Mit Bruder Haspinger starb am 7. April – an Covid 19 – einer der markantesten Comboni-Missionare. Hier veröffentlichen wir einen Nachruf des brasilianischen Comboni-Missionars Pater Raimundo.
Pater Raimundo Rocha dos Santos, der später mehrere Jahre auch im Südsudan arbeitete, stammt aus dem Ort Balsas, wo Bruder Bruno zwölf Jahre gearbeitet hat. Als Jugendlicher erlebte er ihn und bewunderte sein Engagement für die Armen. Unter der Überschrift „Bruno Haspinger, Bruder der Bauern“ schreibt er:
„Ich traf Bruder Bruno, als er Anfang der 90er-Jahre in Balsas, in Brasilien, arbeitete. Ich war damals in der katholischen Jugendgruppe aktiv. Damals stand ich vor meiner Entscheidung über meine eigene missionarische Berufung. Bruder Bruno nahm sich besonders der Verteidigung und Organisation von Bauernfamilien im ländlichen Gebiet von Balsas an.
,Brunão‘ (großer Bruno), wie er von vielen liebevoll genannt wurde, erregte Aufmerksamkeit wegen seiner großen Statur, aber auch wegen seines Engagements im Kampf der Kleinbauern bei der Verteidigung ihres Landes. Viel Land wurde gestohlen. Die Folge war ein ländlicher Exodus. Er wirkte auch an der Gründung der ‚Associação Camponesa‘ (Bauerngenossenschaft – ACA) in Isidoro bei Balsas mit.
Bruder Bruno Haspinger ist am 26. Mai 1940 in Taisten, Südtirol, geboren. Mit 18 Jahren kam er über Brixen ins Noviziat nach Josefstal. Anschließend machte er dort eine Ausbildung als Schneider und schloss sie mit der Meisterprüfung ab. Doch in den folgenden Jahren widmete er sich vor allem der KIM-Bewegung und machte Josefstal zu einem Zentrum der kirchlichen Jugendarbeit. 1982 kam die Gründung der WSW (Werkstatt Solidarische Welt), einer Bildungsstätte, die globale Unrechtsstrukturen bewusst machen wollte. Diese lernte er bei seinem Einsatz in Brasilien von 1990 bis 2000 hautnah kennen. Nach seiner Rückkehr war er beteiligt an der
Gründung des HdS (Haus der Solidarität) in Brixen. Von 2008 bis 2015 leitete er in Ellwangen die Missionsprokura. Er starb am 7. April 2021 in Brixen.
Er hat mir einmal gesagt, dass sein Herz schmerzt, wenn er sieht, wie die hier geernteten Sojabohnen in seiner Heimat als Tierfutter dienen, während hier viele Familien Not leiden.
Seine Art und Weise, Solidarität mit dem Volk von Balsas zu zeigen, kostete Bruder Bruno viel Kritik und Missverständnis, auch von Seiten von Mitmissionaren. Er sah sich Anschuldigungen mächtiger Leute gegenüber. Aber nichts entmutigte ihn.
Besonders erregte meine Aufmerksamkeit einmal als ich erlebte, wie entschlossen er an einem Live-Interview bei einem lokalen Fernsehsender teilnahm, der einem ehemaligen Gouverneur und Landbesitzer der Region gehörte. Es war kein Interview, sondern eine Reihe unbegründeter Anschuldigungen. Bruder Bruno blieb bei seiner Kritik und prangerte die Verletzungen der Rechte der Armen an. Ich fragte mich: Was bringt einen Mann dazu, seine Heimat zu verlassen und sich öffentlich einer übermächtigen Opposition zu stellen, mit Schwierigkeiten in der Landessprache, um die Ärmsten zu verteidigen?
Das letzte Mal war ich mit Bruder Bruno im Juni 2018 im Missionshaus in Brixen, Italien, zusammen. Es war ein angenehmer Tag. Der inzwischen alt gewordene ‚Brunão‘ führte mich durch die Gärten, und wir sprachen über seine Missionserfahrung in Brasilien. Wegen seiner schlechten Gesundheit konnte er nicht mehr nach Brasilien zurückkehren. ‚Ich vermisse es‘, sagte er. Auf dem kleinen Friedhof in der Nähe des Missionshauses sprach er stolz von den dort begrabenen Missionaren. Bruder Bruno schließt sich ihnen jetzt an. Er wird den armen Bauern hier in Brasilien in Erinnerung bleiben, die jetzt einen Fürsprecher im Himmel bekommen haben.“
P. Raimundo Rocha dos Santos