Liebe Freunde in der Heimat,

viele Grüße aus meiner neuen Heimat, den beiden Missionspfarren Namokora und Omianyima im Nordosten von Nord-Uganda. Dort arbeite ich mit einem fleißigen Neupriester, P. Samuel, aus meiner ehemaligen Pfarrei in Kitgum zusammen. Die Zusammenarbeit mit P. Samuel ist sehr gut. Eigentlich sollte ich ihn in die pastorale Arbeit einführen. Wir Comboni-Missionare werden in ein paar Jahren an den Diözesanklerus übergeben.

Das Gebiet beider Pfarreien ist über 100 km lang und wohl 40-50 km breit. Im Osten ist ein herrliches, fast völlig unerschlossenes Bergland. Die Menschen dort waren nie in Lagern. Sie wussten sich selbst zu verteidigen. Um die Gemeinden dort zu erreichen, sind wir mit dem Fahrrad weite Strecken bergauf unterwegs.

Doch der Großteil unserer Leute lebt fast immer noch in diesen menschenunwürdigen, miesen Lagern. Dort ist nicht nur die alte Kultur, sondern auch die Moral zerstört. Sie sollten in ihr Land zurückgehen. Doch das geht so zäh und schleppend. Die Welternährungsorganisation hat sie recht und schlecht durchgefüttert. Das sollte aufhören. Die Menschen müssen wieder ihr eigenes Land bebauen. Noch schaffen freilich die Viehräuber aus den östlichen Nachbarvölkern viel Unsicherheit. Dennoch müssen die Leute zurück aufs eigene Land.

Viele der Kirchen bzw. Kapellen sind zerstört oder halb verfallen. Doch die Kirche muss wieder Heimat bieten. Wo zuerst mit dem Wiederaufbau beginnen? Ein großes Problem sind die fehlenden Brunnen – zuwenig oder kein Wasser. Schulen wurden teils durch NGOs (Nicht-Regierungs-Organisationen) gebaut. Doch weiterführende Schulen verlangen unseren Einsatz für so viele junge, kriegsgeschädigte Jugendliche.

Ehrlich gesagt, ich fühle mich überfordert. Dennoch machen wir weiter solange die Kraft reicht.

Euer

P. Josef Gerner