12. August 2024

Die Kitaaba Woyyicha, die Heilige Bibel in der Guji-Sprache, wurde im Mai 2024 in Addis Abeba, der Hauptstadt Äthiopiens, in einer gut besuchten Zeremonie der Öffentlichkeit vorgestellt. Die ökumenische Übersetzung der gesamten Bibel in die Guji-Sprache begann im Jahr 2000 und nahm mehr als zwei Jahrzehnte in Anspruch. Das Neue Testament in Guji wurde im Jahr 2007, also vor 17 Jahren, veröffentlicht.

Die Hauptgruppe der Übersetzer bestand aus Mitgliedern der katholischen, der lutherischen, der Licht des Lebens- und der Wort des Lebens-Kirche. Auch viele andere Kirchen beteiligten sich an dem Projekt und leisteten technische und finanzielle Unterstützung. Der Comboni-Missionar Pater Pedro Pablo Hernández, der seit über zwei Jahrzehnten bei den Guji in Galcha, Haro Wato und Qillenso-Adola arbeitet, verlas während der Übergabezeremonie eine Botschaft des Apostolischen Administrators von Hawassa, Comboni-Pater Juan Núñez. „Von nun an können die Gujis das Wort Gottes in ihrer Muttersprache lesen. Dadurch wird es ihnen vertrauter und näher“, schrieb Pater Núñez. Der Apostolische Administrator betonte auch den ökumenischen Charakter der Übersetzung, „die Frucht der Zusammenarbeit zwischen verschiedenen christlichen Konfessionen“, und dankte dem Herrn und allen, die die Veröffentlichung der Bibel in der Guji-Sprache ermöglicht haben.

Äthiopien: Präsentation der Bibel-Übersetzung in Guji-Sprache; v. li. P. Pedro Pablo Hernández und der katholische Übersetzer Tsegaye Hailemichael Barisso.

Tsegaye Hailemichael Barisso, der katholische Übersetzer, der in der Galcha-Mission tätig ist, erklärte, dass das Team bei seiner Arbeit vier Hauptquellen verwendet hat: die englischsprachige Good News-Bibel, die alte und die neue Übersetzung der Bibel ins Amharische und die Bibel in der Oromo-Sprache von Wollega (Westäthiopien). Sie benutzten auch den berühmten New Jerome Bibelkommentar. Die Übersetzergruppe wurde von mehreren internationalen Beratern auf diese Aufgabe vorbereitet und bei der Arbeit unterstützt. „Die Übersetzung war keine leichte Aufgabe“, sagte Tsegaye. „Ich habe fast als Junge angefangen und bin jetzt ein reifer Mann. Am Anfang war es mühsam. Es ist notwendig, das genaue gemeinsame Wort zu finden. Manchmal kostete die lange Arbeit auch Überwindung, etwa wenn das Budget nicht ausreichte oder gar nicht vorhanden war. Als ich jedoch sah, wie das Volk die Bibel in der Guji-Sprache annahm, empfand ich große Freude, und alle Wunden waren geheilt“.

Die Bibelgesellschaft von Äthiopien hatte geplant, 50.000 Exemplare zu drucken. Doch dann schlossen sich viele Kirchen der Initiative an, und mit Hilfe einiger Spender war es möglich, 200.000 Exemplare in zwei verschiedenen Formaten zu drucken. Kitaaba Woyyicha ist eine gemeinsame Ausgabe von „Die Welt für das Wort“ Äthiopien und der Äthiopischen Bibelgesellschaft. Die Übersetzung folgt dem protestantischen Kanon. Die Bibel umfasst 1.650 Seiten und ist mit einer Reihe von Zeichnungen illustriert, die bestimmte biblische Passagen oder Konzepte erklären. Sie enthält ein fünfseitiges Glossar, in dem die Herkunft einiger Wörter und ihre Bedeutung erklärt werden. Die Bibelkarten sind in Farbe.

Das Volk der Guji gehört zur Familie der Oromo und zählt zwei Millionen Menschen, die sich in drei Hauptgruppen aufteilen. Sie leben in den Bergen und im Flachland im Süden Äthiopiens. In der Vergangenheit waren sie Viehzüchter. Heute sind sie auch in der Landwirtschaft tätig. Die Comboni-Missionare begannen 1976 bei den Gujis zu arbeiten und leisteten einigen Sidama-Katholiken aus Teticha, die nach Qillenso und Gosa ausgewandert waren, gelegentlich apostolische Hilfe. Als die Sidama vertrieben wurden, eröffneten die Missionare eine Mission in Qillenso und begannen 1981 mit der Evangelisierung der Guji. Von Qillenso aus zogen sie dann weiter nach Soddu Abala (1984), Haro Wato (1995) und Adola (2016). Die Jesuiten eröffneten 1985 zusammen mit den Franziskanerinnen von Maria (Fmm) eine Mission in Gosa, die heute eine Zweigstation von Qillenso ist.

Text:Pater José da Silva Vieira, mccj; Fotos: Pater Pedro Pablo Hernández, mccj