Lieder, auswendig gesungen, tragen das Evangelium in die letzten Winkel im Busch. Pater Gregor Schmidt scheibt von seinen Erfahrungen im Südsudan – aber auch von seinen Sorgen.
Im Oktober und November haben wir Priester in unserer Mission für sechs Wochen zahlreiche Kapellen unserer Pfarrei besucht, jeder in einer anderen Region. Wir begannen am Comboni-Fest, am 10. Oktober, mit einem Lied- und Tanzwettbewerb mit zahlreichen Jugendlichen.
Das Singen von Kirchenliedern ist hier bei uns oft das erste Mittel der Evangelisierung. Auf meinem Weg in die Dörfer bin ich zum Beispiel nach Pulkel und Panyuang gekommen, zwei Orte, wo bisher noch nie ein Missionar war. Ich wurde von den Bewohnern gebeten, dort die Heilige Messe zu feiern. Die meisten Menschen waren nicht getauft. Fast niemand kannte die Dialogformeln der Messe („Der Herr sei mit euch“ – „Und mit deinem Geiste“). Was die Leute aber erstaunlicherweise fast alle kannten, waren die Lieder der Messe. Es werden hier auch viel mehr Lieder im Gottesdienst gesungen als in Deutschland, und viel längere. Ein Lied zum Gloria kann schon einmal zehn Minuten dauern, und die Leute, die ja zum großen Teil noch gar keine Christen sind, haben alle liturgischen Lieder auswendig gesungen.
Die Kirchenlieder hier kann man mit Hits aus dem Radio vergleichen, modern und mit Schwung. Sie werden bei der Arbeit gesungen und unterwegs. Sie gelangen lange vor dem Missionar in die entlegensten Dörfer. Und sie machen Jesus und sein Evangelium unter den Analphabeten bekannt. Die ersten Bibelworte und die erste Katechese werden durch Lieder verbreitet, die Christen in der Nuer-Sprache geschrieben und vertont haben.
Wir haben ein Gesangbuch mit inzwischen über 550 Liedern, die Nuer-Katholiken in den 19 Jahren seit Gründung der Pfarrei erdacht oder übersetzt haben – 150 allein in den letzten fünf Jahren.
Kommt der Krieg auch zu uns?
Jetzt habe ich aber noch ein ganz besonderes Anliegen: Von der Leitung der „Ärzte ohne Grenzen“ haben wir erfahren, dass es Pläne der Regierung gibt, unsere Ortschaft in der kommenden Trockenzeit auf dem Landweg mit Bodentruppen zu erreichen und zu zerstören. (Anmerkung der Redaktion: Die Regierung betrachtet das Volk der Nuer als ihre Opposition und hat ihm den Kampf angesagt.)
Es besteht zwar keine direkte Gefahr für unser Leben, weil sich so eine Attacke einige Tage vorher ankündigt und wir fliehen könnten. Es wäre aber für die Menschen und natürlich auch für unsere Arbeit verheerend, wenn Old Fangak zerstört würde. Es gibt nur noch sechs Städte im Nuer-Gebiet, die noch nicht von Regierungstruppen erobert und zerstört worden sind. Die Mehrzahl der Nuer lebt versteckt im Buschland oder ist in Nachbarländer geflohen.
Insgesamt gibt es mehr als vier Millionen Flüchtlinge bei einer Gesamtbevölkerung von knapp zwölf Millionen.
Bitte beten Sie auch für unsere Taufbewerber und die Katecheten, die unter schwierigen Umständen das Evangelium verkünden.