Pater Giuseppe Ambrosoli, geboren am 25. Juli 1923 in Ronago, war einer der Söhne des Gründers des gleichnamigen Honigunternehmens. Er schrieb sich an der medizinischen Fakultät ein, weil er den Wunsch hatte, in die Mission zu gehen: „Gott ist Liebe, es gibt einen Nächsten, der leidet, und ich bin sein Diener“, erklärte er seiner Familie.
Arzt und Missionar
1949 trat er bei den Comboni-Missionaren ein und wurde vom damaligen Erzbischof von Mailand, Giovanni Battista Montini, zum Priester geweiht. Im Februar 1956 schiffte er sich nach Afrika ein, wo er im Krankenhaus von Kalongo, einem Dorf im Norden Ugandas, als Arzt arbeitete. In wenigen Jahren verwandelte er es in ein großes Krankenhaus, bildete Ärzte und Krankenschwestern aus und zog die Menschen um sich herum mit einer Mischung aus Enthusiasmus, Kompetenz und Hingabe an, die man als Charisma bezeichnen könnte und die ihm den Namen Ajwaka Madid, der „weiße Zauberer“, eingebracht hat. Auch Bruder Günther Nährich, der ein Praktikum als Krankenpfleger in Kalongo absolvierte, war von Pater Ambrosolis Ausstrahlung beeindruckt.
In dieser Zeit, so sagte er später, reifte in ihm der Entschluss, als Arzt und Missionar nach Afrika zu gehen.
Im Zweiten Weltkrieg
Der Geburts- und Heimatort Ambrosolis, Ronago bei Como, liegt direkt an der Schweizer Grenze. Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, war Ambrosoli 16 Jahre alt. Als Jugendlicher half er zahlreichen Juden und anderen von den Faschisten Verfolgten zur Flucht in die Schweiz. Das wurde zunehmend gefährlicher. Deswegen hielt er sich mit der Zeit auch selbst mehr in der Schweiz auf als in seiner Heimat. Nach dem Waffenstillstand Italiens mit den Alliierten am 3. September 1943 stand auch seine Heimat unter deutscher Besatzung und unter der Herrschaft der sogenannten „Repubblica Sociale Italiana“ (RSI). Um seine Familie vor Repressalien zu bewahren, kehrte der inzwischen 20-Jährige zurück, wurde von der RSI in deren Armee eingezogen und kam in das Ausbildungslager in Heuberg bei Stetten am Kalten Markt. Hier erlebte er das rohe und entbehrungsreiche Soldatenleben unter fremder Herrschaft und auch den Zwiespalt eines Menschen, der zum Kampf gegen seine eigenen Landsleute ausgebildet werden sollte. In dieser Zeit, so sagte er später, reifte in ihm der Entschluss, als Arzt und Missionar nach Afrika zu gehen. Vorbild war ihm wohl Albert Schweitzer. Diese Zeit und überhaupt der Krieg endete für ihn, als die Franzosen im März 1945 weitgehend kampflos das Lager Heuberg besetzten und die deutschen und italienischen Soldaten entwaffneten.
Nachdem Ambrosoli sein Medizinstudium abgeschlossen hatte, bat er im Sommer 1949 als junger Arzt um Aufnahme bei den Comboni-Missionaren. In seinem Gesuch schrieb er: „Ich möchte mich als Arzt in den Dienst der Mission stellen.“ Bevor er eintrat, machte er noch einen Kurs in Tropenmedizin in London. Nach dem Studium der Theologie wurde er am 17. Dezember 1955 in Mailand von Erzbischof Giovanni Battista Montini, dem späteren Papst Paul VI., zum Priester geweiht.
Anschließend arbeitete er 31 Jahre lang im Krankenhaus in Kalongo. Am 27. März 1987 starb er im Alter von 64 Jahren in Lira an einem Niereninfarkt. Sieben Jahre später wurden seine sterblichen Überreste exhumiert und in Kalongo, in der Nähe des Krankenhauses, das seinen Namen trägt, beigesetzt.
Am 20. November 2022 wurde Pater Guiseppe Ambrosoli in Kalongo vom apostolischen Nuntius in Uganda, Erzbischof Luigi Bianco, seliggesprochen. Ein Bericht über die Feierlichkeiten der Seligsprechung folgt in der nächsten kontinente-Ausgabe.
Reinhold Baumann