Papst Franziskus sprach im Dezember 2022 mit der spanischen Comboni-Zeitschrift Mundo Negro unter anderem über seine bevorstehende Reise in die Demokratische Republik Kongo und den Südsudan. Lesen Sie hier Auszüge des Interviews.

Papst Franziskus empfing am 15. Dezember 2022, zwei Tage vor seinem 86. Geburtstag, in Privataudienz Pater Jaime Calvera, den Direktor des Verlags Mundo Negro, und Javier Fariñas, Chefredakteur der Comboni-Zeitschrift Mundo Negro, in Begleitung von Comboni-Kardinal Miguel Ángel Ayuso Guixot, Präsident des Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog.
Während des 40 Minuten dauernden Interviews antwortete der Papst sehr herzlich auf die ihm gestellten Fragen. Er hob insbesondere die Verbindung zwischen Glaube und Kultur, Evangelisierung und Kultur hervor und betonte, dass das Evangelium, wo immer es verkündet wird, die Kulturen bereichert:

Respekt vor Kulturen
„Was mich an den Missionaren am meisten beeindruckt, ist ihre Fähigkeit, auf den Boden der Tatsachen zurückzukehren, die Kulturen zu respektieren und ihnen bei ihrer Entwicklung zu helfen. Sie entwurzeln die Menschen nicht, im Gegenteil. Wenn ich die Missionare sehe […] wird mir klar, dass die katholische Mission nicht missioniert, sondern das Evangelium entsprechend der Kultur des jeweiligen Ortes verkündet.”

Harmonie der Unterschiede
„Das ist es, worum es beim Katholizismus geht: den Respekt vor den Kulturen. Es gibt keine katholische Kultur als solche; es gibt eine katholische Denkweise, aber jede Kultur ist in dem verwurzelt, was katholisch ist […]. Im Katholizismus gibt es keine Einheitlichkeit, sondern Harmonie, die Harmonie der Unterschiede. Und diese Harmonie wird durch den Heiligen Geist geschaffen. Ein Missionar geht dorthin, respektiert das, was an jedem Ort vorhanden ist, und hilft, Harmonie zu schaffen, aber er missioniert nicht ideologisch oder religiös, geschweige denn kolonialistisch.”

Eindrücke aus Bangui
Der Papst erwähnte auch einige Erfahrungen bei seinen Reisen in Afrika, die Unsicherheit bei seinem Besuch der Zentralafrikanischen Republik 2015 und seine Begegnung mit dem Erzbischof von Bangui, dem späteren Kardinal Dieudonné Nzapalainga.
„Ich kam zu einer Zeit, in der die islamische und die katholische Gemeinschaft sehr gespalten waren, aber ich hatte einen Bischof, der jetzt Kardinal ist, einen evangelischen Pfarrer und einen Muslim, die die Situation gut verstanden, und alle drei arbeiteten zusammen, um Einigkeit zu erzielen. Diese Erfahrung kann ich nicht vergessen”, so der Papst. Er freue sich auf seine Reise in die Demokratische Republik Kongo und den Südsudan Anfang Februar 2023.”
Impulse für die Mission
Auf die Frage der Impulse des Zweiten Vatikanischen Konzils für die Mission heute entgegnete Papst Franziskus:
„So viele Dinge haben sich geändert… Auf der missionarischen Seite ist die Achtung der Kulturen, die Inkulturation des Evangeliums, einer der Werte, die eine indirekte Folge des Konzils sind. Der Glaube wird inkulturiert und das Evangelium nimmt die Kultur des Volkes an, es findet eine Evangelisierung der Kultur statt. Inkulturation des Glaubens und Evangelisierung der Kultur sind diese beiden Bewegungen, und wenn ich von der Evangelisierung der Kultur spreche, dann meine ich nicht den Reduktionismus der Kultur oder die Ideologisierung der Kulturen oder all das, was heutzutage eine ernsthafte Versuchung ist, sondern ich spreche von Evangelisierung, von Verkündigung und nichts anderem, mit großem Respekt.

Bedeutung Afrikas
Afrika sei ursprünglich, sagte Papst Franziskus: „Afrika ist originell, Afrika ist für Überraschungen gut.” Gleichzeitig prangert er die „ausbeuterischen Handlungen anderer Länder” an, „die ihnen ihre Ressourcen wegnehmen. Die Vorstellung, dass Afrika existiert, um ausgebeutet zu werden, ist das größte Unrecht, das es gibt, aber sie ist im kollektiven Unterbewusstsein vieler Menschen verankert und muss geändert werden. Zweitens muss als Reichtum Afrikas, nicht nur die Bodenschätze, sondern auch der geistige Reichtum, berücksichtigt werden.”

Den gesamten Text des Interviews von Mundo Negro im Original auf Spanisch mit Audio-Sequenzen von Papst Franziskus finden Sie hier.