1959 wurde das damals neue Haus in Mellatz eingeweiht und das Noviziat eröffnet. Jetzt, ziemlich genau 60 Jahre später, steht wieder ein Baukran vor dem Haus. Was daraus werden wird, schildert Pater Dr. Werner Nidetzky:
Auf einer Anhöhe oberhalb der Ortschaft Mellatz liegt das „Daniele Comboni–EineWeltHaus“. Ein herrlicher Blick in das württembergische Allgäu überrascht den Besucher.
Das bisherige „Missionshaus Mellatz“ wurde 1958/59 als Ausbildungsstätte (Noviziat) für Missionare aus dem deutschsprachigen Raum errichtet. Im Lauf der Jahre hat es sich zu einem spirituellen Zentrum entwickelt, dessen Mitte die „Gottesdienst- und Weg-Gemeinde Mellatz“ bildet. Viele Menschen aus Nah und Fern haben hier eine religiöse und geistige Heimat gefunden. Sie schätzen die offene Atmosphäre des Hauses, die lebendig gestalteten, lebensnahen Gottesdienste sowie die vielfältigen Kursangebote. Die Seelsorge in der „Weg-Gemeinde“ entwickelte sich zu einem im weiten Sinn „missionarischen“ Aufgabenbereich des Missionshauses, gefragt auch von „kirchlichen Grenzgängern“ und „Pfarrei-Flüchtlingen“.
Zu den Aufgabenbereichen des Hauses gehört ferner die Begleitung des Freundeskreises „Werk des Erlösers“.
Eine kleine Holzplastik aus Tansania im Eingangsbereich des Hauses veranschaulicht das Missionsverständnis der Gemeinschaft: „geben und nehmen“. Dies beinhaltet: Wertschätzung fremder Kulturen, Dialog mit den anderen Religionen, Einsatz für weltweite Gerechtigkeit und verantworteter Umgang mit der Schöpfung. Im „Eine-Welt-Laden“ werden Waren aus fairem Handel angeboten. Der Verein „Harambee – mit vereinten Kräften“ will das Verständnis für andere Kulturen fördern.
Veränderung war notwendig
Die zunehmenden Veränderungen in Gesellschaft und Kirche wie auch in unserer Comboni-Gemeinschaft ließen erkennen, dass ein grundlegender Wandel notwendig wird. Ein Verkauf des Hauses wurde erwogen. Dies hätte allerdings zur Folge gehabt, dass wir uns weitgehend aus der Region zurückgezogen und viel Unterstützung unserer missionarischen Arbeit eingebüßt hätten. Viele der Gottesdienstbesucher und Freunde unseres Missionshauses wären zudem „heimatlos“ geworden.
Nach langem Suchen fiel Anfang 2017 die Entscheidung für die Neu-Konzeption: „Daniele Comboni –EineWeltHaus“. Eine kleine Gruppe von Comboni-Missionaren wird mit Frauen und Männern unterschiedlicher Herkunft, Kultur, Religion und verschiedenen Alters eine Wohn- und Lebensgemeinschaft auf religiöser Basis bilden, in der jede Bewohnerin und jeder Bewohner seine Fähigkeiten und Lebens-Erfahrungen einbringen kann. Das geplante Gesamtkonzept, so unsere Überzeugung, führt das Anliegen Combonis unter veränderten Bedingungen fort.
Comboni-Gemeinschaft bleibt
Das Missionshaus wurde dafür an den langjährigen Pächter der Landwirtschaft verkauft. Wir Comboni-Missionare bleiben jedoch in Miete mit einer kleinen Gemeinschaft präsent.
Nach langwierigem Genehmigungsverfahren wurde mit dem Umbau des früheren Noviziatsflügels begonnen. Nach bisheriger Planung werden wir Combonis im Spätherbst 2019 in den neu erstellten Wohnbereich umziehen. Erste neue Mitbewohner werden dazu kommen; eine neue Herausforderung für die Gestaltung des Miteinanders im Alltag. Danach wird der andere Teil des Hauses umgebaut.
Insgesamt wird das Haus etwa 35 Wohneinheiten unterschiedlicher Größe sowie Gemeinschaftsräume umfassen. Die Kirche bleibt in der bisherigen Form weitgehend bestehen, gleichsam als „Mitte“ des gesamten Projektes und als Verbindungsstück zwischen den beiden Wohnflügeln.
Die Umsetzung des Konzeptes ist für uns Comboni-Missionare Neuland, eine spannende Herausforderung.
P. Dr. Werner Nidetzky