Der philippinische Comboni-Missionar Pater Moises Estacio Dela Cruz hat die ersten 13 Jahre seines Missionslebens in Taipeh, Taiwan, verbracht. Er musste nicht nur die Sprache lernen, sondern auch Zugang zu den Menschen finden.

Die erste Herausforderung, der ich mich stellen musste, war das Erlernen der Sprache: Mandarin-Chinesisch. Ich hatte in meiner Jugend zwar andere Fremdsprachen gelernt, das Lernen von Mandarin war aber eine ganz andere Erfahrung. Am Anfang fühlte es sich an, als würde man zwei oder drei Sprachen gleichzeitig lernen.

Während dieser ersten zwei Jahre in Taiwan kam ich in meinem Alltag mit Menschen anderer Religionen und Kulturen zusammen. Oft war ich der einzige Christ in meiner Klasse, die fast immer aus einigen Japanern, Koreanern, Vietnamesen, Thais und Indonesiern bestand. Nachdem ich zuvor auf den Philippinen und in Italien gelebt hatte, war es das erste Mal, dass ich mich in einer Umgebung wiederfand, in der ich zu einer kleinen Minderheit gehörte (die Christen machen in Taiwan nur etwa 4 % der Bevölkerung aus). Als ich mit ihnen im Unterricht war und sah, wie sie täglich lebten, nahm mein Respekt vor ihnen zu, so dass ich am Ende mit einigen befreundet war. Mit manchen stehe ich noch immer in Kontakt.

Meine Klassenkameraden waren fasziniert von meiner Art zu leben, und sie bombardierten mich mit Fragen über mein Leben als Priester und über das Leben im Allgemeinen. Am Anfang war ich es leid, immer wieder dieselben Fragen beantworten zu müssen. Später erkannte ich, dass das meine Art war, vor ihnen Zeugnis von meinem Glauben und meiner Berufung zu geben. Deshalb lernte ich auch, geduldig zu sein mit mir selbst, mit anderen und mit der chinesischen Sprache, die ich lernen musste, um als Missionar erfolgreich zu sein.

Als damals neu geweihter Priester hatte ich auch persönlich mit Fragen nach meiner priesterlichen und missionarischen Identität zu kämpfen. Wird mein Priestertum nur durch die Feier der Sakramente zum Ausdruck gebracht? Während meiner ersten sechs Monate in Taiwan konzelebrierte ich in der Messe, ohne zu verstehen, was in der Predigt gesagt wurde. Ich konnte der Messe folgen, aber ich konnte nicht einmal den Text des Konzelebranten lesen, und alles, was ich tun konnte, war, schweigend anwesend zu sein. Ich nahm an Sitzungen teil, ohne zu wissen, was gesagt wurde, und ich lächelte nur. Nach einem dieser Treffen sagte ein Gemeindemitglied zu mir, dass meine Gegenwart wichtiger sei als die Worte, die ich sagen konnte. In gewisser Weise war meine stille Anwesenheit eine Quelle moralischer Unterstützung für die christliche Gemeinschaft.

In meinen Jahren in Taiwan war ich bei Sommer- und Winter-Glaubenscamps für Universitätsstudenten auch in der Jugendpastoral tätig. In diesen Ferienlagern begegnete ich der katholischen Jugend Taiwans. Ich habe einige junge Leute kennengelernt, die sich in katholischen Jugendgruppen engagierten, noch bevor sie sich taufen ließen. Ich erfuhr aber auch zum ersten Mal von einer alarmierenden Situation unter den taiwanesischen Jugendlichen. Einige junge Leute gaben zu, dass sie sich seit einiger Zeit von der Kirche distanziert hatten und dass die Ferienfreizeit als ihr Weg zurück diente.

Dies geschieht besonders häufig bei denjenigen, die in traditionellen katholischen Familien aufgewachsen sind. Sie wurden als Säuglinge getauft, und einige verlassen die Kirche während des größten Teils ihres Erwachsenenlebens oder distanzieren sich von ihr. Das fängt an, wenn sie das Elternhaus verlassen, um in einer anderen Stadt zu studieren (und schließlich zu arbeiten) und kein Familienmitglied da ist, um nach ihnen zu schauen.

Wenn ich diese jungen Menschen treffe, lade ich sie normalerweise ein, den Glauben, den sie von ihren Großeltern und Eltern geerbt haben, zu ihrem eigenen zu machen. Ich sage ihnen, dass sich kein persönlicher Glaube entwickeln kann, wenn sie diese Entscheidung nicht treffen, da das ist ein wichtiger Schritt für sie ist, in ihrer persönlichen Beziehung zu Jesus zu wachsen.

Ich habe viele Menschen kennengelernt, war an so vielen Orten und habe an Veranstaltungen teilgenommen, die mich zu der Art von Missionar geformt haben, wie ich es jetzt bin. Einige ließen mich die Tiefe des Geschenks der Liebe Gottes verstehen, andere ließen mich erkennen, dass ich immer für die Herausforderung bereit sein muss, „jedem Rede und Antwort zu stehen, der von mir Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die mich erfüllt; aber bescheiden und ehrfürchtig zu antworten“ (1 Petrus 3, 15-16). Meine übliche Frage lautete: „Wie stellt man einem Volk den Heiland vor, das kein Bedürfnis danach hat?“ Dazu habe ich während meiner Jahre in Taiwan erfahren, dass es möglich ist, Zeugnis von Christus, dem Erlöser, zu geben, wenn man bereit ist, ein stiller Zeuge für den Glauben zu sein. Es ist wichtig, ständig präsent zu sein und geduldig auf den Zeitpunkt zu warten, wenn die Menschen sich schließlich öffnen und bereit sind, zuzuhören und etwas über den katholischen Glauben zu lernen. All dies muss mit größtem Respekt vor dem Glauben und der Befindlichkeit der Menschen geschehen.

Pater Moises Estacio Dela Cruz