Mit dem Kauf eines bescheidenen Besitzes in Milland bei Brixen begann am 11. September 1895 die Geschichte der Comboni-Missionare in Südtirol.
Es begann alles damit, dass der Generalobere des Jesuitenordens, dem damals noch die Leitung unserer jungen Missionsgemeinschaft anvertraut war, am 11. September 1895 den Kaufvertrag zum Erwerb eines bescheidenen Besitzes unterzeichnete, der aus zwei Gebäuden und fünfzehn Hektar Land bestand. Am 17. September desselben Jahres wurde bereits offiziell eine Kommunität eröffnet. Der Niederländer Pater Frans Heijmans wurde zum Oberen dieser Gemeinschaft ernannt, obwohl er selbst noch in der Mission war. Deshalb war zunächst der Neupriester Pater Federico Vianello, der später der zweite Generalobere der Kongregation wurde, vorläufig mit der Leitung des Hauses betraut.

Das Personalbuch von Milland, das 1895 vom neuen Rektor Pater Frans Heijmans begonnen wurde. Unter Ziffer 1 finden sich seine Daten.
Pater Frans Heijmans kam erst am 11. November 1895 in Brixen an. Schon am folgenden Tag begab er sich nach Neustift, um sich beim großen Freund unseres Gründers Daniel Comboni und der Mission im Sudan, dem Chorherrn Chrysostomus Mitterrutzner, Rat und Unterstützung zu holen. Pater Heijmans musste nämlich sehr schnell feststellen, dass die „Söhne des heiligsten Herzens Jesu” weder beim Bischof noch beim Diözesanklerus sehr willkommen waren. Der Hauptgrund für die ablehnende Haltung war klar: Nur vier Jahre vorher hatten schon die Mill-Hill-Missionare ein Seminar in Brixen eröffnet. Um sich in Brixen auf Dauer niederzulassen zu dürfen, mussten unsere Missionare versprechen, keine Buben aus der Diözese aufzunehmen, was dadurch ausgeglichen wurde, dass sich bald genügend Kandidaten aus der österreichisch-ungarischen Monarchie und aus Deutschland meldeten. Schon in den ersten fünfzehn Monaten traten zwölf Kandidaten in Milland ein.
Abbauen von Vorurteilen
Das Bemühen von Pater Heijmans, die bestehenden Vorurteile gegen die neue Missionsgemeinschaft abzubauen und die Beziehungen zur Diözese und zur Bevölkerung zu vertiefen, blieben mit der Zeit nicht ohne Erfolg. Schon ein Jahr nach der Gründung besuchte der Kardinal-Erzbischof von Prag als Präsident der Bischofskonferenz das Missionshaus. Er gewann einen guten Eindruck von der Gemeinschaft, was sicher zu einer Förderung durch die entsprechenden kirchlichen und staatlichen Stellen der österreich-ungarischen Monarchie beitrug.
Neubau 1898
Als Pater Franz Xaver Geyer, der nach vierzehn Jahren Missionseinsatz in Afrika 1897 von Pater Heijmans, der in den Sudan zurückkehrte, die Leitung übernahm, ging er sofort an den Bau eines großen Missionshauses, weil das bisherige Gebäude aufgrund der Zunahme der Kandidaten zu klein und ein Neubau dringend notwendig geworden war. Das Haus wurde bereits im August 1898 eingeweiht. Das Haus, das damals erbaut wurde, ist das heutige „Jakob Steiner Haus“ oberhalb der neuen Milländer Pfarrkirche.
Zwei für die Zukunft bedeutsame Initiativen von Pater Geyer waren dann im selben Jahr die Herausgabe der Missionszeitschrift „Stern der Neger” und die Gründung unseres „Werk des Erlösers“ als deutsche Ausgabe des Missionskalenders, der bereits von unserem Gründer Daniel Comboni als Jahresgabe für die Mitglieder des „Vereins des guten Hirten” ins Leben gerufen worden war. Durch das „Werk des Erlösers“ sind wir Comboni-Missionare auch mit der Zeit in ganz Südtirol bekannt geworden. Im Jahr 1901 gründete Pater Geyer auch ein Missionsseminar, das nach dem Vornamen seines Gründers den Namen „Xaverianum“ erhielt. Es gab nun in Milland bereits eine große Gemeinschaft, die aus fünf Patres, vierzehn Brüdern, dreißig Priesterstudenten, sechzehn Novizen und zwanzig Schülern bestand.
- Pater Franz Xaver Geyer (Mitte) war von 1897 bis 1903 Leiter des Missionshauses Brixsen. Dann wrude er zum Bischof von Khartum ernannt. Vor seiner Abreise in den Sudan entstand im Dezember 1903 dieses Fot in Milland.
- Ansicht des 2016 abgerissenen Schülerheims, dem „Xaverianum“, heute Standort des Biosozialhofs Vintlerhof.
Vor der Notwendigkeit, für die vielen Menschen einen sehr bescheidenen Wohnraum zu schaffen, stand nach dem Weggang von Pater Geyer, der 1903 zum Bischof von Khartum im Sudan ernannt wurde, vor allem der neue Rektor Pater Matthias Raffeiner. Er war als waschechter „Vintschgerer“ sozusagen der erste Einheimische in der Leitung des Missionshauses. Weil aber für die Ausführung des ursprünglichen Bauplans von Geyer die Mittel fehlten, entschied man sich nur für eine Vergrößerung des alten Hauses.
Erster Weltkrieg mit Folgen
Doch der Ausbruch des ersten Weltkrieges bescherte diesem so hoffnungsvollen Aufbruch in Milland und der Begeisterung im Missionshaus bald ein folgenschweres Ende. 33 seiner Bewohner, unter ihnen Patres, Brüder, Scholastiker, Novizen und Schüler, mussten zum Kriegsdienst einrücken. Das Xaverianum musste sofort geschlossen werden. Es sollte von jetzt ab nur 21 Schüler des kleinen Seminars der Diözese Brixen und eine Gruppe von Seminaristen aus Trient beherbergen. Nach der Gesetzgebung der neuen faschistischen Machthaber durften nur noch italienische Staatsbürger Erzieher der Schüler sein.
Die Trennung Südtirols von Österreich hatte für die Niederlassung der „Söhne des Heiligsten Herzens Jesu“ gravierende Folgen. Das Missionshaus war von der Quelle der missionarischen Berufungen wie auch von den finanziellen Mitteln abgeschnitten. Man befand sich plötzlich in einem Land, das nicht mehr die Heimat der Ordensleute und der Studenten war. Nur wenige von ihnen stammten aus der Diözese Brixen und aus dem deutschsprachigen Teil von Trient. Fast keiner der anderen kannte die italienische Sprache. Es war auch sehr schwierig geworden, die Grenze nach Österreich und Deutschland zu passieren.
Im Jahr 1925 wurde das kleine Seminar endgültig geschlossen, und die wenigen noch verbliebenen Seminaristen wurden in unser anderes Seminar nach Graz geschickt. Eine kleine Gruppe von Scholastikern, von denen die Mehrzahl aus Österreich und Deutschland stammte, verblieb noch bis 1939 im Missionshaus. Nach dem Pakt zwischen Mussolini und Hitler, der die Umsiedelung der deutschsprachigen Bevölkerung ins „Reich“ zum Ziel hatte, mussten alle deutschen und österreichischen Ordensleute Italien verlassen. Zur Ausbildung der künftigen Missionare war in Bamberg bereits 1933 ein zweites Scholastikat und Noviziat eröffnet worden.
- Das Missionshaus in Milland-Brixen mit dem Vintlerhof im Vordergrund.
- Die Hauskapelle in Brixen wurde 2006 neu gestaltet.
- Auf dem Biosozialhof Vintlerhof lernen Menschen Fertig- und Fähigkeiten, um auf dem „normalen“ Arbeitsmarkt wieder Fuß zu fassen. Foto: Maike Hollnaicher
Südtiroler Schüler nach 2. Weltkrieg
Nach dem Zweiten Weltkrieg, dem zahlreiche Patres, Brüder und Studenten aus unseren Reihen zum Opfer gefallen waren, konnte sich unser Missionshaus in Milland erstaunlicherweise wieder sehr bald erholen. Nachdem Buben aus Österreich und Deutschland jedoch jetzt der Zugang zum Seminar in Milland verwehrt war, begann man damit, Schüler aus Südtirol aufzunehmen. So wurde das Xaverianum bereits im Jahr 1946 mit einer kleinen Gruppe von Studenten wieder eröffnet.
Die Errichtung eines großen Erweiterungsbaus im Jahr 1956 stellte in einer Zeit, in der es um die wirtschaftliche Entwicklung in Südtirol noch nicht zum Besten bestellt war, zweifellos eine gewaltige Leistung dar, die nur dadurch möglich wurde, dass die Missionare, vor allem die Brüder, aber auch die Schüler selbst Hand anlegten. Und damals brauchte es dieses große Haus, weil die Zahl der Seminaristen in den 1950er Jahren auf 106 Buben angestiegen war.
Doch die Zeiten änderten sich sehr rasch, und bald bestand für ein Missionsinternat kein Bedarf mehr. Es musste 1989 geschlossen werden. Leider wurden die Wirtschaftsgebäude 1990 durch einen Brand zerstört und nicht wieder aufgebaut. Die Felder wurden an einige Landwirte aus der Umgebung verpachtet, und die Räumlichkeiten des Seminars wurden an eine Gewerbeschule sowie an eine Schule für Kinder mit Behinderung vermietet. Nachdem beide Schulen ausgezogen waren, wurde das ehemalige Seminargebäude dem Verein „Haus der Solidarität” bis 2016 überlassen. Im Jahr 2005 wurde das von der Gemeinschaft bewohnte Ordenshaus von Grund auf saniert. Im Jahr 2016 wurde das Seminargebäude abgerissen, welches in den 50er Jahren unter großen Opfern gebaut worden war. Doch immer wieder ist ein neuer Anfang möglich. Heute werden die Flächen von einem Biosozialhof, dem „Vintlerhof“ für den ökologischen Anbau genutzt, und einige Menschen mit Beeinträchtigungen und Migrationshintergrund finden dort eine Halbtagsbeschäftigung. Was auf neuer Weise unserer Sendung entspricht.
Pater Alois Eder und Pater Franz Weber






