Am 6. August starb in Ellwangen Pater Konrad Nefzger. Mehr als die Hälfte seines Lebens, insgesamt 50 seiner 80 Lebensjahre, hat er in Südafrika verbracht, vor allem unter dem Volk der Zulu.
Der richtige Friedhof für Pater Konrad Nefzger wäre der in Maria Trost in Südafrika gewesen. Diesen hat er seit Jahren mit viel Liebe und Respekt vor den dort begrabenen fast 40 Mitbrüdern gepflegt, zusammen mit Bruder Hermann Engelhardt, der zwei Monate vor ihm in Ellwangen gestorben ist und bei dessen Requiem er die Predigt gehalten hat.
Als Pater Konrad im September letztes Jahr nach Deutschland zurückkehrte, hoffte er seine Gesundheit stabilisieren und wieder nach Südafrika zurückkehren zu können. Am 1. April feierte er in der Hausgemeinschaft in Ellwangen ganz bescheiden seinen 80. Geburtstag, bescheiden, denn in Ellwangen kannte ihn fast niemand mehr, obwohl er hier neun Jahre am Gymnasium war. Aber inzwischen waren mehr als 60 Jahre vergangen.
Pater Konrad ist am 1. April 1939 in Unterschönau bei Arberg in Mittelfranken geboren. Mit elf Jahren kam er 1950 ins Josefinum nach Ellwangen. Nach Abitur und dem Studium wurde er 1964 in Bamberg zum Priester geweiht. Ein halbes Jahr später, im Januar 1965, war er bereits in Südafrika. Bis auf drei Jahre als Leiter des Seminars in Neumarkt in der Oberpfalz (1970 bis 1973) war er immer in Südafrika, fast 50 Jahre. Von 1974 bis 1977 war er dort Provinzoberer, die übrigen Zeit fast immer Pfarrer, bis zum Ende der Apartheid 1994 vorwiegend in Pfarreien mit schwarzer Bevölkerung, ein bodenständiger und sehr beliebter Gemeindepfarrer mit geistreichem Humor und viel Empathie für die Leute. Zulu war ihm zu seiner zweiten Muttersprache geworden.
Nebenher schrieb er auf Englisch ein Buch über die „Geschichte der Comboni-Missionare in Südafrika von 1924 bis 1994“. Humorvoll bemerkte er, es enthalte mehr Geschichtchen als Geschichte, das heißt, es sind viele Anekdoten, heitere und solche, die nachdenklich machen, hineingeflossen. Er wollte nicht nur einen nüchternen Ablauf von Geschehnissen schildern, sondern die Arbeit und auch das Menschliche der Mitbrüder würdigen. Die meisten hat er ja noch selber gekannt.
Die letzten zehn Monate verbrachte er in der Hausgemeinschaft in Ellwangen, unterbrochen durch mehrere längere Krankenhausaufenthalte. Er sprach immer gut über die Südafrikaner und immer wieder hörte man in der Unterhaltung mit ihm Ausdrücke und Redewendungen in Englisch und Zulu. Nach dem Frühstück und auch zwischendurch ging er oft mit seiner Pfeife in den Garten. Den Tabak dafür hat er aus Südafrika mitgebracht. Als es Winter wurde, suchte er ein Vogelfutterhäuschen, und als er keines fand, kaufte er eines, hängte es im Garten an einen Baum und freute sich täglich an den Vögeln. Noch ein anderes Hobby hatte er: Mit viel Geduld und feinem Geschmack verzierte er Kerzen und verschenkte sie.
In seinem PC fanden sich über 30 Seiten mit der Überschrift „Erinnerungen an Südafrika“. Sie sind für uns jetzt eine lebendige Erinnerung an ihn, einen lieben, umgänglichen und humorvollen Mitbruder, den wir noch gern einige Jahre in unserer Mitte gehabt hätten.
Pater Reinhold Baumann