Als ich am Silvestertag 2022 vom Tod Benedikt XVI. erfuhr, stiegen in mir Gefühle der Trauer, Dankbarkeit und der Freude auf. Das Requiem für den verstorbenen Papa emeritus wurde für den 5. Januar angesetzt, dem Tauftag des Seligen Pater Philipp Jeningen. Da ich am 6. Januar einen wichtigen Gottesdienst angenommen hatte, schien es mir zunächst unmöglich, bei der Totenmesse in Rom dabei zu sein.

Göttliche Vorsehung
Dann bekam ich einen überraschenden Anruf. Eine Frau aus der Nähe von Ellwangen machte mich darauf aufmerksam, dass „Jugend2000“ eine Busfahrt von Augsburg nach Rom und zurück anbot. „Ein Zeichen göttlicher Vorsehung“, dachte ich mir. Zu zweit fuhren wir am 4. Januar nach Augsburg. Einige Auerbacher Schulschwestern, die ich kenne, stiegen auch noch zu. Nach etwa zwölf Stunden Nachtfahrt im vollbesetzten Bus waren wir in Rom. Die Zeremonie der Totenmesse war einfach und würdevoll. Auch für mich ein wichtiger Moment des Abschieds.

Diakonenweihe von Markus Körber am 5.1.2006 in der Abteikirche Tre Fontane in Rom. Foto: privat

Viele Erinnerungen
Ich hatte das Gefühl, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Vor meiner Ausreise in den Südsudan konnte ich Papst Benedikt im Oktober 2006 nach einer Generalaudienz auf dem Petersplatz persönlich begegnen und um seinen Segen bitten. Dafür war und bin ich ihm sehr dankbar. Das Gefühl, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, wurde dadurch bestärkt, dass ein Teil des Hochgebets von Kardinal Robert Sarah aus dem afrikanischen Guinea vorgetragen wurde. Er hatte mich genau 17 Jahre vorher, am 05.01.2006 in Rom zum Diakon geweiht. Damals fuhr ein Bus aus meiner Heimatgemeinde Pottenstein zur Feier. So ging ich nach dem Requiem von Papst Benedikt von „Petrus zu Paulus“, d.h. vom Vatikan nach „Tre Fontane“, wo der heilige Paulus enthauptet wurde und wo ich in der dortigen Abtei mit innerer Freude und Erfüllung dem Jahrestag meiner Diakonenweihe gedenken durfte. Die Anliegen vieler Menschen konnte ich im Gebet und in aller Stille der Güte und Menschfreundlichkeit Gottes anvertrauen. Vor allem gingen meine Gedanken an meinen vor zwei Jahren verstorbenen Vater. Er hatte mich 1980 – ich war acht Jahre alt – zum Papstbesuch von Johannes Paul II. nach München mitgenommen. An die Eucharistiefeier auf der Theresienwiese zusammen mit dem damaligen Erzbischof von München und Freising, Kardinal Joseph Ratzinger, kann ich mich bis heute erinnern.

Ich hatte das Gefühl, zu richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.
Markus Körber

Spontaner Applaus
Nach einem Kurzbesuch bei meinen Mitbrüdern im Generalat, wo ich während meines Theologiestudiums von 2002 bis 2006 wohnte, ging es zurück zum Bus am Vatikan. Nach etwa zwölf Stunden Nachtfahrt kamen wir am nächsten Morgen gut in Augsburg an. Rechtzeitig wieder in Ellwangen zum Frühstück zurück, fuhr ich dann nach Lauchheim zu „St. Petrus und Paulus“ zum Gottesdienst. Nachdem ich etwas mitgenommen der Gemeinde von meiner Kurzfahrt nach Rom berichtet hatte, wurde spontan geklatscht.

Wir sind nicht allein
„Wer glaubt, ist nie allein“, so heißt das Lied, das 2006 anlässlich des Pastoralbesuches von Benedikt XVI. in Regensburg komponiert wurde. Bei der Messe am 12. September auf dem Islinger Feld – sechs Wochen nach meiner Priesterweihe – durfte ich konzelebrieren. „Wer glaubt, ist nie allein! Du, Herr, wirst mit uns sein“. Diese Anfangsworte des Liedes haben mich auf meiner Kurzfahrt nach Rom 2023 begleitet. „Des Menschen Herz plant seinen Weg, doch der HERR lenkt seinen Schritt“ (Spr 16,9). Es ist gut zu wissen und zu erfahren, dass das Erreichen meiner Pläne und Ziele nicht allein von mir abhängt. Wir sind nicht allein. Da sind Menschen und da ist Gott. Der Mensch denkt und Gott lenkt.

Pater Markus Körber mccj