1980 ging Pater Alois Weiß das erste Mal nach Peru. Er war Seelsorger hoch oben in den Anden, später Provinzoberer in Lima und ist seit 2020 Pfarrvikar in Trujillo, einer Stadt direkt am Pazifik.

Nach Südamerika vor 44 Jahren
Am 2. Januar 1981, also vor 44 Jahren, kam ich in Lima an. Als mich mein Bruder zuvor von meinem Heimatdorf Löffelstelzen mit dem Auto nach Ellwangen brachte, gab es Schnee und Eis. Wir waren in Sorge, ob er wieder gut heimkommen und wir am Abend noch mit dem letzten Zug nach Stuttgart kommen würden; denn es war nicht sicher, ob die Straßen am nächsten Tag frei wären. Alles klappte, und als wir in Lima abends aus dem Flugzeug stiegen, noch warm angezogen, empfing uns die feuchtwarme Hitze wie eine Umarmung.
Gott sei Dank, konnte ich schon am nächsten Tag Lima verlassen und hoch in die Anden nach Tarma fahren, wo am 4. Januar Monsignore Lorenz Unfried als Bischof von Tarma eingesetzt wurde. Und so war ich an meinem Wirkungsort angekommen. Allerdings nur bis 1984. Meine Mitbrüder machten mich zum Provinzoberen. So war ich dann fünfeinhalb Jahre in Lima. Anschließend ging es zurück nach Europa, ich wurde Generalsekretär in Rom. 2000 ging es zurück nach Peru. Zehn Jahre nach Cerro de Pasco auf 4380 Meter Höhe, dann nach Palca. Jetzt bin ich seit vier Jahren – mit Beginn der Pandemie 2020 – in Trujillo und hier als Pfarrvikar im Einsatz.
Meine Hauptaufgabe ist das Amt des „penitenciario“, also Beichtvaters, in der Kathedrale, wo ich jeden Tag zwei bis drei Stunden die Beichte höre. Ein Mitbruder in Ellwangen hat mich mal gefragt, ob in Peru noch jemand beichte. Gott sei Dank, unser Volk in Peru ist im allgemeinen sehr religiös und die Katholiken schätzen die Sakramente. Viele wollen nicht kommunizieren ohne vorher zu beichten. Für mich ist das eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe. Die Menschen suchen neben der Verzeihung der Sünden auch Rat in oft verzweifelten Situationen. Das Leben in Peru ist schwieriger geworden, wie wohl überall in der Welt; aber seit einigen Jahren nimmt die Kriminalität immer mehr zu. Es wird erpresst und getötet. Im laufenden Jahr gibt es schon mehr als 100 Opfer dieser Gewalt. Auch die Korruption nimmt überhand. Als ich vor 44 Jahren ankam, hörte ich, die Korruption sei das größte Problem für den Fortschritt. Sie ist bis heute um ein vielfaches schlimmer geworden.
Angesichts dieser Probleme kommen wichtige andere Themen, wie zum Beispiel das Thema Umwelt, hier kaum zur Sprache und spielen in Politik und Wirtschaft nur eine Nebenrolle.

Die Menschen suchen neben der Verzeihung ihrer Sünden auch Rat in oft verzweifelten Situationen.
Alois Weiß

Laufen hält gesund
Im Juli werde ich 85 Jahre alt und erfreue mich noch bester Gesundheit. Stramm spaziere ich gern jeden Tag nach Möglichkeit eine halbe Stunde durch die Fußgängerzone und zur Kathedrale. Auch am Wochenende bin ich zu Fuß unterwegs. In den Anden war ich fast jeden Tag in den Bergen unterwegs. Hier in Trujillo würde ich gerne jeden Tag im nahen Meer zum Schwimmen gehen, aber dafür habe ich bis jetzt noch keine Zeit gefunden. Hier in Trujillo sind wir im Hochsommer. Die Hitze macht einem zu schaffen. Gott sei Dank, komme ich auch mit diesen Temperaturen von über 30 Grad gut zurecht.

Pater Alois Weiß