Nach 57 Jahren als Missonar in Peru starb Pater Franz Weeger, oder Pater Pancho, wie er in seiner zweiten Heimat Peru hieß, am 31. März 2023 in Lima.
Von Pater Franz Weeger bzw. Pater Pancho war eher wenig die Rede, wenn man von Peru und den Mitbrüdern dort erzählte. Er hielt sich meist im Hintergrund, war auch kein großer Briefe- und E-Mail-Schreiber. Er tat einfach seine Arbeit.
Geboren ist er in Gern, einem zu Ornbau in Mittelfranken gehörenden Weiler, am 13. April 1939, also vier Monate vor Beginn des Zweiten Weltkriegs. Er war der älteste von neun Geschwistern. 1950 kam er mit elf Jahren ins Josefinum in Ellwangen, zusammen mit einer größeren Gruppe von Jungen seines Alters. Zu ihnen gehörten auch die späteren Patres Konrad Nefzger und Rudolf Friedl, sowie Bruder Adolf Seibold, die alle schon verstorben sind. Zwei Jahre vorher hatten der spätere Bischof Lorenz Unfried und Pater Anton Fichtner in Ornbau Primiz gefeiert. Davon wurden auch sie inspiriert.
Ohne nennenswerte Schwierigkeiten durchlief er den traditionellen Weg eines Comboni-Missionars der damaligen Zeit: Gymnasium, Abitur, Noviziat und Studium in Bamberg. Nicht eine einzige Stunde hat er wegen Krankheit gefehlt, er war einfach unverwüstlich.
Nach der Priesterweihe am 6. März 1966 in Bamberg erhielt er Sendung nach Peru. Dort blieb er sein ganzes Leben, 57 Jahre. Nach Deutschland kam er anfangs alle sechs und später alle drei Jahre auf Urlaub.
Er war klar in seinen Prinzipien, ohne Angst, seine Meinung zu sagen, und immer offen für Dialog.
Luis Barrera, Bischof von Callao
Wie sein späterer Provinzoberer und jetziger Bischof von Callao, Luis Barrera, bei der Totenmesse sagte, lebte und arbeitete Franz Weeger vor allem dort, wohin sich niemand vordrängte. 23 Jahre war er in Junin und in der Bergarbeiterstadt Cerro de Pasco auf einer Höhe von 4000 beziehungsweise 4500 Meter Höhe. Dazu braucht es nicht nur eine gute physische Gesundheit. Auch das soziale Leben ist anders, ist härter. Das passte irgendwie zu ihm. Bischof Barrera gebrauchte bei der Beerdigung ein peruanisches Sprichwort: Er sei „kein Mehl gewesen, aus dem man Hostien backt“– gemeint ist weiches reines Weißmehl – sondern schon etwas für härtere Kost. Er sei „klar in seinen Prinzipien gewesen, ohne Angst, seine Meinung zu sagen, und immer offen für Dialog“.
Während der Zeit des Terrors des „Sendero Luminoso“ (Leuchtender Pfad) war er sechs Jahre in Yanahuanca, einer Stadt auf 3500 Meter Höhe, einem Hotspot des Terrorismus. Da musste man tatsächlich um sein Leben fürchten. Zu den erwähnten größeren Orten gehören jeweils noch eine Reihe mittelgroßer und kleinerer Orte, die es regelmäßig in oft stundenlangen Fahrten zu besuchen galt.
Das Alter forderte auch von ihm seinen Tribut. Die letzten zwei Jahrzehnte war er in gemäßigteren Gefilden, in Tarma und Huánuco, die letzten Monate dann in Lima. Er selber dachte nicht an eine Rückkehr nach Deutschland. Sein Lebensmittelpunkt und seine sozialen Kontakte waren in Peru. Doch seine Familie und auch die Comboni-Missionare bereiteten eine Rückkehr vor. Er aber wartete nicht solange und starb am Freitag vor der Karwoche, am „Schmerzensfreitag“, dem 31. März 2023 in Lima.
Reinhold Baumann