2012 studierten in Innsbruck die letzten Comboni-Studenten in der Deutschsprachigen Provinz. Nun gibt es seit 2023 im Missionshaus in Graz-Messendorf wieder eine Studentengruppe, die in Graz Theologie studieren und – das ist neu – in der dortigen Hausgemeinschaft mitwohnen und -arbeiten wird. Pater Karl Peinhopf begleitet die Studenten und berichtet:

Seit längerem schon träumen einige Mitbrüder von einem etwas anderen Ausbildungsweg für die angehenden Comboni-Missionare. Er soll sich nicht in der Sonderwelt eines Seminars abspielen, wie es zuletzt in Innsbruck der Fall war, sondern in einfacheren und kleineren Strukturen, um näher an der konkreten Lebenswirklichkeit der Menschen zu sein.
Das Generalkapitel von 2022 hat diesem Wunsch entsprochen und der Generalleitung die Möglichkeit gegeben, „bei Bedarf kleine Gruppen von Scholastikern in einer normalen Hausgemeinschaft unterzubringen“. Sie werden von mir begleitet und können die wesentlichen Elemente der Ausbildung – Gebet, Studium, Gemeinschaftsleben und pastoral-missionarischer Einsatz – gut miteinander verbinden.

Die Hausgemeinschaft der Comboni-Missionare in Graz-Messendorf mit den drei Studenten. Foto: privat

Bildungsgemeinschaft
Unsere Gemeinschaft in Messendorf, „comunitá formativa“ genannt (Bildungsgemeinschaft), wurde für so einen „alternativen Bildungsweg“ ausgewählt. Vier Scholastiker, also Studenten, sollen in der Gemeinschaft mitleben und sich dort auf ihre zukünftige missionarische Arbeit in Europa oder auch anderswo vorbereiten. Abgesehen von der nahen theologischen Fakultät in Graz bietet sich die Comboni-Gemeinschaft in Messendorf für eine solche Bildungsgemeinschaft an, denn sie ist vom Alter und von der Herkunft her bunt gemischt. Zwei Mitbrüder kommen aus Südtirol, je einer aus Deutschland und Österreich, und zwei aus afrikanischen Ländern, Uganda und Togo. Dazu kommt unsere lange Präsenz in der Ortskirche und in der Migrantenseelsorge durch das „Afrikahaus“, das hier mehr als 20 Jahre lang betrieben wurde. Der Stadtrand von Graz bietet viele Möglichkeiten für unsere Scholastiker, sich neben dem Studium auch pastoral, sozial und missionarisch zu engagieren. Die ganze Hausgemeinschaft ist mitverantwortlich für das Projekt und freut sich, die jungen Mitbrüder begrüßen zu können.
Somit zählt die Gemeinschaft von Messendorf zehn Mitbrüder aus insgesamt neun Nationen. Der jüngste ist 24 und der älteste 87 Jahre alt. Damit ist sie ein Abbild der meisten Comboni-Gemeinschaften weltweit, die ähnlich zusammengesetzt sind.

Scholastiker Daniel Osuna aus Mexiko. Foto: privat

Mein Name ist Jesús Daniel Osuna Félix. Ich bin Comboni-Missionar und komme aus Mexiko. Den größten Teil meines Lebens habe ich in Baja California, einem Bundesland im Nordwesten Mexikos (die lange Halbinsel südlich von Kalifornien) verbracht. 2017 trat ich bei den Comboni-Missionaren in Mexiko ein. Ich war überrascht, zum Studium nach Graz zu kommen, habe mich aber sehr gefreut.
Ich muss gestehen, dass ich mich seit meiner Ankunft im September 2023 in einer anderen Welt befinde. Es ist nicht nur eine andere Sprache und eine andere Kultur, sondern auch eine andere kirchliche und soziale Realität. Der erste Monat des Sprachstudiums war sehr stressig, denn im Gegensatz zu meinen Mitbrüdern habe ich in Mexiko keinen Deutschkurs besucht. Obwohl ich erst die Hälfte des Kurses hinter mir habe, kann ich mich aber schon verständigen.
Hier in der Gemeinschaft bin ich nun der Jüngste. Alle Mitbrüder, besonders die älteren, helfen mir zu lernen, wie man ein guter Missionar wird. Wir sind hier in Graz kein traditionelles Scholastikat (Gemeinschaft von Studenten), sondern eine Ausbildungsgemeinschaft. Durch unsere zeitlichen Gelübde sind wir Studenten bereits Comboni-Missionare und leben in einer Gemeinschaft, in der alle Mitbrüder gleich sind. Es ist eine schöne Erfahrung, denn obwohl wir noch in der Ausbildung sind, werden wir gleich behandelt, als Brüder, mit allem, was dazu gehört.
Meine Mitstudenten und ich stehen vor einigen Herausforderungen, aber mit Ihren Gebeten werden wir vorankommen und jeden Tag mehr entdecken, was Gott mit unserem Leben vorhat.

Einstieg mit Deutschkurs
Konkret wurde es Ende September 2023 mit der Ankunft des ersten Scholastikers, Daniel Osuna (siehe auch sein Bericht oben) aus Mexiko. Inzwischen sind auch Wilson Wairimu aus Kenia und Tonito Teaneque aus Mosambik angekommen. Am 15. März erfuhren wir, dass auch der letzte der vier Scholastiker, Ilolube Tandir Blondel aus dem Kongo, sein Visum erhalten hat.
Im ersten Jahr ist Deutschlernen angesagt, vormittags in der Sprachenschule. Und die Verständigung gelingt immer besser. Der Sprachkurs ist anspruchsvoll und der Fortschritt der Studenten wird durch regelmäßige Tests abgefragt. Ende August steht die Abschlussprüfung an, die notwendig ist, um das Theologiestudium beginnen zu können. Da die Studenten zu unterschiedlichen Zeiten angekommen und somit in unterschiedlichen Klassen sind, ist auch das Sprachniveau im Moment noch unterschiedlich. Nach Ostern werden die vier auch bei der Gestaltung des Stundengebets und der hl. Messe mitwirken, zum Beispiel auch Vorbeterdienste in der Gemeinschaft übernehmen.
Nun ist Geduld angesagt: mehr zuhören als sprechen, mehr beobachten als selbst sofort alles zu beurteilen… Die konkreten Schritte des Hineinwachsens in eine neue Kultur sind langsam.

Auf dem Weg nach Slowenien: Pater Karl Peinhopf mit den angehenden Studenten Daniel, Tonito und Wilson. Foto: privat

Erste Kontakte
In der Gottesdienstgemeinde von Messendorf wurden sie schon vorgestellt und kennen auch schon mehrere Personen. Einmal pro Monat machen wir einen Ausflug in die Umgebung von Graz. Auch einige Besuche machten wir schon: bei meinen Geschwistern, bei der ehemaligen Köchin Leni und bei Freunden von uns. Zuletzt waren wir am 17. März nach Slowenien eingeladen, wo wir an einem Gedenkgottesdienst anlässlich des 50. Jahrestages des Todes von Pater Josef Musar teilnahmen. Er war eine der prägenden Gestalten einer Reihe von slowenischen Comboni-Missionaren und von 1932 bis 1938 der Generalobere der Kongregation. [Mehr zum Besuch in Slowenien lesen Sie hier.]

P. Karl Peinhopf