Mit 89 Jahren starb am 26. Juni Pater Hilmar Gulba im Hospiz in Ellwangen. 48 Jahre seines Lebens arbeitete er in Peru.
Pater Hilmar Gulba gehörte zu den ersten Schülern, die nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Wunsch, Priester zu werden, ins Josefinum nach Ellwangen kamen. Geboren am 5. September 1933 in Ratibor in Oberschlesien, hatte er nach dem Krieg mit seiner Mutter und acht Geschwistern seine Heimat verlassen müssen. 13 Jahre alt war er, als er mit seinem etwas jüngeren Bruder Werner im Januar 1946 nach Josefstal kam, denn das Seminar in der Stadt war noch im Wiederaufbau.
Später erinnerten sich die beiden noch daran, wie sie die Ziegel des abgebrannten alten Gebäudes abklopften, damit sie als Baumaterial wieder verwendet werden konnten. Der alte Pater Lehr gab ihnen und anderen, die anfragten, Nachhilfe, damit sie es in die entsprechende Klasse am Gymnasium schafften, die ihrem Alter entsprach. Im Seminar in Ellwangen war er auch Organist. Dazu hatte er später in Peru allerdings kaum Gelegenheit, denn Orgeln gibt es in den Kirchen dort fast keine.
Nach dem Abitur 1954 trat er ins Noviziat der Comboni-Missionare in Bamberg ein und studierte dort auch Theologie. Nach der Priesterweihe 1960, ebenfalls in Bamberg, kam er nach Peru, wo er insgesamt 48 Jahre vor allem im Hochland der Anden auf Höhen um die 4000 Meter im Einsatz war. Unterbrochen wurde diese Tätigkeit durch einen Einsatz von sechs Jahren (1977-84) als Militärseelsorger an den Standorten Ellwangen und Dornstadt.
Er war in vielen Dingen eher unkonventionell und offen für Neues.
In Peru erlebte er auch die schlimme Zeit des Terrors des „Sendero Luminoso“, und er und Pater Eduard Falk entgingen im Dezember 1989 nur sehr knapp einem Attentat. Sie überfuhren eine in der Straße vergrabene Mine, ohne dass diese hochging. Hundert Meter danach wurden sie von den Terroristen mit gezückten Waffen angehalten. Als diese nachsehen wollten, warum die Mine nicht hochgegangen war, explodierte sie und tötete zwei der Terroristen. Anschließend ließen sie die Priester frei, da sie nicht die von ihnen erwarteten Personen waren, nahmen aber das Auto mit. Diese Erfahrung hinderte die beiden nicht, als Seelsorger und Missionare im Bergland von Peru ohne Unterbrechung weiterzuarbeiten.
Pater Hilmar und überhaupt seine Familie waren in vielen Dingen eher unkonventionelle Menschen und offen für Neues. Ganz deutlich war das bei seinem Goldenen Priesterjubiläum im Juli 2010 in Mannheim erlebbar. Beim Festgottesdienst assistierten ihm unter anderen auch zwei seiner Nichten, die evangelische Pfarrerinnen sind. Unkonventionell war er manchmal auch in der Missionsarbeit, vor allem in seinem sozialen Engagement. Er probierte immer wieder auch neue Wege und Methoden, auch wenn es nicht immer klappte.
Im Oktober 2022 kam er mit 89 Jahren und gesundheitlich angeschlagen nach Deutschland zurück und starb am 26. Juni 2023 im Hospiz in Ellwangen.
Reinhold Baumann