Kinder mit ihren Kanistern bei der öffentlichen Zapfstelle
Ich war früh aufgestanden. Mond und Sterne wichen gerade der Sonne. Vögel sangen, Grillen zirpten, Lichtstrahlen fielen durch das Laubdach der Bäume. Da glaubte ich dunkle Schemen zu erkennen. Spielte die Phantasie mir einen Streich? Die kleinen Gestalten bewegten sich schnell, als wollten sie den Boden nicht berühren. Tatsächlich, da eilten Kinder mit Kanistern vorbei. Unser Dorf ist modern, es ist das einzige in der Gegend mit einer öffentlichen Zapfstelle. Mit den Augen folgte ich den Bewegungen der Kinder. Sie liefen mit Freude, nicht für Gold, Silber oder Bronze, sondern für etwas viel Wertvolleres: Wasser. Wasser bedeutet bei uns Leben.
Ich nahm eine Abkürzung zum Brunnen: Dort stand schon eine lange Reihe von gelben Kanistern. Einige Kinder schaute aus der Entfernung zu, bereit, sich auf jeden zu stürzen, der es wagen sollte, die Kanister zu vertauschen. Hier gilt die Regel: wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Die Kleinen schauten mit fragenden Augen: Ein Erwachsener, so früh an der Wasserstelle, und ohne Kanister? Ein Junge sagte: „Es ist der Pater.“ Da lächelten alle, und ihre weißen Zähne brachten etwas mehr Licht in das Halbdunkel.
Pater Jean Bosco Gakirage ist der einzige Comboni-Missionar aus Ruanda. Er war in Ecuador und Italien im missionarischen Einsatz. Seit 2007 arbeitet er in Uganda und seiner Heimat Ruanda und betreut eine Vielzahl von Aufgabenbereichen.