Liebe Freunde, Freundinnen und Bekannte,
herzliche Weihnachtsgrüße aus Addis Abeba! Ich hoffe, es geht euch gut!
Meine ersten Eindrücke, nachdem ich Ende Oktober gut angekommen bin, sind sehr vielfältig. Die Stadt hat sich sehr verändert. Auf der Straße, wenn ich morgens zum Bus gehe, um meinem Sprachkurs zu erreichen, tummeln sich Scharen von Menschen. Hochhäuser ragen in den Himmel, die meisten davon sind Banken und Bürogebäude. Viele Hauptstraßen sind Baustellen, weil sie auf sechs Spuren verbreitet werden sollen. Der dichte Verkehr der fast sechs-Millionen-Stadt soll damit flüssiger werden. Sehr zum Nachteil der Bevölkerung, deren Häuser dadurch abgerissen werden müssen, und die dann große Mühe haben, anderswo unterzukommen.
Trotz großer Fortschritte ist das Leben hier weiterhin nicht einfach, in einigen Stadtteilen fehlt oft tagelang Strom und fließendes Wasser. Vor den öffentlichen Verkehrsmitteln bilden sich oft lange Warteschlangen. Die Inflation galoppiert in die Höhe und die Arbeitslosenquote ist erschreckend. Trotzdem erscheint mir die Grundstimmung der Menschen gelöst und zuversichtlich. Kirchen sind gut besucht. Am 2. Februar wird P. Tesfaye, ein äthiopischer Comboni-Missionar und bisheriger Generaloberer der Comboni-Missionare, zum Weihbischof von Addis Abeba geweiht werden. Das freut uns, denn wir kennen ihn gut, und er ist uns gut gesonnen.
Hier in unserer Zentrale von Äthiopien kommen immer wieder Mitschwestern oder Schwestern von anderen Ordensgemeinschaften für einige Tage vorbei. Da höre ich oft beeindruckend Berichte. So zum Beispiel von Sr. Vicenta und Sr. Lydia, die in Mandura (Westäthiopien) arbeiten. Trotz der schwierigen Situation der dortigen Region haben sie sich entschieden dort zu bleiben. Unsere dortige Schule, die vor wenigen Jahren gebaut wurde, läuft weiter. Mehr als drei hundert Schüler besuchen in diesem Schuljahr den Unterricht. Vom Staat gibt es keine Unterstützung, die Lehrergehälter und sonstige Ausgaben müssen von der Schule selber aufgebracht werden. Auch die Leiterin der Schule in HaroWato im Bergland im Süden des Landes ist sehr dankbar für die Unterstützung aus Österreich.
Mein Programm ist, dass ich noch bis Ende Dezember einen Sprachkurs besuchen werde, um mein Amharisch wieder aufzufrischen. Das ist sehr interessant. Anschließend ist noch offen, was dann meine genaue Tätigkeit sein wird. Arbeit gibt es jedenfalls genug.
Euch allen wünsche ich frohe Weihnachten und alles Gute im Neuen Jahr!
Mit herzlichen Grüßen
Sr. Gertrud Höggerl