Liebe Bekannte und Freunde!
„Frieden auf Erden den Menschen guten Willens!“ Mit diesem Wunsch auf Frieden in der Ukraine, in Tigray, im Congo und in der ganzen Welt, grüße ich euch aus Neapel.
Rückblickend war dieses Jahr ziemlich bewegt. Von den vierzehn Scholastikern haben am Ende des Studienjahres drei ihr Studium beendet und sind in ihre Heimatländer zurückgekehrt, wo sie sich auf das Diakonat und die Priesterweihe vorbereiten. Zwei haben im Laufe des Jahres unsere Gemeinschaft verlassen, und im Juni sind fünf neue gekommen, die noch im italienischen Sprachunterricht sind und dann im Sommersemester ihr Theologiestudium beginnen.
Durch das Generalkapitel im Juni in Rom nutzten viele Provinzobere die Gelegenheit, die Scholastiker aus ihren Provinzen zu besuchen. Und ich fungierte dann oft als „Reiseführer“ durch Neapel und nach Pompei, da ich die Wege inzwischen kenne. Auch Neapel und die Inseln Ischia und Capri sind wieder voll mit Touristen. Auch ich konnte einige Freunde und Bekannte aus der Heimat begrüßen.
Nachdem ich manchmal gefragt werde, was eigentlich meine Aufgabe hier ist, kann ich folgendes sagen: zusammen mit einem zweiten Mitbruder bin ich in erster Linie „formatore“, ein Begleiter unserer vierzehn Scholastiker. Mit der Hälfte von ihnen habe ich ein monatliches Gespräch. Dann bin ich der Hausverwalter. Somit mache ich alle Einkäufe und die dazugehörenden Abrechnungen. Auf dem Obst-und Gemüsemarkt bin ich bekannt als „der padre“, auch wenn keiner meinen Namen kennt. Dafür bekomme ich einiges etwas billiger. Dann fehlt es uns nicht an Gottesdiensten, in der Gemeinschaft mit unseren Studenten, mit unseren Freunden in der Hauskapelle, mit den Schwestern in der Nähe und vor allem in den drei kleinen Pfarren, wo wir regelmäßig präsent sind. Dazu kommen immer wieder Treffen auf Provinzebene oder in der Ortskirche von Neapel.
Gerade las ich eine Erklärung unseres Nachbarbischofs von Sorrento, der sagt, dass sich die süditalienische Mafia, in Neapel ist es die Camorra, in den letzten Monaten stark ausgebreitet hat. Sie besitzt viel Bargeld, somit wenden sich Menschen in Not schnell an sie, werden von ihr abhängig und müssen als Folge für sie bestimmte „schmutzige Dienste“ verrichten. Und die Wirtschaft in Süditalien, wie auch die Politik, kommen einfach nicht aus der Krise. Das ist der Grund, warum viele aus dem Süden, vor allem junge Leute, ihre Heimat in Richtung Norditalien oder Nordeuropa, verlassen. Trotz der Flüchtlinge, die hier fast täglich über das Mittelmeer ankommen, haben in den letzten Jahren um ein vielfaches mehr Menschen Italien verlassen als hier angekommen sind.
Eine besondere Freude war für uns die Seligsprechung des Comboni-Missionars Giuseppe Ambrosoli (1923-1987) am 20. November in Uganda. P. Ambrosoli stammt aus Como in Norditalien. Er war von 1956 bis zu seinem Tod als Arzt und Priester 31 Jahre unermüdlich im ländlichen Krankenhaus Kalongo in Uganda tätig. Er war ein freundlicher, hilfsbereiter und überaus geduldiger Mensch. Er hat viele einheimische Hebammen und Pflegekräfte ausgebildet. Als Missionar vereinte er in sich den Priester und den Arzt. Gottes- und Nächstenliebe, die geweihten Hände des Priesters und die erfahrenen Hände des Chirurgen waren so ineinander verwoben, dass sie nicht mehr zu „trennen“ waren. In diesem Sinn verkörperte er einen echten „Sohn“ des Heiligen Daniel Comboni, der sich „heilige und fähige“ Missionare wünschte. Der Selige Ambrosoli ist ein Vorbild für uns alle!
Wie es aussieht, wird 2023 wohl mein letztes Jahr in Neapel werden. So füge ich nochmals ein Bild an, das mich mit dem Vesuv, unserem gefürchteten Vulkan und zugleich geliebten Hausberg von Neapel zeigt. Unsere Generalleitung plant, ab Herbst 2023 in Graz ein Mini-Scholastikat zu errichten, mit anfangs drei bis vier Scholastikern, von denen dann einige in unserer deutschsprachigen Provinz zum Einsatz kommen sollen. Ich bin vorgesehen, diese in unserer Messendorfer Gemeinschaft zu begleiten.
In großer Dankbarkeit für jede Art von Unterstützung wünsche ich euch allen Frohe Weihnachten und ein Gesegnetes Neues Jahr 2023!
Pater Karl Peinhopf