Marlene Mangold aus Oberkochen arbeitet seit August 2017 als Missionarin auf Zeit im Jugendzentrum „Haus der Talente“ in Lima, das von Pater Juan Goicochea gegründet wurde. Hier einige Auszüge aus ihren letzten Berichten:

Gleich am zweiten Tag, noch bevor ich meinen Koffer auspacken konnte, ging es schon in die „Casa de los Talentos“ (Haus der Talente). Von den Räumlichkeiten war ich etwas enttäuscht, da das ganze Haus momentan eine Baustelle ist, also konnte ich diesbezüglich nicht viel sehen.
Jedoch durfte ich an diesem Tag schon einen prägenden Moment erleben: Die Kinder, die die Casa täglich besuchen, haben mich gleich herzlich mit üblichem Backenkuss begrüßt und wollten wissen, wer ich denn sei. Mir ging das Herz auf und in diesem Moment wusste ich, dass mir diese Kinder im Laufe des Jahres vermutlich noch sehr wichtig werden würden und ich durch sie viel empfangen kann.
Am Sonntag war das erste Highlight: Der Gottesdienst am Abend, mit Herzblut von Pater Juan gestaltet. Für mich repräsentiert Pater Juan einen lebendigen Glauben im Zusammenspiel mit Gemeinschaft, Nähe, Lebensfreude und allgemeiner Zugänglichkeit. Die Kirche war voll, Menschen standen bis in die Straßen hinaus.

Umweltschutz
Am 30. September fand morgens eine kleine Ausstellung zum Thema Umwelt statt, welche sowohl Kinder aus der Casa, als auch von der Hausaufgabenbetreuung besuchten. Das war eine schöne Konstellation. Diese Thementage finden vier Mal im Jahr statt und werden hauptsächlich von der Sozialarbeiterin Ana Maria und Sophia (sie macht auch die Bastelstunden) organisiert. Dieses Mal ging es um die Umwelt. Mit Quiz, Bitten für die Umwelt und Bastelwettbewerben wurden die Kinder an das Thema herangeführt. Mir hat es sehr gefallen, da es in meinen Augen wichtig ist, den Blick für die Umwelt zu schärfen, schon allein wenn man die Situation mit dem Müll hier betrachtet – viele Plastiktüten, keine Mülltrennung.

 

Besserer Überblick auf Stelzen: Marlene Mangold und Pater Juan Goicochea mit Kindern vom Haus der Talente in Lima.

Jeder darf mitmachen
Das Haus der Talente bietet eine wahnsinnige Vielfalt, sodass für jeden Geschmack etwas dabei ist und jeder seinen Platz finden kann – früher oder später. Wenn ich sehe, mit welcher Begeisterung die Kinder und Jugendlichen ihre Talente entfalten, geht mir das Herz auf. Das fehlt mir manchmal in Deutschland: Das bloße Ausüben eines Talentes mit purer Herzensfreude, ganz ohne versteifte, kompetitive Denkmuster, und die Möglichkeit, dass jeder und zu jeder Zeit einsteigen und mitmachen kann. Schon nach so kurzer Zeit kann ich erkennen, wie Kinder und Jugendliche Fortschritte machen und sich gegenseitig helfen. Das ist sehr schön.
Mein Spanisch klappt schon richtig gut, mittlerweile habe ich auch das Vaterunser gelernt, wobei an der Geschwindigkeit noch zu arbeiten ist, aber wie gesagt: Mit Geduld und Weitsicht geht es voran, wenn auch manchmal nur Schritt für Schritt!
Meine lieben Freunde, wir hören uns wieder im neuen Jahr!