Vom 21. bis 22. Juni feierten die deutschsprachigen Comboni-Missionare mit Bischof Dr. Klaus Krämer und vielen Gästen das 100-jährige Bestehen ihres größten Missionshauses.
Wechselvolle Geschichte
Das Josefinum in Ellwangen war von 1925 bis 1981 ein Schülerheim der Comboni-Missionare, das Schüler aufnahm, die das Gymnasium besuchten und Missionspriester werden wollten. Das Haus Wohlfrom, die ehemalige Posthalterei, wurde am 24. April 1925 gekauft, im September wurde die neue, vom Missionshaus in Josefstal unabhängige, Hausgemeinschaft etabliert, das Haus entsprechend umgebaut, und am 24. April 1926 zogen 40 Schüler ein.
Das Seminar füllte sich schnell mit Schülern. 1931 wurde es durch einen Anbau von zunächst zwei Stockwerken erweitert. Drei Jahre später wurde ein dritter Stock draufgesetzt. Erster Rektor wurde Pater Alois Ipfelkofer. Bereits ein Jahr später kam Pater Hermann Bauer als Erzieher. Er stammte aus Aschhausen bei Künzelsau, wurde dort 1927 zum Priester geweiht und wurde sofort Erzieher im Josefinum. Er prägte es bis zu seinem krankheitsbedingten Ausscheiden 1967.
Im „Untergrund“ existierte das Seminar noch weiter.
Durch verschiedene Schikanen während der Zeit des Nationalsozialismus wurde der Druck auf die Seminarleitung immer stärker, bis sie im Sommer 1940 das Seminar schloss. Es wurde beschlagnahmt und diente verschiedenen Zwecken, unter anderem als Hilfslazarett. Zum Schluss war eine SS-Einheit dort untergebracht. Am 21. April 1945, dem Tag, bevor die amerikanischen Truppen in die Stadt einzogen, wurde es von der SS angezündet und gesprengt. Im „Untergrund“ existierte das Seminar noch weiter. Einige Schüler hatten Unterkunft bei Familien in Ellwangen und Schrezheim gefunden und gingen von dort an das Gymnasium.
- Primiz von P. August Steidle 1931. Foto: Zirlik
- Das am 21. April 1945 von der SS gesprengte und zerstörte Josefinum.
- Die Schüler des Jahrgangs 1958/59 vor dem Josefinum.
Der Wiederaufbau des zerstörten Seminars ging mangels Zements nur schleppend voran. Alles, was vom zerstörten alten Seminar gebraucht werden konnte, wurde wiederverwendet, nicht nur die Ziegelsteine. Auch Eisenträger wurden zurechtgebogen.
Pater Bauer, der als Militärpfarrer Dienst getan hatte, kam bald wieder zurück. 1949 waren es schon etwa 100 Schüler, die von Josefstal aus täglich ans Gymnasium in der Stadt gingen. In Josefstal herrschte deshalb eine unvorstellbare Enge. Als im Neubau in Ellwangen die ersten Räume, zwar noch unverputzt, bewohnt werden konnten, schliefen die Schüler der oberen Klassen bereits dort. Nach dem Abendessen in Josefstal nahmen sie ihr Frühstückbrot mit, von den Annaschwestern nebenan kam ein Pott mit Malzkaffee, dann ging es in die Schule und von dort wieder nach Josefstal. So ging es bis zum 18. März 1952, dem Vorabend des Josefstages, an dem das neue Josefinum eingeweiht wurde.
Nach dem Abendessen in Josefstal nahmen sie ihr Frühstückbrot mit, von den Annaschwestern nebenan kam ein Pott mit Malzkaffee, dann ging es in die Schule und von dort wieder nach Josefstal.
Mit dem Tag der Einweihung wurde Pater Hermann Bauer Direktor des Seminars. Die zehn Jahre, die nun folgten, darf man als das erfolgreichste Jahrzehnt des Seminars in der Nachkriegszeit ansehen. Es zählte durchschnittlich 130 Schüler. Von den Schülern, die zwischen 1951 und 1961 das Seminar besuchten, wurden 55 Priester, davon 40 Comboni-Missionare, etwa die Hälfte aller Priester, die aus dem Seminar insgesamt hervorgegangen sind. In den folgenden 20 Jahren waren es nur noch einige wenige. Die Zahl der Anmeldungen ging weiter zurück. Der Aufwand an Personal und finanziellen Mitteln stand in keinem Verhältnis mehr zum „Erfolg“, wenn man diesen an der Zahl der Jugendlichen misst, die Priester wurden.
Schließlich mussten die Konsequenzen gezogen werden: 1981 wurde das größte und traditionsreichste Seminar der Provinz, das Josefinum in Ellwangen, geschlossen.
Heute ist das Josefinum Sitz der Missionsprokura, der Provinzverwaltung, des Provinzarchivs, des Freundeskreises „Werk des Erlösers“ und des Seniorenheims für die Mitbrüder. Verschiedene Gruppen wie Bibelkreise, Friedensbewegung oder auch das Repair-Café treffen sich regelmäßig im Josefinum.
Reinhold Baumann
Jubiläumsfeierlichkeiten
Am 21. und 22. Juni feierten die Comboni-Missionare mit vielen Gästen das 100-jährige Bestehen ihres größten Hauses in der Deutschsprachigen Provinz (DSP).
Pater Josef Altenburger hielt zum Auftakt abends am 21. Juni in der Seminarkapelle den Festvortrag „Herz-Jesu-Spiritualität und Enzyklika ,Dilexit Nos“. Am Sonntag, 22.6., feierten Bischof Dr. Klaus Krämer und Pfarrer Prof. Dr. Sven van Meegen mit den Missionaren und vielen Gästen den Festgottesdienst in der vollbesetzten Basilika St. Vitus. In seiner Predigt erinnerte der Bischof an den Ordensgründer Daniel Comboni (1831-1881), der sich von der konkreten Not der Menschen seiner Zeit habe berühren lassen. Er habe die Einheimischen in der Mission von Anfang an mit einbezogen, „um von ihnen zu lernen … die Kultur und die Mentalität der Menschen besser kennenzulernen und zu verstehen“, so Bischof Krämer.
Provinzial Pater Hubert Grabmann dankte dem Bischof, der bereits als Leiter der Hauptabteilung Weltkirche und Nationaldirektor von Missio Aachen mit den Comboni-Missionaren in Kontakt war, für sein Kommen, ebenso allen an der Vorbereitung und Feier des Gottesdienstes Beteiligten, so auch den Stiftsbläsern und Regionalkantor Benedikt Nuding an der Orgel.
- Hausführungen durch die Mitbrüder im Josefinum waren gefragt.
- Die neue Ausstellung im Missionshaus kann jederzeit besichtigt werden.
- Ehemalige und Angehörige vor den Jahrgangsbildern.
- Bischof Dr. Klaus Krämer segnet das Missionshaus.
- Beim Empfang im Kreuzzganggarten von St. Vitus.
- Festgottesdienst in der Basilika, hier mit P. Markus Körber.
- Gespräche und gutes Essen unter dem Zeltdach.
- Comboni-Missionare und Gäste beim Festgottesdienst.
Viele Ehemalige interessierten sich für die angebotenen Hausführungen, wo man in einer neuen Dauerausstellung auch mehr über das Haus, seine Geschichte und die Arbeit der Missionare erfahren konnte.
Nach dem Gottesdienst traf man sich auf Einladung von Pfarrer Dr. Sven van Meegen von der Pfarrei St. Vitus im Kreuzganggarten zu einem Stehempfang, der mit einer Fragerunde an den Bischof im Jeningenheim endete.
Den kurzen Spaziergang von der Basilika zum Missionshaus genoss auch der Bischof, wo er vor dem Mittagessen und Kaffee und Kuchen noch das Missionshaus und die darin lebenden und arbeitenden Menschen segnete. Viele Ehemalige interessierten sich für die angebotenen Hausführungen, wo man in einer neuen Dauerausstellung auch mehr über das Haus, seine Geschichte und die Arbeit der Missionare erfahren konnte.
Pater Reinhold Baumann hielt in der Seminarkapelle einen Vortrag zum Josefinum, in das er 1950 als Elfjähriger selbst eingetreten war.
Ein für alle Gäste bereichernder Tag, an dem viele Erinnerungen aufgefrischt und ausgetauscht wurden, endete um 17 Uhr mit der Schlussandacht mit Missionsprokurator und Hausleiter Pater Markus Körber.
Ulrike Lindner
Lesen Sie hier auch den Beitrag von Pavel Jerabek, DRS zum Jubiläum.










