Pater Bernhard Riegel ist sein Anfang Januar wieder in Südafrika. Dort war er früher schon insgesamt fast 30 Jahre. Aus seinem Brief zu schließen, geht es ihm gut, und er schaut voll Optimismus in die Zukunft.
Hier in Maria Trost sind wir vier Mitbrüder: Pater Rafael, ein Spanier, 52 Jahre, leitet das Pastoralzentrum, hält viele Kurse und ist Pfarrer der beiden Gemeinden. Jedes Wochenende kommen Gruppen wie Diakone in Ausbildung, Katecheten und andere, Frauen, Männer und Jugendliche ins Pastoralzentrum. Am vergangenen Wochenende waren es etwa 80 junge katholische Erwachsene zwischen 25 und 40 Jahren. Dann ist hier seit drei Jahren Bruder Peter Niederbrunner. Er ist seit drei Jahren in Maria Trost und ist Verwalter und Hausmeister. Fast nebenbei hat er das ganze Zentrum renoviert. Daneben schaut er auch nach der Küche und dass immer etwas zu Essen da ist. Der Vierte ist Bruder Paul Felix, 52 Jahre, aus Portugal. Er ist mit mir gekommen und soll den Dienst von Bruder Peter weiterführen, wenn der im Sommer in Urlaub geht.
Meine Aufgabe ist momentan, Gottesdienste in den beiden Gemeinden zu feiern, für die wir zuständig sind, Beerdigungen zu halten, die Kranken daheim und auch im Krankenhaus zu besuchen. Ich bin auch bei vielen Treffen der Gruppen dabei. So komme ich langsam hinein in die Realität der Pfarreien.
Maria Trost
Die Missionsstation Maria Trost liegt ziemlich in der Mitte der Diözese Witbank. Wer es auf der Landkarte oder im Computer sucht: Lydenburg oder Mashishing, so der einheimische Name, liegt etwa 330 Kilometer nordöstlich von Johannesburg und 1500 Meter über dem Meeresspiegel.
Maria Trost liegt etwa zehn Kilometer westlich der Stadt Lydenburg. Zwischen beiden ist die Township von Lydenburg, Mashishing, die vom früheren Apartheidregime geschaffene Siedlung der Schwarzen. Sowohl in der Township wie auch in Lydenburg selber ist eine katholische Kirche, die wir betreuen.
Maria Trost ist unsere älteste Missionsstation in Südafrika. Sie wurde 1924 von den Mitbrüdern gegründet, die nach dem ersten Weltkrieg den Sudan verlassen mussten. Es war eine blühende Missionsstation mit einer Klinik, einem Internat für die höheren Schulen und Möglichkeiten zur hauswirtschaftlichen Ausbildung, bis wegen der Politik der Apartheid in den 60er-Jahren immer mehr Menschen von den umliegenden Farmen in die Stadt ziehen mussten. Heute ist noch eine Grundschule da für etwa 450 Kinder. Die meisten kommen von der Township, einige von den umliegenden Farmen.
Mein erster Eindruck
Es geht alles viel langsamer als in Deutschland. Die Post braucht lange. Innerhalb einer Woche kamen Briefe, die im Mai, im Juli, im August, im September und im Oktober letzten Jahres in Südafrika und auch in Deutschland aufgegeben worden sind.
Vor 15 Jahren haben Diebe die Telefonleitung von Lydenburg zu uns abgebaut und das Kupfer verkauft. Jetzt geht alles übers Internet, mit Skype oder aber mit E-Mails oder Handy. Heute Mittag waren wir vier Stunden ohne Strom. So merke ich auf Schritt und Tritt, dass ich nicht mehr in Deutschland bin.
Wir haben hier auch unsere eigene Wasserversorgung. Letzte Woche wurde nochmals ein Brunnen gebohrt und eine sehr ergiebige Quelle in 70 Meter Tiefe gefunden. Das sollte für die Wasserversorgung für das Zentrum und für unsere Gemeinschaft reichen.
Meine Tätigkeit
Die ersten beiden Sonntage habe ich Pater Rafael begleitet. Am ersten Sonntag hat er mich vorgestellt. Am zweiten Wochenende war ich dann der Hauptzelebrant und Prediger. Die Kirchen waren jedesmal voll. Die Gottesdienste sind am Sonntag um 8 Uhr in Lydenburg/Stadt auf Englisch, ein Gottesdienst mit Menschen aus verschiedenen Ländern und Hautfarben. Um 10 Uhr ist Gottesdienst in der Herz-Jesu-Kirche in Mashishing, der Township neben der Stadt, hauptsächlich auf Zulu. Die Sprachen machen mir Gott sei Dank keine großen Schwierigkeiten.
Bei den Krankenbesuchen begleitet mich Frau Cäcilia Bhengu, die Tochter der früheren Katechistin. Sie ist pensionierte Lehrerin und tut sehr viel für die Kirche und die Gemeinde.
Änderung zum Besseren
Kirchlich gesehen hat sich vieles geändert, vor allem bei den Finanzen. Die Diözesen drängen die Pfarreien, finanziell unabhängig zu werden. So hat die Pfarrei Lydenburg regelmäßig Geld gesammelt, um dem Pfarrer ein Auto zu stellen. Vor zwei Wochen bekam ich einen neuen Toyota Corolla für die Arbeit in der Pfarrei. Die Leute sind stolz auf das, was sie fertig gebracht haben, und zeigten sich interessiert am neuen Auto.
Die Gemeinden sind nicht mehr so arm wie früher. Viele Kinder und Jugendliche konnten studieren und haben gute Arbeitsplätze bekommen.
Neulich habe ich mit dem Kirchenpfleger gesprochen, er hat ein abgeschlossenes Ingenieurstudium und ist jetzt zuständig für den Betrieb der Lüftungen in den unterirdischen Minen in Steelpoort. Gestern hat ein pensionierter Schulleiter beim Gottesdienst über „human trafficking“, den modernen Menschenhandel, gesprochen. Anlass war der Gedenktag der heiligen Josefine Bakhita, die selber als Sklavin gefangen genommen wurde und öfter verkauft wurde. Sie hat das Schicksal solcher Menschen selbst durchgemacht. Der pensionierte Rektor hat auf die Not solcher Menschen hingewiesen.
Mit diesen ersten Eindrücken von Südafrika und Maria Trost grüße ich Euch herzlich und wünsche Euch alles Gute und Gottes Segen,
P. Bernhard Riegel