wenige Leute.
Als Afrikaner und Ausländer in einem anderen Land und auf einem anderen Kontinent weiß ich, dass ich mich an diese Realität anpassen muss und nicht zu viele Vergleiche anstellen darf. Ich hatte befürchtet, nicht akzeptiert zu werden, doch die Menschen haben mir von Anfang an diese Angst genommen. Die Erfahrung der Katholizität der Kirche, ihrer Universalität, ist eine Realität, die mich erstaunt. Die Ticos, wie die Costaricaner genannt werden, haben mich sehr gut aufgenommen. Das hat mir die Hoffnung eröffnet, dass ich diese Zeit der Mission intensiv leben kann.
Im Barrio Cuba hat man großen Respekt vor Gott, den man als den Ursprung von allem betrachtet. „Gott zuerst“, sagen die Leute oft, die sehr religiös sind und die Heiligen und vor allem die Jungfrau Maria verehren. Sie kommen täglich, um das Sakrament der Beichte zu erbitten, und wir besuchen die Kranken und älteren Menschen, die unsere Anwesenheit brauchen.
Diejenigen, die sich am Leben der Kirche beteiligen, tun dies mit großer Liebe, während andere sich von ihr distanziert haben und ihr Glaube im Niedergang ist. Ich denke, dass es dringend nötig ist, diese Menschen wieder zu begeistern, und ich bin überzeugt, dass dies am besten durch eine enge seelsorgerische Betreuung erreicht werden kann, bei der wir von Herz zu Herz sprechen können. Besuche in den Familien sind ausgesprochen wichtig, da die Menschen gerne bereit sind, uns in ihrem Haus zu empfangen, mit uns ihr Leben und ihr Essen zu teilen und Gottes Segen zu empfangen.
In der letzten Weihnachtszeit war ich überrascht von der Aufmerksamkeit und Großzügigkeit der Gläubigen in den Gemeinden gegenüber den Kindern. Die reichen Kirchengemeinden im Stadtzentrum haben uns viele Spielsachen und Süßigkeiten für die Kleinen in der Nachbarschaft geschenkt. Über 300 Kinder, Katholiken und Nichtkatholiken, kamen in den Genuss dieser Hilfe.
Die Pfarrei organisiert auch sogenannte „Pfarrfeste“. Einige Wohltäter spenden aus ihren Gärten Gemüse, Obst und Mehl, mit dem Lebensmittel für den Verkauf zubereitet werden. Arme Menschen können es sehr günstig kaufen oder kostenlos mitnehmen, wenn sie nichts bezahlen können. Daran erkennt man die Großzügigkeit der einfachen Leute, die ein großes Herz haben, um der Kirche und den Missionaren zu helfen. Das Geld, das bei diesen Festen eingenommen wird, dient zur Deckung der Ausgaben der Pfarrei. Außerdem werden jeweils am letzten Freitag jedes Monats in Zusammenarbeit mit einigen Unternehmen Lebensmittel an 45 arme Familien verteilt.
Ich muss dem Herrn danken, denn er hat es gut mit mir gemeint und mich in eine Pfarrei geschickt, die als große Familie mit vielen Kindern gilt. Ich fühle mich berufen, sie sowohl in geistlichen als auch in materiellen Dingen zu begleiten, und das macht mich glücklich.
Pater Guerlain-Joachim Biseka, mccj