Zu Gast bei einer Familie in Sambia

Sich zu Hause fühlen ist, wenn man einander vertraut. In Sambia habe ich immer große Gastfreundschaft erfahren. Am Anfang begrüßte ich die Leute von fern und erntete dafür nur Schweigen. Ich dachte, dass es daran lag, dass ich die einheimische Sprache noch nicht beherrschte. Dann lernte ich, dass man einen Gast erst grüßt, wenn er sich hinsetzt. Schon ging es mit Warmherzigkeit und Fragen los. Mit dem Gruß anzufangen ist Aufgabe des Gastgebers, und man wird nicht nur nach dem eigenen Wohl gefragt, sondern nach dem der Nachbarn, der Freunde, manchmal sogar der Haustiere. Man betrachtet den Menschen im Zusammenhang mit der Gemeinschaft.
Wenn ich mit dem Fahrrad die Dörfer besuche und plötzlich bei Regen erwischt werde, klopfe ich am nächsten Haus, und mir wird immer aufgemacht. Sie bieten mir einen Stuhl an, bringen Wasser zum Trinken und ein Tuch zum Abtrocknen. Sie schweigen, dann fragen sie: Wie ist Ihr Name? Diese Menschen wissen, was es bedeutet, einem Fremden zu vertrauen. Wenn ich dann erzähle, wer ich bin und was ich tue, freuen sie sich sehr und ich freue mich auch, dass ich neue Freunde gewonnen habe.

Pater Aldo Sierra aus Torreón (Mexiko) war im Anschluss an sein Theologiestudium in Innsbruck in seiner Heimat im missionarischen Einsatz. Es folgten sechs Jahre Arbeit im Scholastikat in Innsbruck, bevor er 2010 nach Sambia versetzt wurde.