Das dritte Vorbereitungsseminar für die Missionare und Missionarinnen auf Zeit (MaZ), die ab Sommer diesen Jahres einen MaZ-Einsatz in einem Projekt der Comboni-Missionare beziehungsweise der Salvatorianer beginnen, fand vom 23.03. bis 27.03.2016 im Comboni-Haus in Mellatz statt. Dieses Mal stand das Seminar ganz im Zeichen der Kar- und Ostertage, die wir gemeinsam feierten. Außerdem beschäftigten wir uns mit „Strukturen der Ausbeutung“, die einige Länder beziehungsweise Gruppen reich, andere arm machen und halten.
Teamer des Seminars waren Bruder Friedbert Tremmel (MCCJ), Brigitte Rolfes, Pater Georg Fichtl (SDS) und Lukas Korosec, die tatkräftige Unterstützung von Anna Schönstedt (MaZ MCCJ) erhielten.
Mittwoch und Gründonnerstag: warum sind manche Länder so unfassbar reich und andere so arm?
Mittwochabend reisten wir aus den unterschiedlichsten Himmelsrichtungen an: einige kamen aus Berlin, andere aus München, Nürnberg oder Mainz. Nachdem wir alle wohlbehalten angekommen waren, versetzten wir uns in dem Planspiel „Majoriten und Minoriten“ in die Denkweise zweier fiktiver, unterschiedlicher Kulturen, die verhandeln müssen. Das war gar nicht so einfach und teilweise richtig frustrierend!
Am Donnerstag beschäftigten wir uns dann mit der Verteilung von Reichtum und wie diese zustande kommt. Zunächst sollten die MaZ auf einer Weltkarte schätzen, wie viele Menschen wo auf der Welt leben und wie der Reichtum weltweit verteilt ist. Erstaunliche Ergebnisse kamen dabei heraus! Im „Perlenspiel“ simulierten wir danach den Welthandel und merkten, wie ungerecht es dort zugeht! Während einige wenige „Länder“ immer mehr Reichtum anhäuften und die Regeln des Spiels verändern durften, wurden die übrigen „Länder“ immer ärmer und ihre Situation immer hoffnungsloser.
Nach dem Mittagessen beschäftigten wir uns dann mit der Frage, wie diese ungerechte Verteilung im „echten Leben“ zustande kommt. In Kleingruppen bearbeiteten die MaZ Fragen zu internationalen Organisationen wie dem Internationalen Währungsfonds (IWF), der Weltbank (WB), internationalen Krisen wie der „Ölpreiskrise“ und Gegenbewegungen zu den Mechanismen der „neokolonialen Ausbeutung“ durch internationale Organisationen wie dem Panafrikanismus. Wir stellten fest, dass all dies zusammenhängt und die heutigen Strukturen der Ausbeutung nur einigen wenigen (materiell) nützen.
Mit dem Besuch des Gründonnerstagsgottesdienst in der Gemeinde in Mellatz begannen wir die Kartage.
Karfreitag: die „Kreuze der Welt“ standen im Vordergrund
Der Karfreitag stand für uns ganz im Zeichen des Kreuzes: am Vormittag gingen wir gemeinsam den Kreuzweg und jede und jeder konnte ihre bzw. seine persönlichen Bitten, aber auch Dank, an das Kreuz heften und so vor Gott tragen. Die Bitten lasen wir uns während der stillen Gebetszeit am Abend vor und beteten füreinander und miteinander. Es war ein sehr besinnlicher und schmerzhafter Tag, denn auch im Karfreitagsgottesdienst der Gemeinde wurde auf die Kreuze, die Menschen weltweit zu tragen haben, eingegangen: Terror, Krieg, Verfolgung, Folter, Hunger und Leid. Viele Menschen müssen jeden Tag schwere Kreuze tragen, auch weil wir hier im „Westen“ so leben wie wir leben: verschwenderisch und egoistisch. Das machte uns die Dokumentation Unsichtbare Hände über Sklaverei im 21. Jahrhundert sehr deutlich, denn auch heute gibt es viele Millionen Sklaven, die für einen Hungerlohn oder gar ohne jede Bezahlung arbeiten, damit wir billige Waren einkaufen können. Die Stimmung nach dem Schauen der Dokumentation war sehr gedrückt und so klang der Abend mehr oder weniger still aus.
Karsamstag: Organisatorisches und eine Wanderung in der Natur
Am Karsamstag klärten wir viele organisatorische Fragen, die den MaZ unter den Nägeln brannten: wann reisen wir aus? Welche Impfungen müssen unbedingt noch vorgenommen werden? Wie sieht es mit dem Solidaritätskreis aus?
Am Nachmittag machten wir uns gemeinsam auf den Weg: Pater Georg Fichtl (SDS) führte uns wortwörtlich über Stock und Stein, quer durch den Wald über kleine Bäche und Kuhwiesen. An einem kleinen See machten wir Halt und erfrischten uns. Viele steckten trotz eisiger Temparaturen ihre Füße in den See und genossen die ersten frühlingshaften Sonnenstrahlen. Während der Wanderung kamen wir über Gott und die Welt und besonders die Einsatzländer ins Gespräch und wuchsen noch mehr als Gruppe zusammen.
Ostersonntag: gemeinsame Osternacht und Abschied
Gemeinsam feierten wir mit der Gemeinde in Mellatz am Sonntagmorgen die Osternacht und kamen danach zum Osterfrühstück zusammen. Die Gemeinde nahm uns sehr herzlich auf und es kamen viele Gespräche zwischen Gemeindemitgliedern und MaZ zustande. Nach einer kleinen Abschiedsrunde machten sich die MaZ und die Teamer wieder auf den Heimweg nach unter anderem Berlin, Mainz, München, Nürnberg und Wien. Das nächste Mal werden wir alle im Juli zum letzten Vorbereitungsseminar zusammen kommen. Im Mai beziehungsweise Juni finden die „Länderseminare“ statt, in denen sich die MaZ ganz spezifisch auf ihr Einsatzland vorbereiten, sodass die Gruppe auf die Länderseminare aufgeteilt wird.
Brigitte Rolfes