Als letzten in unserer diesjährigen Lebensbilder-Reihe stellen wir Pater Frans Heijmans vor. Er war eines der ersten zehn Mitglieder des 1885 in eine Kongregation umgewandelten Instituts Combonis, gewissermaßen „Urgestein“, und der erste und bislang einzige Holländer. Bei der Teilung der Kongregation nach dem Ersten Weltkrieg in eine italienische und eine deutschsprachige, entschied er sich zunächst für die italienische Kongregation, um dann zehn Jahre später in die deutschsprachige zu wechseln. Er hat etwas von einem „Heimatlosen“ an sich, oder nennen wir es „Internationalisten“, oder einem, der nirgendwo ganz zuhause war?
Der Holländer Frans Heijmans war der erste Hausobere von Milland, er rettete das Haus nach dem Ersten Weltkrieg vor dem wirtschaftlichen Ruin und blieb ihm doch lange Zeit fremd.
Vor neun Jahren kamen Mike und Jeanne Berenos-Heimans aus Holland ins Archiv der Comboni-Missionare in Ellwangen. Sie wollte Näheres über ihren Großonkel, Pater Frans Heijmans, erfahren. Von ihnen erfuhren wir, dass unser Mitbruder nicht Franz Heymans, sondern Frans Heijmans hieß. Das Unwissen war nicht verwunderlich, denn er selber schrieb sich fast immer mit Franz Heymans. Vielleicht war er es müde, seinen Namen ständig verbessern zu müssen.
Sein Weg nach Verona
Dieses Detail zeigt, wie Pater Heijmans sich wohl als „Exot“ unter vorwiegend italienischen und deutschsprachigen Mitbrüdern gefühlt haben muss. Dabei war er gewissermaßen Urgestein der Gemeinschaft, denn er war einer der ersten zehn Novizen, als in Verona 1885 das Noviziat des in eine Kongregation umgewandelten Institut Combonis eröffnet wurde.
Heijmans, geboren am 4. Januar 1865 in Weert in Holland, schreibt in seinen Erinnerungen über seinen Eintritt in die Kongregation: „1883 brach ich aus Holland auf nach Verona mit der Vorstellung, dass ich dort ein großartiges Missionsinstitut antreffen würde. Mich erwartete das genaue Gegenteil: Ein armseliges Haus; an Stelle von zahlreichen Missionsanwärtern ein Dutzend Studenten verschiedener Nationalität und als Rektor und Spiritual zwei italienische Patres, die außer Italienisch keine andere Sprache sprachen. Die ganze Ausstattung war von extremer Armut und auch der Umgang miteinander ließ viel zu wünschen übrig. Auf weitere wenig erbauliche Umstände will ich nicht eingehen, nur dass zwei österreichische Bischöfe auf Besuch kamen, die angesichts der wenig erbaulichen Situation vorschlugen, den Sitz des Instituts nach Österreich zu verlegen. Das geschah aber nicht. Statt dessen kam Bischof Sogaro (der Nachfolger Combonis), der einen anderen Umgang miteinander anordnete und ankündigte, dass bald zwei Jesuiten kämen, die die Leitung des Instituts übernehmen und das bisherige säkulare Institut in eine Kongregation mit Gelübden umwandeln würden. ‘Gott sei Dank’, sagte ich Bischof Sogaro, ‘Wenn es so ist, bleibe ich, andernfalls wäre ich anderswohin gegangen’.“
Frans Heijmans blieb, legte 1887 mit der ersten Gruppe die Gelübde ab und wurde 1888 in Kairo von Bischof Sogaro zum Priester geweiht. Zuerst arbeitete er in Gesirah auf einer Insel im Nil bei Kairo, wo etwa hundert christliche Afrikaner sich angesiedelt hatten, die sich aus Khartum vor der Eroberung durch den Mahdi 1886 gerade noch hatten retten können. Die Missionare hatten auf der Insel für sie Wohnungen und Werkstätten eingerichtet, die so genannte „Antisklavereikolonie Leo XIII.“, benannt nach dem damaligen Papst Leo XIII.
Erster Rektor in Brixen
In den frühen 1890er-Jahren traten viele Kandidaten aus Deutschland und Österreich (Donaumonarchie) in die neue Kongregation in Verona ein, so dass an eine Niederlassung in Österreich gedacht wurde. In Deutschland war das während des Kaiserreiches nicht möglich. Das geschah 1895 im damals zu Österreich gehörenden Milland bei Brixen. Weil es damals keinen erfahrenen und geeigneten deutschsprachigen Mitbruder gab, rief man Pater Heijmans aus Afrika nach Brixen. So wurde er erster Rektor und Novizenmeister der ersten deutschsprachigen Niederlassung der Kongregation.
Pater Heijmans besorgte sich ein 385 Seiten starkes, 40 cm hohes und 26 cm breites leeres Buch und begann damit 1895 mit der Chronik des Missionshauses in Milland – in italienischer Sprache. Diese Chronik wurde ohne größere Unterbrechungen geschrieben, bis 1967 das Buch voll war. Es ist einer der größten Schätze des Archivs.
Wieder nach Afrika
Bereits 1897 wurde Pater Heijmans durch den deutschen Pater Franz Xaver Geyer abgelöst, den späteren Bischof von Khartum, und ging wieder nach Afrika. Es kam der Erste Weltkrieg und mit 1918 das bittere Ende für Deutschland und Österreich. Das bis dahin österreichische Brixen wurde italienisch, die große und bis zum Krieg prosperierende Niederlassung verlor ihre wirtschaftliche Basis. Der damalige Rektor, Pater Matthias Raffeiner, wollte sein Vaterland unterstützen und hatte viele Kriegsanleihen gekauft und das Haus hoch verschuldet.
Da wurde 1920 wiederum Pater Heijmans aus Afrika geholt. Mit dem Erlös seiner Bettelpredigten in seiner Heimat Holland rettete er die Niederlassung in Brixen – und vielleicht überhaupt den deutschsprachigen Zweig der Kongregation – vor dem wirtschaftlichen Ruin. Aber so richtig warm scheint die Hausgemeinschaft mit ihm nicht geworden zu sein. Als 1923 die Kongregation in eine italienische und eine deutschsprachige geteilt wurde, und die Mitglieder wählen konnten, zu welcher sie gehören wollten, entschied er sich für die italienische.
Rückkehr nach Milland
Doch auch dort wurde er nicht ganz heimisch. Das spürte er, als er den Versuch machte, eine Niederlassung in Holland zu gründen. Er hatte ein sehr gutes Angebot für ein großes Seminar. Auch die Finanzierung schien gesichert. Doch der italienische Generalobere wollte eine rein italienische Kongregation. Heijmans suchte wieder mehr die Nähe der deutschsprachigen Mitbrüder und 1934, mit 69 Jahren, als die alte Garde abgelöst war und eine neue Generation von Mitbrüdern die Leitung innehatte, bat er um den Wechsel von der italienischen in die deutschsprachige Kongregation.
Dort wurde er gern aufgenommen und bekam das verantwortungsvolle Amt des Novizenmeisters. Er lebte fortan in Milland bei Brixen, dem Haus, dessen erster Leiter er einmal war, und starb 1948 im Alter von 83 Jahren.
Die Zeit war noch nicht reif
Es war eine Zeit, in der die Wogen des Nationalismus noch hoch gingen. In den Missionstationen in Afrika und anderswo kamen die Mitglieder meist aus einer Nation. Die Kirche präsentierte sich den neuen Christen als deutsche, italienische oder französische und nicht als katholische Kirche. Es brauchte einen Lernprozess und dann ein Konzil zum Umdenken. Pater Heijmans ging schon einmal mutig voraus.
P. Reinhold Baumann