Auf dem Wege zum Licht

Auf dem Wege zum Licht lasset keinen zurück.
Führt jeden mit euch, der vergessen vom Glück.
Dem die Ampel verlosch, dem die Glut nie gebrannt.
Das Kind, das den leitenden Stern nie gekannt.

Sie taumeln in Nacht und Verlassenheit.
Ihr begnadeten Pilger der Ewigkeit,
führt alle mit euch in Liebe und Pflicht.
Lasset keinen zurück auf dem Wege zum Licht!

 

Liebe Leser und Freunde der Comboni-Missionare!

Dieses Weihnachtsgedicht des steirischen Heimatdichters Peter Rosegger kommt mir gerade recht. Es klingt adventlich und missionarisch zugleich, und möchte mich am Beginn der Adventzeit locken, mich wieder neu auf den Weg zu machen, hin zum Licht. Dazu ist die Zeit vor Weihnachten da. Aufbrechen, aber nicht allein, sondern andere mitnehmen. Und das ist wiederum nur möglich, wenn ich mich zuerst selbst auf den Weg mache. So frage ich mich: stimmt es überhaupt, dass ich auf dem Weg zum Licht bin, oder gehöre ich eher zu denen, die orientierungslos dahintaumeln im Leben? Und wen könnte ich alles mitnehmen? Inmitten dieser Fragen klammere ich mich an die Zuversicht, dass durch das Kommen Jesu der ganzen Welt ein Licht aufgegangen ist. Ja, er selbst ist das Licht der Welt. Es will vor allem für die Gestrandeten und Verlassenen dieser Welt leuchten.

Vor ein paar Monaten hatte ich die Gelegenheit, die Einsiedelei Greccio im malerischen Rietital, nicht weit von Rom, zu besuchen. Es ist der Ort, wo der hl. Franziskus im Jahr 1223 mit seinen Brüdern Weihnachten feierte. Dabei hatte er das starke Bedürfnis, den nahegekommenen Gott ganz wirklich zu erfahren, und das auch den Armen aus der Umgebung erfahren zu lassen. So rief er die armen Bauern und Knechte aus der Umgebung zusammen und baute mit ihnen eine lebendige Krippe, mit realen Hirten, mit Ochs und Esel, um das Geschehen der Menschwerdung Jesu möglichst nah und wirklichkeitsgetreu nachzuerleben. In einer Zeit, die geprägt war von Krieg, Pest und Armut, erlebten die Menschen so die Geburt des Retters aus ganz neuer Perspektive: Gott steigt hinunter in das Elend der Welt, in die persönliche Situation jedes einzelnen, um ihnen nahe zu sein, um sie zu versöhnen und zu heilen.

Seither haben sich Krippendarstellungen in der ganzen Welt ausgebreitet und sie haben bis heute nichts an ihrer faszinierenden Ausstrahlung auf uns verloren. Sie bewegen immer noch unsere Herzen, weil in der Betrachtung dieser Figuren wir uns wiederfinden können und verstehen lernen, dass Weihnachten nicht der Geschichte angehört, sondern sich immer wieder neu ereignet.

Auch die heutige Zeit ist geprägt von Gewalt, Unsicherheit und vielen diffusen Ängsten, die in unseren Köpfen herumgeistern. Auch da ist die Botschaft: „fürchtet euch nicht, Jesus Christus ist ein Emmanuel, ein ‚Gott mit uns‘ “ höchst aktuell! Und mehr noch: Er ist der Herr, und zwar der ganzen Schöpfung! Das war der Sammlungsruf der ersten Christen. Diesem kosmischen Christus rufen wir auch am Beginn der Adventzeit zu: „Komm, Herr Jesus!“ (Offb 22, 20) In diesem Sinn sind wir immer Wartende und es ist immer Advent.

Machen wir uns in dieser Zeit auf den Weg, ja lassen wir uns mitnehmen zum Herrn, zum Licht der Welt. Und nehmen wir auch andere mit zu diesem Licht.

In diesem Sinn danke ich Ihnen allen für Ihre Freundschaft mit uns und jede Art von Unterstützung und wünsche Ihnen und Ihren Familien eine fruchtbare Adventzeit und dann ein gesegnetes Weihnachtsfest!

Pater Karl Peinhopf
Provinzial