In einem bewegenden Brief haben die katholischen Bischöfe vom Südsudan Papst Franziskus ihre Dankbarkeit ausgedrückt, für den von ihm ausgerufenen Gebets- und Fasttag um Frieden im Südsudan und im Congo. Sie sind ihm auch dankbar für sein persönliches Interesse ihrem Land gegenüber und sie erneuern die Einladung, dass er den Südsudan besuche, wenn die Zeit dafür reif ist.

Dann schreiben sie wörtlich:

„Wir unterstreichen unsere oft wiederholte Botschaft: das Töten muss gestoppt werden. Es ist nicht zu akzeptieren, dass das Töten weitergeht, während zur gleichen Zeit um Positionen und Prozentanteile verhandelt wird.

Wir danken den internationalen und regionalen Gremien, die sich dafür einsetzen, den Friedensprozess voranzubringen, obwohl einige dieser Akteure auch Eigeninteressen darin verfolgen. Wir hoffen, dass die Phase 3 des hochrangigen Revitalisierungsforums die Gewalt beenden kann. Wir sind unzufrieden, dass alle unsere Anführer auf Regierungs-und Oppositionsseite bisher nicht fähig waren, ihre eigenen Interessen beiseite zu lassen und Frieden zu schaffen, zum Wohl des Volkes und der Nation. Wir beschwören sie mit den Worten aus dem Psalm 95,8: „verhärtet nicht euer Herz!“

Wir befürchten, dass unsere Anführer nicht wissen, wie man Frieden schaffen kann. Sie sind verwirrt. Sie kommen vom Militär her und sehen die Welt mit den Augen der Gewalt. Sie brauchen selbst Hilfe, nicht so sehr technische und politische, sondern spirituelle und moralische Kräfte, um Frieden zu schaffen, um eine Vision für die Zukunft zu bekommen. Ihre Herzen müssen berührt werden. Sie brauchen Hilfe, damit sie lernen, „Schwerter in Pflugscharen umzuschmieden“ (Jes 2,4).

Viele von ihnen sind traumatisiert, wie auch viele von den Leuten im Südsudan. Ein Trauma kann Menschen paralysieren, kann sie zu falschen Handlungen bringen, kann ihre Moral zerstören und zu Selbstmitleid und Verleugnung führen. Sie brauchen eine Heilung ihres Traumas.

Sie fürchten den Frieden. Sie bringen ihre eigenen Leute um. Sie rufen ihre Gefolgsleute von welchem Stamm auch immer, auf, sich für einen Gewinn zu opfern, aber was ist der Gewinn? Die Anführer haben Angst, zu ihren Leuten zurückzukehren ohne etwas vorweisen zu können. Deswegen führen sie den unsinnigen Krieg weiter. Sie wissen nicht was sie tun sollen. Weiterkämpfen ist für sie leichter als den Frieden zu riskieren. Sie fürchten nicht nur die internationale Justiz, sondern auch das was ihr eigenes Volk mit ihnen machen wird, wenn sie versagen.

Sie haben aber schon versagt. Mehr als vier Jahre Krieg, zehntausende Tote, Millionen von Geflüchteten, Plünderungen, Vergewaltigungen, Hunger, wirtschaftlicher Kollaps und Zusammenbruch des Rechtssystems, Zerstörung der Infrastruktur der Nation, Kinder, denen die Bildung vorenthalten und Familien, denen die Gesundheitsversorgung vorenthalten wird… das ist das Versagen. Wie viele Tote müssen es noch werden, wie viel weiteres Versagen ist notwendig, bevor sie zugeben können, dass sie versagt haben und nicht wissen was sie tun sollen?

Wir haben uns selbst gefragt, wie wir ihnen helfen können, ihre Ängste und ihre Verwirrung zu überwinden? Wie können wir ihnen helfen, sich zu versöhnen, nicht nur in politischem Sinn, sondern tief in ihrem Herzen? Wir haben viele Statements herausgegeben, aber diese wurden nicht gehört. Wir wiederholen nochmals: die Tötungen müssen sofort aufhören! Wir müssen die Gewehre auf den Boden legen, sodass die Hände frei werden, einander zu umarmen.

2015 hat der südsudanesische Rat der Kirchen eine Willenserklärung herausgegeben, bei dem wir uns anboten, neutrale Forums zu bilden, in denen die Führenden der Regierungspartei, der wichtigsten Oppositionsparteien und andere bewaffnete Gruppen und politische Fraktionen sich in einem sicheren Rahmen zum Dialog treffen können. Als katholische Bischöfe unterstützen wir diesen Prozess sehr. Er soll auch einen spirituellen Moment beinhalten, der von spirituellen Persönlichkeiten aus dem Südsudan oder anderen Gebieten geleitet wird. Das Thema dieser spirituellen Einkehr soll nicht politisch sein. Es soll eine heilende Einkehr sein, der zu einer persönlichen Umkehr führt und die Teilnehmer befähigt, den Friedensprozess in Angriff zu nehmen. „Gesegnet sind die Friedensstifter, denn sie werden Kinder Gottes genannt werden“ (Mt 5, 9). Wir Südsudanesen können unsere eigenen Schwierigkeiten lösen, wenn wir unsere Herzen ändern.

Wir rufen alle, die guten Willens sind, auf, mit uns am heutigen Tag für Frieden zu beten und zu fasten, und dies auch in den kommenden Monaten regelmäßig zu tun. Zugleich merken wir mit Traurigkeit an, dass viele von unseren Völkern im Südsudan ständig fasten müssen, weil sie nichts zu essen haben. Der Friede wird kommen, wenn die Herzen der südsudanesischen Führer sich ändern. Beten wir um diese Umkehr!

Gott segne euch!“