Der slowenische Comboni-Missionar, Pater Josef Musar, war vor dem 2. Weltkrieg Generalsuperior der deutschen Kongregation. Sein Großneffe betrieb Familienforschung im Ellwanger Provinzarchiv und brachte einen Stein ins Rollen.

Pater Josef Musar – Generalsuperior der deutschen Kongregation von 1932 bis 1938

Pater Josef Musar
Pater Musar war von 1932 – 1938 Generalsuperior der deutschen Kongregation der Comboni-Missionare. Er stammte aus Radece in Slowenien, wo er während seiner Amtszeit ein Seminar in Ljubljana gründete – das so genannte Knoblecherhaus. Auch die Gründung der neuen Niederlassung in Bamberg mit Noviziat und Scholastikat fand 1933 während seiner Amtszeit statt. Pater Musar leitete von 1938 bis 1945 das von ihm gegründete Seminar in Ljubljana. Trotz schwieriger Bedingungen blieb er nach dessen Schließung durch die neue kommunistische Regierung in Slowenien, wo er bis zu seinem Tod am 29. März 1973 als Seelsorger wirkte.

Familienforschung
Dass er darüber hinaus wirken sollte, zeichnete sich im Herbst 2017 ab. Ein Großneffe Pater Musars kam mit seinem Sohn, Ales Musar, aus Ljubljana zu einem Besuch ins Provinzarchiv der DSP nach Ellwangen, um Familienforschung zu betreiben. Unter anderem fanden sich Spuren Pater Musars in der Ausgabe der Missionszeitschrift Stern der Neger, in der er, wie auch einige andere slowenische Mitbrüder dieser Zeit, mehrere Artikel verfasst hatte. Die Suche nach diesen Artikeln erfolgte über ein vom Archiv erstelltes Inhaltsverzeichnis der Zeitschrift. Aber eine Volltextsuche wäre natürlich noch besser gewesen. Gesagt – getan.

Reise nach Ljubljana
Dank der Initiative von Ales Musar konnte die gesamte Ausgabe unserer Missionszeitschrift Stern der Neger (1898 – 1965 Vorgängerzeitschrift von kontinente) im April von der slowenischen Nationalbibliothek in Ljubljana eingescannt werden. Als Übermittler der Bücher und Vertreter der DSP reisten Pater Josef Altenburger und Bruder Hans Eigner Ende April von Graz nach Ljubljana, wo sie mit Herrn Musar ein umfangreiches Programm absolvierten.

Besuch beim Erzbischof
Bruder Hans Eigner berichtet: „Von Erzbischof Stane wurden wir sehr freundlich willkommen geheißen. Mit ihm kam es zu einem sehr interessanten Austausch über die Mission der Comboni-Missionare, deren Herausforderungen und Früchte. Er kannte den Beitrag unserer slowenischen Missionare für die Mission und bedauerte, dass die Verbindung abgerissen sei. Umso mehr freute er sich über die Initiative von Ales Musar und unseren Besuch. Wir kamen auch auf die Situation der Flüchtlinge zu sprechen, nachdem wir angedeutet hatten, dass wir uns in Graz und an anderen Orten um diese Menschen bemühen. Dabei interessierte den Erzbischof vor allem, wie das Zusammenleben mit den Muslimen in Deutschland und Österreich „funktioniert“. In der von Fremden gut besuchten Stadt Ljubljana sahen wir kaum Flüchtlinge. Viele, so der Erzbischof, sind 2015 zwar in Slowenien angekommen, dann aber bald weitergezogen.

Besuch in der slowenischen Nationalbibliothek (v.li.): Bruder Hans Eigner, Pater Josef Altenburger, Martina Rozman Salobir, Ales Musar, Mitja Blagajne

In der Nationalbibliothek
Die Direktorin Martina Rozman Salobir und der Vorsitzende Dr. Mitja Blagajne begrüßten uns. Sie würdigten die Initiative von Herrn Musar, durch die das Vermächtnis der slowenischen Missionare ins Bewusstsein gerufen würde. Durch das Scannen und die Veröffentlichung des Stern der Neger in der Digitalen Nationalbibliothek können alle Interessierten nun weltweit in den Ausgaben recherchieren und Einblick in den Einsatz der Missionare und die Missionsgeschichte bekommen. Für ein relativ kleines Land mit zwei Millionen Einwohnern ist der Blick in die Geschichte Identität stiftend. „Wir sind stolz auf das, was unsere Missionare in Afrika vollbracht haben“, meinte Frau Salobir.

Hier finden Sie die digitale Ausgabe des Stern der Neger.
Die einzelnen Ausgaben können nach Begriffen durchsucht werden.
https://www.dlib.si

 

Pater Altenburger, Direktor David Habot von Mikrocop und Ales Musar

Besuch bei Mikrocop
Nach einem Interview bei Radio Ognjisce war die Firma Mikrocop, die sämtliche Ausgaben der Zeitschrift Stern der Neger gescannt hat, die letzte Station des Tages. Gleich am Eingang mussten wir unsere Personalien angeben und die Handys abschalten. Fotos waren nicht erlaubt. Der Direktor, Herr David Habot, stellte uns die Firma vor und erklärte die Abläufe. Mikrocop scannt vor allem die digitalen Über- und Anweisungen der Banken des Landes, ebenso die historischen Dokumente und Katastereinträge des Landes. Die Firma führt somit eine hoheitliche Aufgabe aus. Dies erklärt die strengen Sicherheitsvorkehrungen.
Abschließend konnten wir noch im Untergeschoß die Scan-Einrichtung sehen, mit der unsere Bücher gescannt worden sind, und wir konnten die Originale wieder mit nach Hause nehmen.

Gedenkgottesdienst für Pater Musar: Pfarrer Miro Bergelj und P. Altenburger in der Kirche von Radece, Slowenien

Gedenkgottesdienst
Am 22. April fand für Pater Musar in Radece, seinem Geburtsort, ein Gedenkgottesdienst statt. Dort ist auch seine Ruhestätte. Ales Musar wartete schon mit seinem Sohn Maks und Mutter Metka vor der Kirche. Der junge Pfarrer, Miro Bergelj, stellte uns freundlich in der Kirche vor und erklärte den Grund unseres Besuches. Pater Altenburgers Predigt wurde von Herrn Musar übersetzt. Sie hatte den „Guten Hirten“ zum Thema. Auch Daniel Comboni sei für die Menschen Afrikas ein guter Hirte gewesen. Bezug nehmend auf die Geschichte von Kain und Abel, in der Kain auf die Frage Gottes: „Wo ist Dein Bruder Abel?“ antwortet: „Woher soll ich wissen, wo mein Bruder ist? Ich kann doch nicht ständig auf ihn aufpassen!“, sagte Pater Altenburger, dass Comboni nicht wie Kain war, sondern die Menschen Afrikas in Schutz genommen habe; und das in einer Zeit, in der man auf die Menschen dieses Kontinents herabschaute.
Ich erklärte noch in groben Zügen die Mission der Comboni-Missionare im Südsudan, da dort auch Pater Musar drei Jahre lang (1920 bis 1923) gearbeitet hat.
Mit einem kleinen Ausflugsprogramm in verschiedene Kapellen der Pfarrei haben wir dann den Tag beendet und sind froh nach Hause gefahren. Es waren erfüllende Tage für uns und wir haben in Slowenien viele interessierte und freundliche Menschen angetroffen.“

Ulrike Lindner, Hans Eigner  –  Fotos: Hans Eigner, Comboni Archiv