Am 20. Oktober 2023 feierte Pater Alois Eder aus Uttenheim in Südtirol seinen 90. Geburtstag. Schon vorher feierte er ein besonderes Jubiläum: Am 29. Juni 1958, vor 65 Jahren, wurde er in Brixen zum Priester geweiht. Pater Alois blickt zurück:

“Nach Abschluss meines Theologiestudiums und nach meiner Priesterweihe in Brixen habe ich mich 1959 den Comboni-Missionaren angeschlossen. Mein erstes Einsatzland war Spanien, wo wir in der Provinz Palencia gerade ein Seminar für die Ausbildung von Missionaren für Südamerika eröffnet hatten. Es war eine Zeit der großen Aufbruchsstimmung, der vollen Seminare und der zahlreichen Missionsberufe. Ich arbeitete als Lehrer, Erzieher und geistlicher Begleiter der Studenten und schließlich als Novizenmeister. Es war eine äußerst schöne und bereichernde Zeit, weil es mir gelungen war, mich in Spanien voll und ganz auf Land und Leute einzulassen.

An manchen Sonntagen feierte ich die heilige Messe in drei verschiedenen Sprachen und für drei kulturell sehr verschiedene Gruppen.

Südafrika
Nach dreizehn Jahren ging ich nach Südafrika. Der Einsatz in diesem Land der Rassentrennung bedeutete für mich eine gewaltige Umstellung. Es galt nun, mit zwei neuen Kulturen, der des Zulustammes und der englisch sprechenden weißen Bevölkerung, vertraut zu werden. Dazu kamen noch 80 portugiesische Familien, die sich nach dem Zusammenbruch der Kolonialherrschaft im Nachbarland Mosambik als Flüchtlinge in unserer Pfarrei niedergelassen hatten. Ich konnte mich nun endlich voll der Seelsorge widmen, die hier keine leichte Arbeit war. An manchen Sonntagen feierte ich die heilige Messe in drei verschiedenen Sprachen und für drei kulturell sehr verschiedene Gruppen. Als ich sprachlich dann gut zurechtkam, wurde ich zum Provinzial gewählt.

Generaloberer der Comboni-Missionare Pater Tesfaye Tadesse – der seinen Urlaub in Brixen extra verlängerte – und Pater Bruno Niederbacher SJ feierten mit und begleiteten Pater Alois mit der Gemeinde und den Ortsvereinen beim Dankgottesdienst und bei der anschließenden Sakramentsprozession durch das Dorf. Foto: Karl Tavella

Aufgabe im Generalrat
Dann wurde ich auf dem Kapitel von 1979 in den Generalrat der Comboni-Missionare gewählt und zusätzlich zum Generalvikar mit Sitz in Rom ernannt. Ich kam mir vor wie einer, der als Bürgermeister einer kleinen Landgemeinde – plötzlich und ohne lange in die Aufgabe eingeführt zu werden – zum Bürgermeister einer Großstadt gewählt wird. Ich stand buchstäblich ,wie der Ochs vor dem Berg’. Nach der spanischen und afrikanischen Welt hieß es nun, mich in Italien und Rom einzuleben. Vor allem musste ich mich in der weltweiten Struktur und Wirklichkeit einer internationalen Missionskongregation zurechtfinden. Durch meine Besuche in den verschiedenen Missionsgebieten gewann ich nun einen direkten Einblick in das Leben und Wirken, in die Arbeitsweise und in die Probleme unserer Missionare. Es waren sechs herausfordernde Jahre, in denen ich auch schwierige Entscheidungen treffen und mittragen musste. Nach sechs Jahren im Generalrat wurde ich dann Ende 1985 zum Generalsekretär der Kongregation in Rom ernannt. Ich hatte Protokolle zu erstellen und alle Nachrichten von Mitbrüdern für das Archiv aufzuzeichnen. Ich kam mit vielen Mitbrüdern in Kontakt und gewann allmählich einen Einblick in die Kongregation und ihre Mission und einen Überblick über unser „Personal“, über all unsere Missionare, die ich in ihrer ganzen Verschiedenheit als einen großen Schatz erachte. Unsere internationale Gemeinschaft ist so wirklich „mein Haus und meine Familie“ geworden, die ich liebe und sehr gut kenne und für die ich immer noch gerne arbeite.

Ausbilder auf den Philippinen
Nach dreizehn Jahren in Rom kam wieder die Zeit, die Koffer zu packen und für eine neue Aufgabe bereit zu sein. Anstatt nach Südafrika zurückzukehren, um dort meine Missionsarbeit wiederaufzunehmen, wurde ich gebeten, ganz anderswohin zu gehen: nach Asien und zwar auf die Philippinen. 1988 hatten die Comboni-Missionare dort ein Seminar eröffnet, eine Missionszeitschrift gegründet und mit der Berufungspastoral begonnen. Ich musste in Manila für die jungen Männer, die sich für die Ausbildung in unsere Gemeinschaft meldeten, das Amt des zweiten Novizenmeisters übernehmen. Es war einmal mehr eine große Herausforderung: Ein anderer Erdteil, ein ganz neues Land mit einer anderen Kultur und zum Teil auch mit einer neuen Sprache und mit einem sehr feuchtheißen Klima. Aber siehe da! Auch hier fühlte ich mich bald sehr wohl und zuhause. Dazu beigetragen hat sicher die Freundlichkeit der Menschen und deren Hilfsbereitschaft, deren Wertschätzung der Priester und Ordensleute in einem christlichen Milieu und die frohe und aktive Teilnahme an den Gottesdiensten.

Familientreffen in Uttenheim anlässlich seines Jubiläums: Pater Alois Eder mit seinen Schwestern Rosa und Maria, den einzigen noch lebenden Geschwistern von insgesamt zwölf Kindern. Foto: Karl Tavella

Privatsekretär in Rom
Nach fünf Jahren war es an der Zeit, in der eigenen Südtiroler Heimat eine Aufgabe zu übernehmen. Ich wurde zum Hausoberen unseres Missionshauses Milland in Brixen ernannt. Durch viele Aushilfen und Missionspredigten in den Pfarreien konnte ich endlich auch meine engere Heimat gründlich kennenlernen. Es war eine interessante Zeit aber – zu meiner Überraschung – noch nicht das Ende meiner Laufbahn.
Denn 2007 erhielt ich wieder einmal einen Anruf aus unserem Generalat in Rom. Ich wurde gefragt, ob ich noch einmal bereit wäre, nach Rom aufzubrechen, um dem Generaloberen als Privatsekretär zur Seite zu stehen. Mit dem hatte ich also wirklich nicht mehr gerechnet. Weil ich aber aus meiner früheren Erfahrung wusste, worum es bei einem solchen Dienst geht und mir das Leben im Generalat nicht fremd war, habe ich wieder einmal und gar nicht ungern zugesagt. Es war wie eine Rückkehr in eine alte Heimat, weil ich dort ja auch noch eine Anzahl von Mitbrüdern getroffen habe, die ich von meiner früheren Zeit in Rom gut kannte. Meine Aufgabe bestand nun darin, jederzeit für den Generaloberen da zu sein und dessen vielseitige und vielsprachige Korrespondenz zu erledigen. Da kamen mir meine Sprachkenntnisse sehr zugute. Sieben Jahre dauerte mein zweiter Romeinsatz. Wie viele Briefe ich in jenen Jahren im Namen des Generaloberen geschrieben habe, weiß Gott allein – und das Archiv, wo diese Korrespondenz dokumentiert ist. Zur Abwechslung konnte ich auch wieder in Sonntagsaushilfen regelmäßig seelsorglich tätig sein.

Im Ruhestand in der DSP
Nachdem im Generalkapitel mit der Wahl eines neuen Generalobern zu rechnen war, wurde meinem Wunsch nach einer Versetzung in die deutschsprachige Provinz stattgegeben. So gehöre ich nun seit Juli 2015 zur Gemeinschaft Ellwangen, in der ich mich aus vielen Gründen sehr wohl fühle. Ich lebe hier mit anderen vor allem älteren Missionaren in unserem Seniorenheim, in dem wir im Haus und außerhalb mit einer guten Betreuung und auch jederzeit mit schneller ärztlicher Hilfe rechnen dürfen.
Hier ist nun sozusagen meine irdische Endstation nach einem langen, äußerst interessanten Lebensweg und vielerlei missionarischen Erfahrungen. Von hier aus geht es dann einmal in die ewige, himmlische Heimat. Der Herr hat mir ein abwechslungsreiches Leben geschenkt, für das ich ihm jeden Tag danke. Ich war auf drei Kontinenten und in fünf Ländern im Einsatz, habe mit fünf Generaloberen eng zusammengearbeitet oder ihnen gedient. Ich bin bis heute nie ernstlich krank gewesen und kann meinen Mitbrüdern bis heute noch zu Diensten sein.”

Alois Eder