Pater Hans Hieber stammt aus Westhausen bei Aalen im Ostalbkreis. Seit 1986 ist er in Perú in der Seelsorge tätig. Zuvor war er Erzieher in unserem Internat in Neumarkt in der Oberpfalz – rund 40 km südlich von Nürnberg. Gegen Ende 2007 gibt er in einem Brief einen Eindruck von seinem Tagesablauf:
Gerade komme ich von Tarma zurück. Ich war im Büro der Katholischen Erziehung. Es gibt gar manches zu koordinieren, weil wir viel mit den Schulen arbeiten.Es ist dort immer eine nette Atmosphäre. Dann habe ich die Schule „Niño Jesús“ besucht. Ich bringe der Lehrerin die Missionszeitschrift „Aguilucho“ der Comboni-Missionare, die sie verteilt. Heute nimmt sie mich mit in ihr Klassenzimmer. Die Schüler sind etwa 12 Jahre alt. Und ich erinnere mich an die lustigen Religionsstunden am Neumarkter Gymnasium.
Auf der Straße begegne ich Maria. Ich kenne sie noch aus der Zeit, als ich in Tarma war. Sie gehört dem Mütterclub an. Es war die Zeit der Subversion, als sie für die Armen gekocht hat, und wo ich an unserem freien Tag auch manchmal zum Essen hingegangen bin. Sie war immer froh. Aber heute erzählt sie mir traurig, dass der neue Bürgermeister ihren Sohn, der neun Jahre im Rathaus gearbeitet hat, ohne Abfindung entlassen hat. Sie ist Witwe. Nun kämpft sie für ihre Rechte. Ich sag ihr, sie soll am Sonntag nach Palca kommen. Ich kann ihr dann ein wenig helfen. Sie sagt: „Aber bloß geliehen! Wenn er wieder arbeitet, können wir Ihnen das Geld zurückgeben.“ Wie gut in einer Welt so vieler Unverschämten und Korrupten. „Selig die Armen, denn ihrer ist das Himmelreich!“
Dann begegne ich einem Jugendlichen. Er wäscht gerade sein kleines Fahrzeug, mit dem er sich den Lebensunterhalt verdient. „Padre Juan, kennen Sie mich noch?“ Natürlich! Es ist Miguel. Damals war er in der Franziskanischen Jugend und hat mich gern provoziert.
Dann steige ich zum Stadtteil Antamarca Curis hinauf. Dort hole ich die Gitarre ab, die mir ein Mann dort repariert hat. Er weiß immer viel zu erzählen. Heute sagt er zu mir: „Ich möchte Sie nicht ausnützen. Sie sind ja ein Teil meines Lebens.“ Ich freue mich natürlich und entgegne: „Ihr Peruaner übertreibt oft!“ – Dann geht es heim nach Palca.
Nach dem Mittagessen kommen auch die vier Comboni-Novizen, die sechs Wochen bei uns sind und die weiterführenden Schulen im ganzen Umkreis besuchen. Zwei der jungen Männer sind aus Kolumbien, einer ist Ekuadorianer und einer stammt aus Brasilien. Ich staune, wie sie mit ihrem Gebetsleben und mit ihrer Mission zurechtkommen.
Ich werde heute noch nach Tapo fahren. Morgen zelebriere ich dort die Messe mit den Schülern der 5. Jahrgangsstufe. Sie sind nicht sehr eifrig bei der Vorbereitung auf ihre Erstkommunion. Begleitende Eltern gibt es auch nicht. – Und danach geht’s zu zwei Filialschulen: Casacoto und Pueblo Nuevo. In der letzteren unterrichtet nur eine Lehrerin alle sechs Jahrgangsstufen. Wenn ihr nur sehen könntet, wie die sich freuen, wenn wir sie besuchen und mit ihnen singen und beten. Und danach bringen einige noch etwas vom Mittagessen von zuhause für uns …