In der Pfarrei Kariobangi am Stadtrand von Nairobi wurden zahlreiche Initiativen ins Leben gerufen, um konkret auf die Bedürfnisse der Menschen einzugehen.
Die Pfarrei Kariobangi wurde 1974 von Comboni-Missionaren gegründet. Das Gebiet der Pfarrei umfasst drei große Gebiete – Kariobangi, Huruma und Korogocho – mit einer Bevölkerung von über 100.000 Einwohnern, von denen etwa 20.000 Katholiken sind. Korogocho ist eine Barackensiedlung mit Wellblechhäusern in der Nähe der Dandora-Mülldeponie, der größten in Ostafrika, wo der in Nairobi und anderen Teilen Kenias anfallende Abfall gesammelt wird. In den beiden anderen Gebieten der Gemeinde – Huruma und Kariobangi – leben die meisten Einwohner vom Verkauf der aus Dandora geborgenen Gegenstände und von Gelegenheitsarbeiten.
Kenia ist Schwerpunktland der diesjährigen Spendenaktion des Päpstlichen Hilfswerks missio zum Sonntag der Weltmission.
Seit 2018 leitet der Comboni-Missionar Pater Andrew Wanjohi die Holy Trinity Catholic-Gemeinde in Nairobi, zu der die Stadtteile Kariobangi, Huruma und Korogocho gehören. Im Oktober besucht Pater Andrew Deutschland, um in verschiedenen Diözesen über seine Heimat Kenia zu berichten.
In diesem sozialen Kontext führt die Pfarrei zahlreiche Initiativen und Projekte zur Verbesserung der Lebensbedingungen durch, ohne dabei die Seelsorge, die Liturgie und die Vorbereitung auf die Sakramente zu vernachlässigen. Die vier Comboni-Priester der Pfarrei, die von einigen Schwestern und Katecheten unterstützt werden, üben diesen wesentlichen Dienst aus, in dessen Mittelpunkt die Basisgemeinden stehen. Laut Pater Andrew Wanjohi, Pfarrer von Kariobangi, „handelt es sich dabei um kleine Hauskirchen, die aus mehreren Familien bestehen und sich wöchentlich treffen, um sich christlich weiterzubilden und den Kranken und Armen erste Hilfe zu leisten. Erst später kommen die anderen Projekte der Pfarrei hinzu“.
Die Pfarrei unterhält auch fünf Grundschulen und eine weiterführende Schule, in denen etwa 1 600 Jungen und Mädchen unterrichtet werden. Pater Andrew betont: „Bildung hilft unseren Kindern, eine Zukunft zu sehen, die anders ist als das Leben um sie herum. Unser Ansatz geht über das Lehren von Begriffen hinaus und versucht, durch die Kenntnis afrikanischer Lebensweisen, Mythen, Sprachen, Glaubensvorstellungen, mit Geschichten aus verschiedenen Kulturen, Poesie, Legenden und Sprichwörtern in das Herz der Tradition einzudringen“.
In den 1990er Jahren hatte AIDS in Kenia schwerwiegende Auswirkungen und führte zur Entstehung einer großen Generation von Waisenkindern. Um sie aufzunehmen, eröffneten die Comboni-Missionare ein Zentrum namens Watoto Wetu (unsere Kinder), das auch heute noch besteht. Gleichzeitig starteten sie das Projekt Comboni Health Program (CHP) in Korogocho, um HIV-positive Menschen zu begleiten. Heute betreut das Zentrum 671 Menschen, zumeist aus Korogocho. In Verbindung mit dem CHP gibt es im Pfarrkomplex von Kariobangi an zwei Tagen in der Woche ein Physiotherapiezentrum für Kinder mit Bewegungsproblemen und Lähmungen. Die größte Gesundheitseinrichtung in der Gemeinde ist jedoch die Ambulanz in Kariobangi, wo täglich Hunderte von Menschen medizinisch versorgt werden.
Ein weiteres Beispiel für die in Kariobangi durchgeführten Initiativen ist der Sportverein San Juan, den die Comboni-Missionare im Jahr 2003 gegründet haben. Vor allem in Korogocho gibt es weder einen öffentlichen Park noch ein Sportzentrum, in dem sich die Jugendlichen treffen können, um Aktivitäten zu entwickeln, die sie von der ständigen Gefahr des Alkohols und der Drogen wegführen. Aus diesem Grund wurden auf dem Gelände der San-Juan-Kapelle ein Fußballfeld und Plätze für Basketball und Volleyball gebaut. Darüber hinaus wurde ein Kapellengebäude für die Ausübung anderer Sportarten wie Boxen, Karate oder Taekwondo eingerichtet. Die Boxerin Elizabeth Akinyi, die Kenia bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio vertrat, hat hier trainiert. Sport bringt junge Menschen in Bewegung, ebenso wie Musik.
Im Jahr 2007 waren die Comboni-Missionare an der Gründung des Ghetto Classics Music Program beteiligt, einer Musikschule, die Hunderte von Jungen und Mädchen in Korogocho ausgebildet hat und national und international anerkannt ist. Ein weiteres Beispiel ist die Bibliothek von San Juan, die über rund 300 Leseplätze verfügt und den Benutzern Tausende von Schulbüchern zur Einsichtnahme zur Verfügung stellt.
All diese sozialen Initiativen wurden mit dem Ziel ins Leben gerufen, die Menschen an einem Ort zu vereinen und miteinander zu verbinden, an dem ethnische Trennungen offenkundig sind und der in Krisenzeiten, wie etwa während einiger Wahlen, Schauplatz von Gewalttaten war.
Die Aufmerksamkeit für die Schwächsten in allen Lebensphasen bestimmt das soziale Engagement der Gemeinde Kariobangi. Seit dreißig Jahren hilft das Pro-Life-Programm jungen Frauen, die Opfer häuslicher Gewalt wurden oder schwanger sind. Zwei spezialisierte Sozialpädagoginnen, Ann und Georgina, arbeiten Vollzeit, um diesen Mädchen zuzuhören und sie in Schulen und Familien zu sensibilisieren. Für die schlimmsten Fälle, in denen Mädchen ihre Familien verlassen müssen, haben die Missionarinnen der Nächstenliebe einen Raum eröffnet, um sie in ihrer Gemeinschaft in Huruma aufzunehmen. Sie nehmen auch verlassene Kinder mit neurologischen Problemen oder psychischen Erkrankungen auf.
Eine weitere Herausforderung für die Gemeinde sind die Straßenkinder. Viele Familien sind nicht in der Lage, die Ernährung oder das Schulgeld für ihre Kinder zu gewährleisten, und einige von ihnen beschließen, ihren Lebensunterhalt auf eigene Faust zu verdienen, oft in der Mülldeponie von Dandora, wo sie zum ersten Mal erfahren, wie hart das Leben sein kann. In diesem Zusammenhang verfallen viele von ihnen häufig dem Alkohol- und Drogenkonsum. Um zu versuchen, diese Jungen und Mädchen auf einen guten Weg zu bringen, haben die Comboni-Missionare spezielle Programme entwickelt, in denen sie Hunderte von ihnen begleiten.
Die Comboni-Missionsschwestern, die seit den 1980er Jahren in der Gemeinde tätig sind, leiten das Kariobangi-Institut für die Förderung von Frauen, eine Berufsschule für Mädchen mit Problemen bei der sozialen Integration. Das Zentrum bietet drei Ausbildungsmöglichkeiten an: Schneiderin, Friseurin und Kosmetikerin. Am Ende ihrer Ausbildung erhalten die jungen Frauen ein von der kenianischen Regierung anerkanntes Zertifikat, das es ihnen ermöglicht, dem Leben mit größeren Erfolgschancen zu begegnen.
P. Enrique Bayo
Einen Bericht zum Schicksal einer Müllsammlerin in Korogocho lesen Sie hier.